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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Schmeichelei. »Danke, dass Sie sie nicht verletzt haben.«
    »Nichts zu danken«, sagte ich in einem Ton, den ich sonst für Leute reserviert hatte, die mich am Telefon belästigten.
    Robin drückte erneut meine Hand.
    »Es ist okay, Bill«, beschwichtigte sie. »Es ist ja nichts passiert.«
    »Es ist unverzeihlich«, entschuldigte sich Moreland weiter. »Dabei bin ich immer so vorsichtig. Ich werde sofort Doppelschlösser am Insektarium anbringen lassen; und die Türritzen werde ich auch versiegeln ... Gladys, ruf Ramon und Carl Sleet an. Entschuldige dich für die späte Störung und sag ihnen, ich hätte Arbeit für sie. Es gibt dreifache Bezahlung, wenn sie sofort kommen. Sag Carl, er soll die Bohrmaschine mitbringen, die ich ihm zu Weihnachten geschenkt habe.«
    Gladys eilte hinaus.
    Moreland schaute den Mahagonikasten an und fuhr über das geölte Holz. »Ich bringe die Burschen jetzt besser zurück.« Er ging zur Tür und stieß fast mit Jo Picker zusammen, die in Pantoffeln und Morgenmantel hereingeschlurft kam und sich die Augen rieb.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie mit belegter Stimme. »Ja. Nur ein kleiner Zwischenfall«, sagte Moreland. Sie runzelte die Stirn. Ihr Blick war verschwommen. »Ich habe eine Schlaftablette genommen. Hat nicht eben jemand geschrien?«
    »Das war ich«, erklärte Robin. »Ein paar Käfer hatten sich in unser Badezimmer verlaufen.«
    »Käfer?«
    Die großen Schaben zischten und sie riss die Augen auf.
»Gehen Sie wieder schlafen, Jo.« Moreland führte sie hinaus. »Es ist alles unter Kontrolle. Es ist alles in Ordnung.«
    Als wir wieder allein waren, ließen wir Spike heraus. Er lief durch das Zimmer, schnupperte vor dem Badezimmer und rannte weiter, die Nase auf dem Boden.
    »Als Erstes werden wir morgen früh das Hundefutter nach unten bringen«, sagte Robin.
    Sie sprang plötzlich auf, schlug die Bettdecke zurück, hob die Matratze an und blieb unschuldig lächelnd neben dem Bett stehen.
    »Ich wollte nur sichergehen.«
    Wir knipsten die Lichter aus und Robin machte noch ein paar Witze über Krabbeltiere, doch bald war sie eingeschlafen.
    Und ich lag wieder einmal wach.
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie die Schaben vom Insektarium zu unserem Zimmer marschiert waren - etwa im Gleichschritt? Der Gedanke war lächerlich.
    Selbst wenn das Hundefutter sie angezogen hatte, warum waren sie dann nicht im Wohnzimmer geblieben, wo die Tüten standen?
    Schaben standen im Ruf, für Käfer relativ intelligent zu sein. Warum hatten sie dann keine leichtere Beute angepeilt - zum Beispiel das Obst, das draußen herumlag?
    Stattdessen waren sie den Kiesweg heraufgekrochen, über den Rasen, und waren irgendwie ins Haus gelangt. Dann schnurstracks an Gladys sauberer Küche vorbei, die Treppe hinauf und unter unserer Tür hindurch.
    Und alles wegen eines Beutels Hundefutter?
    Moreland konnte sagen, was er wollte, aber meiner Ansicht nach war die Badezimmertür dicht, selbst für den plattesten Riesenkäfer. Oder hatten wir die Tür offengelassen, bevor wir zum Abendessen gefahren waren?
    Robin hielt die Badezimmertür stets verschlossen, doch ich nahm es nicht so genau. Wer von uns hatte zuletzt das Bad benutzt?
    Und warum waren die Viecher nicht sofort herausgestürmt, sobald sie uns kommen hörten? Warum hatten sie nicht wenigstens ihre Alarmsignale gezischt?
    Es stimmte hinten und vorne nicht. Ich dachte also über ein ganz anderes Szenario nach.
    Vielleicht wollte uns jemand eine Nachricht zukommen lassen: Verschwindet.
    Aber wer und warum?
    Wer hätte dazu Gelegenheit gehabt?
    Zuerst dachte ich natürlich an Ben, weil der Zugang zum Insektarium hatte. Er hatte gesagt, er würde den Abend beschäftigt sein, zuerst mit den Kindern und dann hätte seine Frau ein großes Essen geplant.
    Oder war er noch einmal zurückgekehrt?
    Aber warum? Abgesehen von dem Moment, als ich mit meiner Bemerkung über seinen »Rhythmus« ins Fettnäpfchen getreten war, hatte er keinerlei Feindseligkeit gezeigt.
    Im Gegenteil, er hatte alles getan, damit wir uns wohl fühlten.
    Doch vielleicht war er nur so freundlich zu uns, weil er es Moreland schuldig zu sein glaubte. Vielleicht dachte er persönlich ganz anders über uns.
    Ich dachte eine Weile darüber nach und kam zu dem Schluss, dass auch das keinen Sinn ergab.
    Vielleicht jemand anders vom Personal? Cheryl?
    Sie war nicht helle genug für solch einen Streich. Und was sollte ihr Motiv sein? Außerdem verließ sie das Haus gewöhnlich nach dem

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