Satans Bruder
Sternenlicht, gefiltert durch Äste, zeichnete Streifen auf sein Gesicht, hob seine Gurkennase hervor und die schlaffe Haut um seinen heruntergezogenen Mund.
Er nahm seine Tasche, ging hinein und schloss die Tür hinter sich.
Drinnen ging das Licht an und erlosch bald wieder. Dann blieb es dunkel in Morelands Büro.
16
Der nächste Morgen brachte kühlere Luft und von Osten zogen Wattewolken auf.
»Es wird bald Regen geben«, sagte Gladys, als sie uns Kaffee einschenkte. »Es wird fünf oder sechs Tage lang regnen.«
Die Wolken waren strahlend weiß und sahen ganz unverdächtig aus.
»Die Wolken saugen sich mit Wasser aus dem Meer voll, Sie werden sehen«, erklärte Gladys, während sie uns Brot reichte. »Mögen Sie Vollkorn?«
»Ja, gern.«
»Genau wie Dr. Bill. Viele Leute können es nicht essen. Einmal ließ er mich für die Schule Brötchen backen, aber die Kinder haben es nicht gemocht.«
Sie zupfte das gelbe Tischtuch zurecht. Wir waren die Einzigen am Frühstückstisch.
»Die Kinder haben lieber das weiche Zeug, das früher mit den Versorgungsbooten gekommen ist. Aber wenn heute etwas ankommt, dann ist es meist verschimmelt. Gehen Sie heute wieder schwimmen?«
»Ja, das haben wir vor.«
»Dann lassen Sie sich nur nicht von diesen Wolken täuschen. Cremen Sie sich kräftig ein. Sie haben schöne dunkle Haut, Miss, aber Ihr Freund hier mit seinen hübschen blauen Augen könnte sich leicht einen Sonnenbrand holen.«
»Ich werde auf ihn aufpassen«, erwiderte Robin und lächelte.
»Die Männer denken immer, sie wären stark, aber man muss sich um sie kümmern.«
Die Fische in der Lagune lernten sehr schnell. Sie kamen näher, in der Hoffnung auf Futter, doch dann huschten sie wieder davon, sobald sie sahen, dass wir nichts für sie hatten. Ein rosagelber Korallenbarsch knabberte mit seinen dicken Lippen kurz an Robins Fingern, doch dann erkannte auch er, dass bei ihr nichts zu holen war, und schoss zu einem Korallenbuckel, wo er sich in einem Loch verkroch.
Sie folgte ihm ein Stück. Dann paddelte sie auf der Stelle und winkte mich herbei. In einer der Riffspalten hatte sie einen winzigen, kinnlosen, graubraunen Kopf entdeckt. Die übergroßen Augen blitzten vor Intelligenz: ein Tintenfischbaby mit Beinen dünn und weich wie Spaghetti. Es starrte uns eine Weile an, dann machte es sich unglaublich klein und zog sich in seinen Felsspalt zurück. Als wir näher heranschwammen, spritzte es uns Tinte ins Gesicht. Ich lachte und bekam Wasser in den Schnorchel. Um es loszuwerden, musste ich mich hinstellen und die Taucherbrille abnehmen.
Das Wasser war spiegelglatt, der Strand menschenleer. Ich tauchte wieder unter und folgte einem Schwarm gelber Doktorfische, deren knochige, scharfe Auswüchse unter den Brustflossen zitterten, sobald sie sich verfolgt fühlten. Es war das reinste Paradies.
Als wir zum Haus zurückkamen, war es zwei Uhr. Vor Jos Tür stand ein Tablett mit ihrem Mittagessen, das sie nicht angerührt hatte. Ich war sicher, sie saß in ihrem Zimmer und hackte auf den alten Laptop ein, um ihren Kummer zu vergessen.
Auch ich machte mich wieder an die Arbeit, stieß aber auf keine weiteren medizinischen Seltsamkeiten; kein grausiger Tod aus heiterem Himmel, nur eine Frau mit Eierstockkrebs.
Die beiden nächsten Kartons brachten ebenfalls nur Routinefälle hervor, bis mir der Name eines Ertrunkenen auffiel: Pierre Laurent, ein vierundzwanzigjähriger Seemann, der in einem Sturm in der Nähe des Marianengrabens von Deck geweht worden war. Die Leiche war gefunden und nach Aruk gebracht worden und Moreland hatte den Totenschein ausgestellt. Daneben eine Notiz über eine achtzehnjährige Witwe, die mit dem zukünftigen Polizeichef von Aruk schwanger war.
Und Dennis' Geburtsprotokoll: ein gesundes Baby, neun Pfund.
Als ich gerade einen neuen Karton aus dem Hinterzimmer holen wollte, klopfte Ben an die Tür.
»Die Basis hat eben angerufen. Sie werden abgeholt. In einer Stunde wird ein Marinehubschrauber am Südstrand landen.«
»Treiben die immer so einen Aufwand?«
»Sie schicken entweder einen Hubschrauber, ein großes Schiff oder Ruderboote.« Er betrachtete das Durcheinander auf meinem Schreibtisch, was ihm nicht zu gefallen schien.
»Brauchen Sie noch irgendetwas für Ihre Arbeit?«
»Es ist alles da. Kommen Sie auch mit zu dem großen Essen?«
»Nein. In einer Stunde treffen sich alle vor der Haustür. Dr. Bill fährt selbst.«
Er ging zur Tür und ich rief ihm nach: »Warten Sie,
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