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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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alles möglichst hinauszuzögern, ohne direkt als Störenfried aufzufallen.«
    »Als Erstes sind wahrscheinlich der Markt und die anderen Gebäude dort unten an der Reihe.«
    Er nickte. »Aruk war gut zu mir, aber ich bin ein alter Mann. Ich kann mich nicht mehr um alles kümmern. Ich muss Prioritäten setzen. Deshalb habe ich Hoffman aufgefordert, das Projekt zu verlangsamen.«
    »Und er hat zugestimmt?«
    »Er hat jedenfalls nicht Nein gesagt.«
    »Der Mann hat sechs Dutzend Leute kaltblütig umgebracht. Warum sollte er dann für Sie klein beigeben?«
    »Wegen meiner Versicherung.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie nicht mehr erreichen können, wenn Sie wirklich in der Lage wären, ihn zu ruinieren.«
    Er kratzte sich die Nase. »Ich habe Ihnen alles gesagt.«
    Er wollte mir auf die Schulter klopfen, doch ich wich ihm aus.
    »Nein, das glaube ich nicht«, beharrte ich. »Nach Ihrem Gespräch mit ihm wirkten Sie zutiefst schockiert, nicht wie jemand, der gerade einen Kompromiss ausgehandelt hatte. Hoffman hat Sie an etwas erinnert, nicht wahr?«
    Er antwortete nicht.
    »Was hat er gegen Sie in der Hand, Bill?«
    Er ging weiter die Rampe hinauf.
    »Na gut«, sagte ich. »Ich kann Sie nicht zwingen, darüber zu reden.«
    Ich schaute Robin an, die offenbar genug gehört hatte und zurückwollte.
    »Auf Wiedersehen, Bill.«
    Er hielt mich am Arm fest. »Bitte, alles zu seiner Zeit! Bitte haben Sie noch etwas Geduld!« Sein faltiges Kinn zitterte so heftig, dass seine Zähne klapperten. »Ich werde Ihnen alles sagen, wenn die Zeit dafür kommt, aber zuerst brauche ich Ihre Zusage! Ich glaube, das habe ich verdient! Was ich Ihnen anbiete, würde Ihr Leben sehr bereichern!«
    »Wir können nicht einfach so zusagen.«
    Er ließ mich los und ging einen Schritt weiter die Rampe hinauf. »Sie denken also, ich wäre wahnsinnig, und Ihre Antwort ist Nein!«
    »Gehen wir doch ins Haus und denken in Ruhe darüber nach. Kommen Sie mit, Bill. Pam macht sich große Sorgen um Sie.«
    »Nein! Nein! Wie können Sie einen alten Mann so im Stich lassen, nachdem ich ... meine Seele bloßgelegt habe?« »Es tut mir Leid ...«
    Er ergriff wieder meinen Arm. »Warum sagen Sie nicht einfach Ja? Sie sind jung und gesund. Sie haben noch viele Jahre vor sich! Denken Sie doch daran, was Sie alles tun könnten mit meinem Vermögen.« Seine Augen glänzten. »Vielleicht könnten Sie Aruk retten! Denken Sie nur, wie viel Sinn Ihr Leben dann hätte! Was könnte man sich mehr wünschen als einen Sinn im Leben?«
    Ich entfernte seine Finger von meinem Arm und kehrte ihm den Rücken zu.
    »Ich habe mich in Ihnen getäuscht, mein Sohn«, rief er mir nach. »Sie sind nicht der gute Junge, für den ich Sie gehalten habe.«
    »Ich bin kein Junge«, sagte ich, »und Ihr Sohn bin ich auch nicht.«
    Es brach aus mir heraus, wie es in der Nacht zuvor aus Dennis Laurents Mund gekommen war, doch sein Blick ... Wie er mich ansah, fühlte ich mich tatsächlich wie ein ungehorsamer Sohn.
    Der Mann konnte einen verrückt machen.
    Er war wahnsinnig oder dem Wahnsinn nahe.
    »Nein, das sind Sie nicht«, flüsterte er, »ganz gewiss nicht.« Robin nahm mich bei der Hand und wir verließen gemeinsam die Rampe. Moreland schaute uns nach, ohne sich zu rühren.
    Als wir ein paar Schritte gegangen waren, drehte er uns den Rücken zu.
    Robin blieb stehen. Sie hatte Tränen in den Augen. »Bill ...«
    Im selben Moment hörten wir ein Geräusch oben an der Rampe.
    Moreland schaute hinauf und verlor fast das Gleichgewicht.
    Wieder ein Geräusch, hohl und metallisch. Dann schnelle, gedämpfte Schritte.
    Zwei Gestalten in schwarzen Regenmänteln kamen die Rampe heruntergerannt. Der eine packte Moreland, der andere blieb kurz stehen und kam dann zu uns.
    In ihrer nassen Regenkleidung glänzten sie wie Seehunde.

36
    Sein bulliges Gesicht wirkte ruhig, fast gelangweilt, seine Augen tot wie Kieselsteine.
    Anders Haygood hielt mir die Pistole vors Gesicht und befahl im Polizistenton: »An die Wand.« Dann tastete er erst mich ab, dann Robin. Sie stieß einen spitzen Schrei aus und ich musste mich zusammennehmen, um nicht auf ihn loszugehen.
    Wie Creedman Moreland festhielt, war bestimmt sehr schmerzhaft, doch der Alte ließ sich nichts anmerken. Er starrte Creedman an, als wollte er ihm die Augen ausbrennen. Creedman liefen Schweiß und Wasser übers Gesicht, während er Moreland seine Pistole in die Rippen drückte.
    »Sieh mal an, die Maryland-Bande«, sagte ich.
    Creedmans

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