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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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dünne gallertartige Scheibe auf einer Hälfte des Tellers erkannte sie allerdings: Krel, der Fruchtkörper eines Pilzes, der nur auf Regg wuchs und den wichtigsten Exportartikel des Planeten darstellte – von Flottenoffizieren abgesehen. Sie prostete Abe zwinkernd mit einem Glas Wein zu.
    Er war in den vier Jahren ihrer Kadettenzeit merklich gealtert, inzwischen fast kahl, und ihr war nicht das leichte Zucken entgangen, als er es sich ihr gegenüber bequem machte. Seine Knöchel waren ein wenig geschwollen, seine Falten tiefer, aber das lebhafte Funkeln in seinen Augen war dasselbe.
    »Ach, Mädchen, du erfüllst mein Herz mit Stolz. Nein, ›Mädchen‹ darf ich nicht mehr sagen; du bist jetzt eine erwachsene Frau und noch dazu eine echte Dame. Eine elegante Frau. Ich wußte ja, daß du klug und couragiert bist, aber ich hätte nicht gedacht, daß du dich zu einer so eleganten Frau entwickeln würdest.«
    »Elegant?« Sass hob eine Augenbraue, eine Masche, die sie vor dem Spiegel geübt hatte, und er ahmte sie nach.
    »Elegant. Wehr dich nicht dagegen; es paßt zu dir. Klug, sexy und dazu noch elegant. Übrigens, wie war denn das Nachtleben im letzten Semester?«
    Sass zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf. »Dürftig, bei all dem, was wir zu tun hatten.« Ihre Affäre mit Harmon hatte die Halbjahresprüfungen nicht überdauert, aber sie freute sich auf etwas Besseres nach der Versetzung. Auf einem Kreuzer würde sie sicher mehr als einen passenden Mann kennenlernen. »Du hast mir gesagt, die Akademie sei hart, aber ich dachte, nach dem ersten Jahr hätte ich das Schlimmste überstanden. Ich wüßte nicht, wie man es als echter Offizier noch schwerer haben könnte denn als Kadettenkommandeur.«
    »Du wirst es noch herausfinden.« Abe leerte sein Weinglas und hob ein Stück Roulade zum Mund. »Du mußtest diese Kinder nicht in den Tod schicken.«
    »Kommandeur Kerif sagte, das gehöre der Vergangenheit an; man schickt Leute nicht mehr in den Tod, man schickt sie los, um zu siegen.«
    Abe ließ die Roulade mit einem leisen Plumps auf den Teller zurückfallen. »Das kann ich mir vorstellen. Was für eine Art ›Sieg‹ ist das, wenn dein Schiff eine Kapsel im Gitter verliert und du eine Reparaturmannschaft losschicken mußt? Hör mir zu, Sass: du willst doch sicher keiner von diesen grünen Anfängern sein, denen die Truppen nie vertrauen. Es ist kein Spiel mehr, so wie es auch kein Spiel war, von Sklavenhändlern verschleppt zu werden. Du bist wieder in der realen Welt. Echte Waffen, echte Wunden, echte Tote. Ich bin verdammt stolz auf dich, und daran wird sich nichts ändern; nicht jedes Mädchen hätte es soweit gebracht. Aber wenn du die Akademie für hart hältst, dann denke an Sedon-IV und die Sklavenbaracken zurück. Ich nehme an, daß du nichts vergessen hast, welchen Schliff man deinem Benehmen auch immer verpaßt hat.«
    »Nein. Ich habe nichts vergessen.« Sass stopfte sich eine Roulade in den Mund, bevor sie zuviel sagte. Er brauchte nichts über ihren Krach mit dem Paraden-Sprößling zu erfahren. Ein Frösteln kroch ihr über die Schulterblätter. Er wußte sicher, daß sie sich nicht allzu sehr verändert hatte – aber irgendetwas schien ihn nervös zu machen. Sobald sie mit dem Essen fertig waren, wollte er gehen, und sie wußte, daß noch etwas kam. Draußen, im feuchten Wohlgeruch eines Frühsommerabends, wünschte Sass wieder, sie könne sich in zwei oder drei Personen aufteilen. Sie hatte eine Einladung zur Abschlußfeier auf den bepflanzten Hügeln hinter dem Akademieplatz. Der Abend war wie geschaffen dafür – weiches Gras, eine süße Brise. Und Mückenstiche, wo man sich nicht kratzen konnte, fiel ihr ein, und sie fragte sich, warum den Genies, die es geschafft hatten, die Küchenschaben auf der Alten Erde zu lassen, mit den Mücken nicht dasselbe gelungen war.
    Abe führte sie durch die Stadt in eine seiner Lieblingsbars. Sass seufzte innerlich. Sie wußte, was ihr bevorstand: ältere Flottenunteroffiziere frequentierten das Lokal, und er wollte sie seinen Freunden präsentieren. Aber es war laut und voll und roch, nach der frischen Luft draußen, penetrant nach dem billigen Fett, in dem die Snacks fritiert wurden. Sie sah einige andere Absolventen und winkte. Unter ihnen Donnet: sein Onkel war ein pensionierter Maschinist von einem schweren Kreuzer. Und Issi, der Stolz ihrer Familie: seit sieben Generationen der erste in einer vielköpfigen Flottenfamilie, der es zum Offizier

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