Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
der Welt, nicht wahr?«
    Moreland schaute sie kurz an, ein besorgter, väterlicher Blick, bevor er fortfuhr: »Spanien war damals eine Großmacht. Im sechzehnten Jahrhundert kamen sie in die Karibik und gingen dort genauso vor wie in -«
    Er stockte und schaute zu Gladys hoch, die auf die Terrasse gekommen war.
    »Ich glaube nicht, dass wir schon für den nächsten Gang bereit sind, meine Liebe.«
    »Ein Anruf, Dr. Moreland.«
    »Dann lass dir bitte sagen, um was es geht. Oder ist es ein Patient? «
    »Nein, Sir. Es ist Captain Ewing.«
    Moreland beugte sich vor und stand mühsam auf. »Captain Ewing? Bitte entschuldigen Sie mich.«
    Als er weg war, sagte Pam: »Das ist das erste Mal seit Monaten, dass wir von Ewing hören. Ich hatte ihn einmal am Telefon - ein unangenehmer Mensch.«
    Ich erwähnte, was Dennis mir über Ewings Versetzung wegen des Sexskandals erzählt hatte. »Ja, das habe ich auch gehört.«
    »Und jetzt packt er Ly in eine Kiste und verfrachtet ihn wie ein Gepäckstück», fügte Jo hinzu.
    Pam wurde blass. »Das tut mir Leid, Jo. Vielleicht kann Dad etwas erreichen ...«
    Jo tupfte sich die Lippen ab. »Das bezweifle ich. Ich glaube, es ist schon passiert.«
    »Und Ihre Verbindungen helfen überhaupt nichts?», fragte Robin.
    »Welche Verbindungen?«
    »Na ja, immerhin arbeiten Sie für das Verteidigungsministerium.«
    Jo lachte so heftig, dass ihr Busen erzitterte. »Tausende von Leuten arbeiten für das Verteidigungsministerium. Sie dürfen nicht glauben, ich würde den Verteidigungsminister kennen.«
    »Ich dachte nur -«
    »Ich bin nichts! Wir kleinen Forscher zählen überhaupt nicht in dem Verein!» Sie stach in ihre Grapefruit und steckte sich das letzte Stück in den Mund.
    Dann wieder schwere, drückende Stille. Ein paar Geckos auf dem Geländer wären ganz willkommen gewesen, aber auch die hielten sich an diesem Abend zurück.
    »Es gibt Lamm. Ich habe es in der Küche gesehen. Es sieht großartig aus«, brach Pam schließlich das Schweigen.
    Moreland kam wieder heraus. Ein humpelndes Skelett.
    »Eine Einladung, können Sie sich das vorstellen? Wir sind alle zum Essen in der Basis eingeladen, morgen Abend - Kleiderordnung: leger, aber sauber.«
    Um zwei Uhr früh wachte ich auf und schaffte es nicht, wieder einzuschlafen. Ich stieg aus dem Bett und Robin drehte sich von mir weg. Ich schlüpfte in Shorts und ein Hemd und kroch wieder zurück.
    »Alles in Ordnung, Schatz?«
    »Ich glaube, ich stehe für eine Weile auf.», flüsterte ich.
    »Rastlos?«
    »Ein wenig.«
    Wäre sie wach genug gewesen, dann hätte sie jetzt gedacht: Immer dasselbe.
    Ich küsste ihr Ohr. »Vielleicht gehe ich ein bisschen spazieren.«
    Ich zog ihr die Decke über die Schultern, steckte den Zimmerschlüssel in die Tasche und schlich aus dem Schlafzimmer.
    Meine nackten Füße machten keinen Laut auf dem Flurteppich und die Treppen waren solide, kein Knarren.
    Der Steinboden der Eingangshalle war so erfrischend wie ein Schluck eisgekühlte Limonade. Alle Lichter waren aus und das Haus war voller Stille. Ich ging nach draußen.
    Der Mond war eisig weiß und der Himmel flimmerte voller Sterne, in deren Glanz ich die Bäume, den Springbrunnen und das Dach schimmern sah.
    Ich ging zum Tor. Es stand offen und ich blickte die lange Straße hinunter, die sich mattschwarz zum Onyx des Ozeans schlängelte.
    Etwas bewegte sich im Gras am Straßenrand. Etwas anderes huschte davon.
    Ich war inzwischen hellwach. Vielleicht sollte ich mir lieber noch ein paar Patientenakten ansehen. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Bungalow, blieb jedoch stehen, als ich hörte, wie eine Tür geschlossen wurde. Schritte hinter dem Haus. Die Hintertür, die von der Küche auf die Kieswege führte. Langsame, vorsichtige Schritte.
    Jemand kam heraus und schaute zum Himmel auf. Morelands Silhouette war unverkennbar.
    Ich wollte kein Gespräch mit ihm noch mit irgendjemand anderem und zog mich in den Schatten zurück, von wo aus ich beobachten konnte, wie er den Weg hinunterging, der zehn Meter vor mir endete.
    Er trug eine Arzttasche, die bei jedem Schritt klapperte. Außer einem ausgebeulten Wollpullover, den er sich übergezogen hatte, trug er noch dasselbe wie beim Abendessen. Er ging auf die Nebengebäude zu, vorbei an meinem und Robins Bungalow, und blieb vor der Tür zu seinem Büro stehen.
    Er stellte seine Tasche ab, kramte in einer Hosentasche und zog einen Schlüssel heraus, den er mit einiger Mühe im Schloss unterbrachte.

Weitere Kostenlose Bücher