Sassinak
losbrach. Sassinak verfolgte die Kommentare des Marine-Offiziers über ihren Kopfhörer und zuckte zusammen, als sie von den Verlusten erfuhr. Sklavenhändler waren gefährlich; sie wußten, daß ihnen eine Gedächtnislöschung drohte, wenn sie lebend gefaßt wurden. Man mußte wirklich jedes Loch und jeden Winkel überprüfen. Aber von der Zaid-Dayan aus konnte Sassinak nichts tun, und sie konnte ihr Schiff nicht verlassen. Das letzte, was die Marines jetzt gebrauchen konnten, war ein Captain, der sie über Funk tadelte. Deck um Deck meldeten die Marines, wie das Schiff befreit wurde; im Hintergrund konnte Sassinak hysterische Schreie hören, die, wie sie annahm, von den Gefangenen stammten.
Schließlich berichtete ein Huron, der noch ganz außer Atem war, daß sie die Mission erfolgreich abgeschlossen hatten, und gab zu, daß die Weber ›mehr als beeindruckend‹ seien. Das Handelsschiff, sagte er, verfügte über genug Treibstoff, Luft und Vorräte für eine Reise auf kürzestem Wege zur nächsten verzeichneten Raumstation, aber es würde ihm wegen der Gefangenen, zwischen sieben- und achthundert Personen, nicht möglich sein, den Insystem-Antrieb maximal zu belasten.
»Sie sind in keiner besonders guten Verfassung, und sie sind halb verrückt vor Panik und Aufregung. Sie wissen nicht das geringste über Schiffsdisziplin; es gibt keine Beschleunigungspuffer, und das Ding verfügt über keinen Nullträgheitskonverter. Ich würde sie alle an den Schotts aufstapeln wie Obst in einer fallengelassenen Kiste.«
»In Ordnung. Wir werden Ihnen Deckung geben. Verschwinden Sie nur, so schnell Sie können, und wenn Sie ausweichen müssen, achten Sie darauf, daß wir vorher davon wissen.«
»Ich kann mit diesem Stück Schrott nicht ausweichen«, sagte Huron, schlagfertig wie immer, selbst in einer Krise. »Wenn ich Glück habe, kann ich darin umherspringen. Und der Navigationscomputer ist ein Witz.«
»Da können wir helfen«, sagte sie. »Was ist ihr sauberster Kommunikationskanal?« Als er ihn genannt hatte, ließ sie von ihren Kommunikationsspezialisten eine Direktleitung zwischen dem Navigationscomputer der Zaid-Dayan und dem des Sklavenschiffes einrichten. Jetzt konnte Huron die verschiedenen drohenden Gefahren im Auge behalten und hatte eine Chance, ihnen zu entgehen.
»Passen Sie gut auf«, sagte sie. Sie wünschte, sie hätte es gesagt, bevor er ging. Sie wünschte, sie hätte Zeit für einen echten Abschied gehabt. Sein Gesicht auf dem Videoschirm sah schon anders aus, wie das Gesicht eines anderen Captains … Sie sah, wie er sich abwandte, als jemand aus seiner Mannschaft – die nicht mehr ihre war – eine Frage stellte.
»Sie auch«, sagte er, und sein Gesichtsausdruck zeigte, daß er dasselbe dachte wie sie, was oft vorkam. Sie wollte seine Hand, seine Schulter berühren, ein letztes Mal seinen Körper an ihrem spüren. Aber es war zu spät; er war Captain eines sehr verwundbaren Schiffs, und sie war Captain eines Flottenkreuzers – und selbst wenn sie sich wiedertrafen, wäre es etwas anderes.
Sassinak sah sich unter einer sehr ernsten Mannschaft auf der Brücke um. Einen einzigen Feind zu bekämpfen, war ein Problem – aber mehrere Feinde davon abzuhalten, daß sie einen unbewaffneten Frachter mit begrenzten Manövrierfähigkeiten sprengten, war etwas ganz anderes. Ihnen allen war klar, daß es den Piraten sehr gelegen käme, wenn sie dieses Schiff verloren – es stellte schließlich einen Beweis für ihre Verbrechen dar. Nur würde mit diesem Schiff auch Flottenpersonal verloren gehen – ihre eigenen Freunde und Kameraden.
Aber es blieb wenig Zeit, darüber nachzudenken. Die Geschosse von der Oberfläche waren bereits in Reichweite und hatten alle (wie Sassinak vermutet hatte) den Frachter zum Ziel. Arly schaltete die erste Angriffswelle problemlos aus und übertrug die von der Explosion erzeugten Daten zur späteren Analyse in einen Hauptspeicher. Wenn es ein Später gab. Denn das Begleitschiff, das seine Maximalbeschleunigung erreicht hatte, würde schon bald auf ihrer Spur hinter dem Horizont des Planeten auftauchen. Huron hatte den Frachter bereits in eine Flugbahn beschleunigt, die aus dem System führte; Sassinak ließ die Zaid-Dayan zurückfallen und zum Planeten hin steuern, wo sie leichter die vom Boden geschossenen Projektile abfangen konnten. Die bemannten Schiffe, das wußte sie, waren sicher schon hinter ihnen her: die kleinen Einmann-Destruktorschiffe und das größere
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