Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satanica

Satanica

Titel: Satanica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
über sein Kinn strich. Sein Gesicht hatte einen nachdenklichen Zug angenommen, aber in seinen Augen sah ich kein Erkennen oder Wissen.
    »Kein Kommentar?«
    Suko ließ seine Hand sinken. »Ich weiß es nicht, John. Ich könnte etwas über diesen kriegerischen Text sagen, aber er trifft bei mir auf taube Ohren. Natürlich hört er sich mythologisch an, nur komme ich mit dieser Art von Mythologie nicht zurecht. Das ist keine Ausrede. Ich denke, daß du da besser Bescheid weißt.«
    »Nicht viel.«
    »Aber du hast einen Anhaltspunkt.«
    »Ja, das schon.«
    »Welchen?«
    »Direkt in der ersten Zeile wird ihr Name genannt. Es ist Anat. Ihn kenne ich. Und ich weiß auch, daß es nicht der einzige Name ist, den sie trägt. Man nennt sie auch Atiratu oder Astarte.«
    »Der Name ist mir geläufig.«
    »Eben.«
    Suko räusperte sich. »Dann wäre unsere unbekannte Satanica also eine Dienerin der Anat oder Astarte.«
    »Kann man so sagen.«
    »Warum tut sie das? Warum wendet sie sich ausgerechnet Anat zu?«
    »Da bleibt uns die Spekulation. Anat ist eine Göttin, und sie widerlegt die Aussage, daß Göttinnen unbedingt friedlich sein müssen. Ich weiß nicht unbedingt viel über sie, obwohl sie immer wieder durch die Frühgeschichte wanderte. Sie ist die Göttin des grausamen Kampfes, und sie war immer einem anderen Gott zugetan. Jetzt fällt mir ein, daß sie auch Ischtar genannt wurde. Bei den Babyloniern. Andere Völker gaben ihr weitere andere Namen. Sie ist eben verdammt vielfältig und geistert durch alle Mythologien. Auch Salomo hatte mit ihr zu tun und war ihrem Kult nicht abgeneigt, was damals praktisch ein Unding war, denn man ging ausschließlich von männlichen Gottheiten und Göttern aus. Er aber hatte sie akzeptiert, weil er sich eben aus den Fesseln lösen wollte und sich als Erneuerer ansah.«
    »Du hast vorhin noch von einem Götzen gesprochen, dem sie zugetan sein sollte.«
    »Richtig. Das war Baal. Sie war ihm in großer Liebe zugetan und folgte ihm sogar ins Totenreich. Sie gab sich ihm hin und ließ sich von ihm besteigen, wobei Baal als Stier dargestellt wurde. Dabei spielte sie die Leier und sang zu seinen Ehren.« Ich nickte vor mich hin. »Das war schon ein Schätzchen.«
    »Kriegslüstern.«
    »Nicht nur das. Auch enthemmt.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Durch die Art, wie sie töten. Weibliche Götter killen eben enthemmt und entfesselt. Da spielt die Leidenschaft eine große Rolle. Ihre Aggressivität ist unwahrscheinlich. Männliche Gottheiten töten eher kalt, beinahe bürokratisch.« Ich blies den Atem aus. »Dabei weiß ich allerdings nicht, ob Astarte und Anat tatsächlich ein und dieselbe Person sind. Beide werden oft in einem Zusammenhang genannt, aber es will mir nicht in den Kopf, daß Salomo damals mit Anat paktiert hat. Das muß Astarte gewesen sein. Er hat ihr ja in seinem Tempel selbst so etwas wie einen Altar gebaut und ist deshalb auch in Schwierigkeiten geraten.«
    Suko räusperte sich. »Sollte alles wieder in die Richtung König Salomo laufen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Denk daran, deine letzte Reise liegt noch nicht lange zurück.«
    »Richtig.«
    »Wenn du mich fragst, so habe ich eine andere Meinung, denn ich gehe davon aus, daß sich Satanica Anat zugewendet hat und eben nicht Astrate, falls die beiden zwei verschiedene Personen sind. Und sie nennt sich deshalb Satanica, weil der Name Anat besetzt ist. Sonst hätte sie sich diesen Namen geben können.«
    »Möglich.«
    »Du glaubst nicht daran?«
    Ich wischte mit der Hand durch die Luft. »Was ich glauben soll, das weiß ich nicht. Wir müssen uns an die Fakten halten, die wir vorliegen haben. Das ist der Tote, das ist die Schale mit dem Blut, das ist dieses Grab, das mehr einem Opferaltar gleicht, ansonsten stehen wir ziemlich dumm da.«
    »Exakt. Selbst der Text bietet keine Spur, die uns weiterbringen könnte. Nur ist es nicht ausgeschlossen, daß Satanica wieder zurückkehrt. Das kann nicht so lange dauern. Wahrscheinlich wollte sie erst Gras über ihre Tat wachsen lassen. Wir brauchen uns also nur auf die Lauer zu legen und warten, bis sie wieder erscheint.«
    »Das kann dauern.«
    »Sicher, aber hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Man müßte sie suchen.«
    »Wo?«
    »Ich kann mir vorstellen, daß sie noch andere Verstecke auf dem Gelände hat.«
    »Willst du jedes Grab untersuchen?«
    Nein, das wollte ich nicht. Deshalb verdrehte ich auch die Augen. Ein Beweis, daß ich im Moment überfragt war. Natürlich

Weitere Kostenlose Bücher