Sassinak
Ich sag Ihnen was, Fähnrich, jemand will sichergehen, daß Achael das Signal erhält, was immer es enthält.« Er warf ihr einen seltsam herausfordernden Blick zu. »Soll ich’s markieren?«
»Wie? Nein«, sagte sie. Dann etwas bestimmter, weil er sie weiter ansah: »Nein, nur die Empfangsmarkierung. Es ist schließlich nicht unsere Sache.«
Trotzdem ging ihr die Sache nicht aus dem Kopf. Es war nichts Neues, daß der Generalinspekteur gelegentlich eine überraschende Inspektion durchführte – und es kam vor, daß ein Unteroffizier von einem Freund frühzeitig gewarnt wurde. Vielleicht hatte sich jemand – vermutlich Leutnant Achael – direkt beim Generalinspekteur beschwert. Auch das kam vor. Aber sie konnte es nicht dabei belassen. Wenn sie im Dienst war, trug sie die Verantwortung, allen Unregelmäßigkeiten in der Kommunikationsabteilung nachzugehen. Zwei Nachrichten aus dem Büro des Generalinspekteurs -zwei Nachrichten, die auf verschiedenen Routen an dieselbe Person gerichtet waren, und das mit einem Initialcode, der nicht im Buch stand. Das war allerdings eine signifikante Unregelmäßigkeit.
»Kommen Sie rein, Fähnrich«, sagte Kommandant Fargeon, der wie üblich hinter seinem Schreibtisch saß. Sie wünschte, es wäre ein anderer Offizier gewesen. »Was gibt’s?« fragte er.
»Eine Unregelmäßigkeit in den eingehenden Signalen.« Sassinak legte ihm die Ausdrucke auf den Schreibtisch. »Dies ist mit einer regulären Postsammeldatei eingetroffen. Zwei identische Signalfolgen für Leutnant Achael, eine direkt an sein E-mail-Fach, die andere an den Waffenoffizier. Dieselben Ursprungscodes aus dem Büro des Generalinspekteurs, aber viermal wiederholt. Und der Text ist codiert …« Sie ließ ihre Stimme abklingen, als sie sah, daß sie Fargeons Aufmerksamkeit erweckt hatte. Er nahm die Ausdrucke in die Hand und betrachtete sie aufmerksam.
»Hm. Haben Sie ihn decodiert?«
»Nein, Sir.« Sass schaffte es, nicht gekränkt zu klingen; er wußte, daß sie Wußte, daß dies gegen die Vorschriften verstieß. Sie hatte bisher noch nichts getan, was ihn zu der Vermutung veranlassen könnte, daß sie im Begriff war, Vorschriften zu mißachten.
»Nun.« Fargeon lehnte sich zurück und starrte auf die Ausdrucke. »Es ist wahrscheinlich nichts, Fähnrich – bloß ein Freund im Generalinspekteursbüro, der sichergehen will, daß er die Nachricht erhält – aber Sie hatten ganz recht, mich darauf aufmerksam zu machen, glauben Sie mir.« Nach seinem Tonfall zu urteilen, schien er anderer Ansicht zu sein – er klang gelangweilt und nervös. »Und wenn noch einmal etwas Ähnliches vorkommen sollte, unterrichten Sie mich in jedem Fall darüber. Wegtreten.«
Sassinak verließ das Büro unzufrieden. Etwas nagte an ihr; sie wurde sich aber nicht ganz schlüssig, was es sein mochte, aber es beunruhigte sie die ganze Zeit. Fargeon, der unbeugsamste Captain, den sie kannte, konnte doch unmöglich in etwas Illegales verwickelt sein. Aber deutete es auf etwas Illegales hin, wenn jemand Nachrichten vom Generalinspekteur erhielt? Eigentlich nicht.
Sie erwähnte dem Weberfähnrich Jrain gegenüber, daß ihr mit Fargeons Reaktion nicht ganz wohl war.
»Nein, wir glauben nicht, daß er ein krummes Ding dreht«, erwiderte Jrain. »Er mag keine Weber, aber andererseits mag er überhaupt nicht viel, was er nicht seit seiner Kindheit kennt. Auf Bretagne herrscht heillose Inzucht. Ein bißchen so wie bei den Seti; sie haben sehr strenge Ideen von richtig und falsch.«
»Ich dachte, die Seti seien recht locker«, sagte Sass. »Vandalen und Höllenfahrer, immer bereit, zu kämpfen und alles auf eine Karte zu setzen.«
»Das stimmt, aber das heißt nicht, daß sie nicht ihre eigenen Regeln haben. Wußtest du, daß die Seti keinerlei Gentechnik betreiben?«
»Ich dachte, sie seien darin nicht sehr fortgeschritten.«
»Richtig, aber das liegt daran, daß sie es nicht anders wollen. Sie halten es für falsch, ein Risiko einzugehen -ob genetisch oder sonstwie. Aber wir kommen vom Thema ab; wichtig ist, daß Fargeon ein ehrlicher Typ ist, soweit es die Weber angeht. Obwohl er uns nicht mag, dienen Weber gern auf seinem Schiff, weil er anständig ist.«
Nur wenige Schiffstage später machten sie zum ersten Mal seit Aufbruch von der Basis Pause von der alltäglichen Routine. Der Kreuzer hatte Befehl, einen Planeten im System zu inspizieren, der widersprüchliche Berichte geliefert hatte: eine EEC-Klassifizierung als ›bewohnbar;
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