Satans Erbe (German Edition)
Gottes. Ahriman würde seine Sache gut und ordentlich machen – das stellte nicht zuletzt die Bezahlung sicher, die Arno ihm für die Sitzungen angeboten hatte. Jetzt musste er nur Benni überzeugen, doch das bereitete ihm kein Kopfzerbrechen, immerhin hatte er das letzte Wort.
Arno nickte. Entschlossen machte er sich auf den Heimweg. Bald wirst du keine Lust mehr auf diese dummen Ausflüge haben, meine kleine Prinzessin.
Zuhause angekommen nahm er sich keine Zeit, seine Lederkombi auszuziehen, sondern rief sofort Benni zu sich.
»Ich werde einen Raum im Keller anbauen, mit einer schalldichten Tür und ohne Fenster. Nein, zwei Räume. Und ein Bad …«
»Was ist das jetzt für eine Spinnerei?«
»Pass auf.« Arno schlug Benni vor Begeisterung auf die Schulter. »Ahriman hat vorgeschlagen, esoterische Sitzungen mit Lisa abzuhalten. Dies kann nur in einer Umgebung erfolgen, in der absolut keine Störung von außen auftritt. Keine Geräusche, keine Gerüche, keine visuellen Eindrücke. Er sagt, er ist überzeugter Hermetiker und kann Lisa helfen, zu sich zu finden und ihren Wunsch nach Ausbruch zu bändigen.«
»Du glaubst an so einen Hokuspokus? Und was zur Hölle ist ein Hermetiker? Mir hat Ahriman darüber noch nie was erzählt.«
»Vielleicht solltet ihr öfter miteinander reden, anstatt miteinander zu fi…« Arno verschluckte den Rest. »Ahriman scheint ziemlich erfahren auf dem Gebiet zu sein. Hermetik ist eine Geheimlehre, die aus der Antike stammt. Paracelsus war ein berühmter Hermetiker. Und Arnaldus de Villanova, ein Arzt und Tempelritter.«
»Na und?«
»Konkret geht es um die Umsetzung uralten Wissens, das schon von den Griechen, von Römern und Ägyptern genutzt wurde, um Krankheiten zu heilen. Um die Seele ins Gleichgewicht zu bringen. Die Basis liegt in medizinisch-magischen Schriften, die ein Gott, eine Verschmelzung aus einem griechischen und einem ägyptischen, von Engeln erhalten und niedergeschrieben hat.«
»Und?«
»Ahriman bekommt seinen Platz, an dem er diese Sitzungen mit Lisa durchführen kann. Ich glaube, dass ihr das helfen wird.«
»Lisa braucht keine Sitzungen gleich welcher Art, sie braucht Freiheit, gleichaltrige Freunde, eine Schule«, brauste Benni auf.
»Du weißt, dass ich diese Diskussionen hasse.«
»Ja, ich weiß, dass mit dir nicht zu reden ist.«
»Ich bin Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen, wie du siehst. Denkst du etwa, ich würde es gestatten, dass Lisa Böses widerfährt? Glaubst du nicht, dass Ahriman es gut meint und ihr helfen will?«
Benni zögerte. »Keinesfalls will er ihr Böses. Vielleicht hat er sogar ein bestimmtes Wissen auf diesem Gebiet, aber ich glaube nicht, dass es Lisa hilft.«
»Du hast immer und an allem herumzumäkeln.«
»Wenn du meinst. Jedenfalls weiß ich jetzt, was ihr ständig zu bequatschen hattet, wenn ich nicht da war.«
Und du wirst noch öfter nicht da sein, damit Ahriman sich mit Lisa beschäftigen und ihr helfen kann. Ich finde genug zu tun für dich …
»Du stimmst mir also zu, dass Lisa diese Esoteriksitzungen machen soll?«
»Was bleibt mir anderes übrig?«
68.
Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
Dezember 1983
» D iesen Heiligabend werden wir einen Betonmischer anstelle eines Tannenbaums vor der Tür stehen haben.« Benni zog sich den Parka über und lächelte mich entschuldigend an. »Nun ja, Hauptsache, wir sind zusammen. Bis morgen Abend – tschüss Lisa.«
»Bringst du mir was Supertolles mit?« In solchen Momenten blitzte ihr wahres Alter durch.
Benni drückte sie an sich. »Klar, eine Barbie und rote Ringelsöckchen.«
Beide lachten und Benni verschwand. Endlich. Ich war mit Jörg verabredet, weshalb ich Benni nicht zu dem Bildungsvortrag für Erzieher und seinen Weihnachtsbesorgungen in Bern begleitete. Als ich an Arnos Büro vorbeikam, hörte ich ihn ein Weihnachtslied summen, das momentan ständig im Radio lief. Er schien ausgelassener Stimmung zu sein. Ich ergriff die Gelegenheit und klopfte an die offene Tür.
»Ahriman … komm rein.«
»Störe ich?«
Arno deutete mir an, Platz zu nehmen, drehte sich mit seinem Chefsessel und schenkte mir großzügig ein Glas bernsteinfarbenen Bourbon ein. Wir stießen an und plauderten eine Weile, bis der zweite Tumbler fast leer war.
»Ahriman … sag. Was denkst du wirklich über Lisa?«
Jetzt wurde es gefährlich. Hatte Arno meine Zunge lockern wollen?
»Du meinst ihre Ausbrüche, ihren Drang nach Freiheit?« Nach Sex? Ich
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