Satans-Krone
Suko seinen Kopf zu. Dabei fuhr er mit der Hand über sein Haar. »Ja, Inspektor, auch darüber habe ich etwas gelesen, sonst hätte ich den Weg nie gefunden.«
»War es nur eine schlichte, in der Landschaft herumstehende Hütte oder mehr?«
Isaak Lambert senkte den Kopf. »Ich schäme mich fast, es zuzugeben, aber ich bin selbst noch nicht dort gewesen. Ich wollte erst mit Ihnen, den Fachleuten, darüber reden.«
Suko und ich schauten uns an. Wir lächelten zugleich. Ich sprach das aus, was auch Suko dachte.
»Was hält uns dann davon ab, dem Haus einen Besuch abzustatten?«
Der Crowley-Forscher machte große Augen. »Meinen Sie wirklich, dass wir hinfahren sollten?«
»Klar«, erwiderte ich locker. »Noch ist es hell.«
Suko winkte bereits dem Wirt. »Die Rechnung bitte.« Dann nickte er und sagte: »Endlich geht es weiter…«
***
Isaak Lambert hatte nicht erst zu seinem Boot zu gehen brauchen, um in den dortigen Unterlagen nach dem Weg zu schauen. Die Strecke hatte er im Kopf, wie er uns erklärte, und so setzten wir uns ziemlich optimistisch in den Rover und fuhren los.
»Soviel ich weiß, gehört der Platz noch zu Hastings. Er liegt eben nur am Rand.«
»Nahe der Campgrounds?« fragte Suko.
»Nein, davon entfernt. Es wäre sonst zu auffällig gewesen. Wie leicht hätten Kinder damit in Kontakt treten können. Das sollte keinesfalls riskiert werden.«
Da hatte er recht. Gefährliche Stellen oder Orte, in denen sich etwas Böses eingenistet hatte, sollten nach Möglichkeit gemieden werden, aber das kümmerte uns jetzt nicht.
Wir fuhren in westliche Richtung und dabei immer nahe an der Küste entlang. Mal war das Meer zu sehen, mal entzog es sich unseren Blicken, wenn die Straße, die nach Bulverhythe führte, sich mehr in das Landesinnere schob. Sie war gut ausgebaut und schon um diese Zeit von zahlreichen Feriengästen frequentiert. Noch Menschen ohne Kinder, denn die große Ferienzeit stand erst kurz bevor.
»Irgendwann müssen wir dann abbiegen!« erklärte Lambert. »Es ist ein schmaler Weg, das weiß ich schon. So jedenfalls habe ich es den Unterlagen entnommen.«
»Führt er zur See hin?«
»Nein, etwas nach Norden.«
Auf einen Weg gerieten wir zwar nicht, dafür auf eine schmale Landstraße, die wieder nach Osten in Richtung Hastings führte. Das Gelände hier eignete sich wirklich nicht für Camper. Da war nichts angelegt oder gerodet worden. Es lag leicht hügelig vor uns und war mit zahlreichen Sträuchern und auch Niederwald bewachsen. Der Boden zeigte sich an einigen Stellen recht tief. Da schimmerten Pfützen wie große Augen in den Schlaglöchern, und ich ging vom Gas, als ich tatsächlich einen Feldweg entdeckte, der nach rechts abzweigte.
»Sind wir hier richtig?«
»Das hoffe ich.«
»Okay.« Ich bog ein. Der Weg war zwar schmal, doch recht gut befahrbar, auch wenn die Sträucher an den Seiten sehr nahe an den Rover heranreichten und mit ihren Zweigen gegen die Karosserie schlugen oder kratzten, als wollten sie uns an einer Weiterfahrt hindern. Wenig später war die Umgebung nicht mehr so frei. Die Lücken waren von hochwachsendem Unkraut geschlossen. Über Unebenheiten rumpelten wir hinweg, und manchmal schien der Himmel zu tanzen, wenn wir die Blicke nach oben warfen.
Isaak Lambert saß nicht mehr still auf dem Rücksitz. Er bewegte sich hin und her, weil er nach irgendwelchen Anhaltspunkten suchte. Dabei sprach er leise vor sich hin, allerdings so laut, dass wir ihn trotzdem verstehen konnten.
»Ich habe den Film mehrmals gesehen und auch die Umgebung. Da muss es einen Hinweis geben.«
»Welchen?« fragte Suko.
»Eine alte Mauer.«
»Hinter der die Frau gestanden haben könnte?«
»Wäre möglich.«
Die Mauer sahen wir nicht. Statt dessen hatte ich Schwierigkeiten, den Wagen in der Spur zu halten, denn einige Stellen waren ziemlich sandig, und so rutschten wir hin und wieder mit den Rädern weg, aber ich bekam den Rover immer wieder gut in den Griff.
»Das Dach, ich sehe das Dach!« meldete sich Lambert. Er lachte. »Wer hätte das gedacht!« Vor Freude schlug er sich auf beide Schenkel. Nach einer Kurve geriet das Dach auch in Sukos und mein Blickfeld. Es hob sich über den Sträuchern hinweg ab und sah ziemlich renovierungsbedürftig aus.
Es war ein Fehler anzunehmen, dass uns der schmale Weg direkt bis zum Ziel führen würde. Plötzlich hörte er auf, wir rollten mitten durch das Gelände und hätten jetzt einen entsprechenden Wagen gebraucht, um
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