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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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schrecklichen Bedingungen, die sie vorgefunden hatten, der Unmöglichkeit, all diese hilflosen Kinder zu trösten, verwaist und ihrer Heimat entrissen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen der Wut und Frustration, weil sie aus Trauer über ihre eigene Vergangenheit nicht imstande gewesen war, dem Geschehen Einhalt zu gebieten. Seinem Schiff hatte es an Nahrungsmitteln gemangelt – schließlich hatte es auf einem Heimflug fast sein Ziel erreicht gehabt –, und zu den anderen Qualen der Passagiere waren Hunger und Durst hinzugekommen. Jetzt wollte er den Stoßtrupp begleiten; weil er keinen regulären Posten auf dem Flaggschiff bekleidete, hatte er um Erlaubnis gebeten, mit den Marines zu landen.
    »Ich komme natürlich zurück, wenn Sie mich brauchen«, sagte er, ohne ihr in die Augen zu sehen. Sassinak seufzte. Offenbar machten ihm seine Erlebnisse zu schaffen; er würde nicht zufrieden sein, ehe er die Sklavenhändler in Schußweite hatte … oder selbst getötet wurde, dachte sie nervös. Er war kein Marine; er war nicht im Bodenkampf ausgebildet; er sollte vernünftiger sein. Auf lange Sicht wäre er besser dran, wenn sie ihn auf die Zaid-Dayan zurückbefahl und ihn so in Sicherheit brachte.
    »Huron …« Sie brach ab, als er sie ansah. Es war ein Blick zwischen zwei Captains – er war nicht mehr der entgegenkommende Liebhaber, der kompetente Stellvertreter, dessen Loyalität zuerst ihr galt. Sie konnte ihn zurückbefehlen, und er würde gehorchen – aber es wäre nicht der Huron, den sie sich wünschte. Er würde eine Zeitlang seine eigenen Schlachten ausfechten müssen, und später – wenn es für sie ein Später gab – konnten sie einander neu entdecken. Sie spürte einen fast körperlichen Schmerz in der Brust, eine Welle von Sehnsucht im Verein mit einer bösen Vorahnung. Wenn ihm etwas zustieß – wenn er getötet wurde –, würde sie mit dem Wissen leben müssen, daß sie ihn hätte davor bewahren können. Aber wenn sie ihn jetzt zwang, sich in Sicherheit zu begeben, würde sie das Wissen ertragen müssen, daß er auf sie wütend war.
    »Passen Sie auf sich auf«, sagte sie schließlich. »Und erledigen Sie ein paar von den Mistkerlen für mich.«
    Sein Blick erstrahlte, und er lächelte sie herzlich an. »Danke, Commander Sassinak. Ich bin froh, daß Sie mich verstehen.«
    Was immer sie tat, der Kampf würde vorbei sein, wenn sie für die Wartungsarbeiten ins Sektorhauptquartier der Flotte zurückkehrte. Sassinak hoffte, das Lächeln, das sie erwiderte, war so offen und ehrlich wie seins; sie empfand nichts von seiner freudigen Erregung.
    Die Rückreise zum Sektorhauptquartier geriet zu einer der deprimierendsten ihres ganzen Lebens. Sie hatte wie Huron darauf gebrannt, so viele Piraten und Sklavenhändler wie möglich auszulöschen, und doch mußte sie wie eine inkompetente Zivilistin heimkehren. Sie hegte ungewollt Groll gegen Hollister – dabei traf ihn die wenigste Schuld.
    Ihr neuer Stellvertreter kam ihr nach diesem kurzen Gespräch mit Huron noch unfähiger vor. Sie wußte, daß sie ihn zu streng kritisierte, aber sie konnte nicht anders. Sie sah immer wieder Hurons Gesicht vor sich, stellte sich vor, wie es wäre, ihn hier zu haben. Zur Ablenkung, mehr war es nicht, recherchierte sie weiter in den Personalarchiven und machte sich über jeden kundig, der möglicherweise Zugang in den entsprechenden Bereich des Schiffs gehabt hatte, als der Torpedo abgefeuert worden war. Nach Kelly kam Keland, und von da wühlte sie sich durch ein weiteres Dutzend bis hin zu Prosser. Prossers Portrait in seinem Eintrag zeigte einen Gesichtsausdruck, der ihr nicht gefiel, eine schmallippige, selbstgerechte Art von Lächeln, und sie ertappte sich dabei, wie sie es anstarrte. Wenn das so weiterging, würde sie jedes Mitglied der Mannschaft hassen. Sie konnten nicht alle schuldig sein. Prosser war im persönlichen Umgang nicht so unsympathisch (sie überzeugte sich bei Gelegenheit beiläufig davon); es lag nur an der allgemeinen Depression, die sie empfand. Und sie wußte, daß sie sich nach der Rückkehr in den Sektor einem Untersuchungsausschuß stellen mußte, wenn nicht sogar einem Kriegsgericht.
    Im Sektorhauptquartier erwarteten sie lange Sitzungen mit Verwaltungsbeamten, die ganz genau wissen wollten, wie jeder einzelne Schaden am Schiff entstanden war, warum sie was getan hatte und warum nicht etwas anderes. Als die Seniortechniker den Kopf schüttelten, über die Schäden die Nase rümpften und

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