Satanica
John!«
Ich drehte den Kopf. Suko hockte direkt vor dem Grab. Er nickte sich selbst noch einmal zu, und ich sah auf seinem Gesicht ein Lächeln.
Seine Hände bewegte er über den Boden, als wollte er das dort wachsende Gras streicheln. Dann hob er die rechte Hand und zeigte mir seine Fingerkuppen. Sie hatten eine rötlichbraune Farbe bekommen, die von Blutresten stammen konnte.
Ich schwieg zunächst. Bisher waren wir doch recht locker an diesen Fall herangegangen. Nun sahen die Dinge schon anders aus, und die Kälte auf meinem Rücken konnte ich schlecht verdrängen. Hier war eine Untat geschehen, der Dealer hatte nicht gelogen. Die Spuren wiesen darauf hin.
»Sie war da, John.«
»Sicher. Daran habe ich nie gezweifelt. Aber sie hat ihr Opfer auch weggeschafft.«
»Wohin?«
Ich antwortete mit einem müden Grinsen, denn die Frage konnte niemand beantworten.
Suko richtete sich wieder auf. Ich stand längst, und wir blickten uns um.
Verstecke für einen Toten gab es genug. Man konnte ihn ins dichte Unterholz legen oder unter Holz verstecken. Daran wollte ich nicht glauben. Satanica hatte ihren Bruder getötet, um Spuren zu verwischen.
Während Suko stehenblieb, sah ich mir das Grab von allen Seiten an, besonders die Grabplatte.
Der Dealer hatte von einem Zeichen gesprochen. Von einem Kreis, der durch verschiedene Striche in mehrere Segmente aufgeteilt worden war.
Gezeichnet mit dem Blut eines Tieres, das in eine Schale gefüllt worden war. Weder das Blut noch die Schale waren zu sehen.
Ich drehte die Runde mit langsamen Schritten, denn mir war etwas aufgefallen. Suko und ich hatten schon zahlreiche Gräber angeschaut, aber kein Grab hatte so ausgesehen wie dieses hier.
Das hier war einfach zu sauber. Es wirkte im Gegensatz zu den übrigen wie frisch gereinigt, und das mußte seinen Grund haben. Eine sehr saubere Platte. Das sogar an den Seiten, wo sie mit den Kantsteinen abschloß.
Ich wunderte mich, denn das war nicht natürlich. Da hatte jemand etwas gereinigt, um Spuren zu verwischen.
Ich stellte mich wieder hin und schaute Suko starr an, der mein Tun beobachtet hatte. »Was denkst du, John?«
»Hier ist etwas nicht in Ordnung.«
»Oder zu perfekt.«
»Deshalb ist es ja nicht in Ordnung.« Ich deutete auf die Platte. Es gab hier keinen Grabstein, und ich überlegte, ob dieses Grab möglicherweise eine andere Bedeutung hatte. Aber damit kam ich noch nicht zurecht. Es mußte einfach etwas damit geschehen sein, weil man es gereinigt hatte.
Suko stellte die richtige Frage. »Was für eine Funktion könnte es haben?«
»Sehr gut, Alter.«
»Also denkst du auch darüber nach?«
»Nicht mehr.«
»Sondern?«
»Grabplatten haben es meist nicht an, sondern unter sich. Denk daran, wie oft wir in Gräbern etwas entdeckt haben.«
»Du wirst es kaum glauben, aber daran denke ich schon die ganze Zeit. Ich frage mich nur, wie wir sie anheben sollen.«
»Glaubst du denn, daß diese Satanica die Grabplatte jedesmal angehoben hat?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Es muß demnach einen Mechanismus geben, der uns Zugang verschafft.«
»Okay, suchen wir ihn.«
Vor allen Dingen waren die Ränder der Platte für uns interessant. Sie wirkten so glatt, als wären sie geschliffen worden. Beide fuhren wir mit den Fingern darüber hinweg. Das hatte uns die Erfahrung gelehrt. Oft genug hatten wir an derartigen und ähnlichen Stellen kleine Hebel oder Kontakte entdeckt, die nur bewegt zu werden brauchten, um die Grabplatte aus ihrer ursprünglichen Lage zu bringen. Sie konnte sich hier senken oder verschieben, aber soweit waren wir noch nicht und suchten konzentriert weiter.
Wir suchten schweigend. Die Stille paßte zu dem Friedhof, allerdings war es nicht völlig ruhig, denn unzählige Insekten umsummten uns. Mücken tanzten, Fliegen zogen ihre Bahnen, aber auch Wespen, Bienen und sogar Hummeln fanden reiche Nahrung in den Blüten der Sommerblumen.
Mehr aus den Augenwinkeln fiel mir auf, daß Suko zu suchen aufgehört hatte. Auch ich hörte auf und schaute ihn über die Schmalseite der Grabplatte hinweg an.
»Was ist los?«
»Hier könnte etwas sein.«
Ich fragte nicht mehr weiter, weil ich Suko in seiner Konzentration nicht stören wollte. Seine Hände wanderten weiter, allerdings auf eine bestimmte Stelle zu, und sie stoppten, als sie diesen Punkt erreicht hatten. »Da ist es, John!«
»Was?«
»Eine Ausbuchtung, die einfach nicht dorthin gehört.«
»Hebel?«
»So etwas Ähnliches.« Er senkte den
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