Satans Erbe (German Edition)
noch mal versuche? Mir kann er nichts mehr.«
John wog die Idee gründlich ab. »Ich glaube nicht, dass Arno sich von seinem Vorhaben abbringen lässt. Dieser Ahriman hat ihm einen Floh ins Ohr gesetzt, sodass er auf niemanden mehr hört.«
»Auch nicht auf Benni?«
John schüttelte den Kopf. »Auf Benni hat er noch nie gehört, leider. Außerdem sind Ahriman und Benni ein Paar.«
»Ich erinnere mich. Als Petra und Lena von uns gingen, ist er zum ersten Mal aufgetaucht. Ein aalglatter Typ.« Martha seufzte und schenkte Tee nach. »Arno hat die Tragödien nicht verkraftet.«
»Muss er deshalb einen Kerker bauen? Ich verstehe es nicht.«
John hatte sich ausführlich auf das Gespräch mit seinem Arbeitgeber vorbereitet. Er argumentierte mit Fakten über Kindererziehung und Entwicklung, legte Arno Bücher vor, die er gelesen hatte und versuchte, psychologisch zu erklären, warum er der Meinung war, dass Arno glaubte, so handeln und Lisa einsperren zu müssen. Er hatte sich bestenfalls auf ein Donnerwetter und schlimmstenfalls auf den Rauswurf eingestellt. Doch dass Arno ihm Gegenargumente, Statistiken und esoterische Lektüre entgegensetzte, die zweifellos von Ahriman stammte, hatte er nicht gedacht. Sie diskutierten über zwei Stunden, bis Arno seiner überdrüssig wurde und ihn hinauskomplimentierte. John hatte verloren.
»Aber deinen Job hast du noch, oder?«
Er nickte bekümmert.
»John, wie wäre es, wenn du dir eine neue Stelle suchst?«
Natürlich hatte er darüber nachgedacht. Die Situation im Hause Felthen belastete ihn. Doch seitdem er zusätzlich Marthas Miete und Nebenkosten trug, war es ihm unmöglich, auch nur einen Monat weniger oder gar nichts zu verdienen.
Martha reimte sich vermutlich zusammen, dass er sie nicht beide ernähren konnte, wenn zwei Mieten anfielen. Er traute sich nicht, sie zu fragen, ob sie mit ihm zusammenziehen wollte.
Sie stand auf, trat hinter den Küchenstuhl und schlang die Arme um seine Schultern. »Es tut mir so leid für Lisa«, murmelte sie ihm ins Haar und John spürte, dass sie weinte. Er erhob sich und umarmte sie.
Mehrfach hatte er erwogen, zur Polizei zu gehen, jedoch mit diesem Schritt gezögert, weil er die Auswirkungen für Lisa nicht absehen konnte. Was, wenn man sie in ein Kinderheim steckte und sie von Benni trennte? Das würde sie noch mehr aus der Bahn werfen. Außerdem wollte er den von Felthens nichts Böses, sie waren seine Familie, seit 14 Jahren.
Aber es wurde auch Zeit, dass er eine eigene Familie gründete.
Nach einer Weile ließ John sich vor Martha auf die Knie gleiten und umfasste zärtlich ihre Hand. Ihm war schwummrig zumute. Er hatte keine Angst, er war sich so sicher wie noch nie in seinem Leben, obwohl seine ausgestreckte Hand vor Aufregung zitterte. Mit der anderen fuhr er in die Tasche seines Flanellhemdes.
»Martha. Du warst und bist die einzige Frau auf Erden, die ich liebe. Ich liebe dich so sehr. Ich brauche dich und will mein restliches Leben – wie immer es auch sein mag – mit dir verbringen. Ich liebe dich. Willst du mich heiraten?« Er streckte ihr auf der Handfläche zwei goldene Ringe entgegen.
Martha schluchzte. Tränen kullerten ihr über die Wangen und sie ließ sich zu ihm auf den Küchenboden sinken. »O John, ja, ja, natürlich will ich. Du bist doch meine große Liebe. Ich liebe dich.«
John zog sie an sich und küsste sie leidenschaftlich. Anschließend nahm er ihre Hand und steckte ihr den Ring an – er war ein wenig zu groß.
»Woher hast du die? Sie sind wunderschön.«
John lachte. »Ich trage sie seit 1976 mit mir herum und warte auf den richtigen Augenblick.«
Martha lachte, während Tränen über ihre Wangen liefen. »Ja, jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Es ist nie zu spät. Ich liebe dich, John-Pierre Ballester.«
70.
Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
6. Mai 1984
I ch stellte Jörgs Käfer im Carport ab. Münsingen war eher ein Dorf als eine Stadt, die Nachbarn interessierten sich hier noch füreinander – doch das störte Jörgs Kumpel nicht. Er hatte Jörg und seine Freundin Marianne gern bei sich aufgenommen. Nachdem seine Frau an Krebs gestorben war, hatte er den Glauben an Gott verloren – etwas, das uns zugutekam. Es hatte ihn zu einem willigen Jünger gemacht.
»Hallo Marianne.« Wie immer, wenn ich sie sah, dachte ich an meinen ersten Sex vor fast zwanzig Jahren. Sie trug ihr Haar noch lang und ihr Blick drückte dieselbe Stärke aus wie damals.
»Meister Ahriman.«
Weitere Kostenlose Bücher