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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Nikolai. »Aber es ist mir ein so großes Vergnügen, dein wunderbares Chinesisch zu hören, dass es mir die größte Freude machen würde, wenn wir unsere Zeit mit einer Unterhaltung verbrächten.«
    Sie sah ihn eigentümlich an, plauderte aber drauflos. Er warf gelegentlich eine knappe Bemerkung ein und machte höfliche Geräusche, die signalisieren sollten, dass er zuhörte, war aber mit den Gedanken woanders.
    Es war dumm, Bao Dai derart zu brüskieren, sagte er sich, deine Wut auf Solange ist unfair. Sich absichtlich den Herrscher des Landes zum Feind zu machen, hieß Gefahr heraufzubeschwören, und was deine Einstellung gegenüber Solange betrifft – wolltest du sie unbedingt einem anderen Mann in die Arme treiben?
    Du hast Glück, wenn sie dich überhaupt jemals wiedersehen möchte.
    Er wartete im Foyer auf De Lhandes’ Rückkehr vom Buffet. Eine Weile später kam der Zwerg auf gummiweichen Beinen in den Vorraum gewankt.
    »Verdammt großzügig von Ihnen, Michel«, sagte De Lhandes, »fast schon übertrieben großzügig, wenn ich das so sagen darf, aber wenn die Schwelgerei Ihrer Freunde, selbst derer, die Sie erst kürzlich kennengelernt haben, zu Ihren Lastern zählt, dann sage ich: Hurrah dem Laster in all seinen vielfältigen Ausprägungen und Formen. Apropos …«
    »Sie handeln doch mit Informationen?«, unterbrach Nikolai ihn.
    »Ja«, sagte De Lhandes. »Möchten Sie mir welche verkaufen?«
    »Ich möchte welche erwerben.«
    »Und Sie bekommen großzügigen Rabatt, mein Freund«, sagte De Lhandes. »Über wen, wenn ich fragen darf, was ich in der Tat darf, ja, sollte, und sogar, genau genommen, muss, wenn ich Ihnen zu Diensten sein soll.«
    Auf der Taxifahrt zurück nach Saigon erklärte Nikolai De Lhandes, was er brauchte.
    »Ihre Glückssträhne hält an«, erwiderte De Lhandes, »bei meiner zufrieden erschöpften, wenn auch grausam rangenommenen Männlichkeit, Ihre Glückssträhne hält an.«
    Das wollen wir hoffen, dachte Nikolai.

120
    Solange stellte sich vor, sie läge in Frontignan am Strand und Bao Dai sei eine kleine Welle, die über sie hinwegspülte.
    Die Welle brach – endlich.
    Sie wartete genau so lange, wie es der postkoitale Anstand gebot und gegenseitig Komplimente ausgetauscht waren, dann rollte sie sich herum und griff nach der Zigarettenschachtel.
    »Er schien sich für dich zu interessieren«, sagte Bao Dai und stand selbst auf, um eine Zigarette und ein Glas Scotch zu holen. »Möchtest du etwas trinken?«
    »Nein danke. Wer?«
    Bao Dai lächelte nachsichtig. »Bitte, Liebling, glaub mir, wenn ich sage, dass ich heute mehr als genug Spielchen hatte. Wir wissen beide, dass ich von deinem gut aussehenden Landsmann spreche.«
    »Diesem Guibert?«
    »Diesem Guibert.«
    Solange stand auf, warf sich einen weißen Morgenmantel aus Seide über und band den Gürtel fest um ihre Taille. Dann setzte sie sich auf das kleine Louis-XIV-Sofa und sah zu ihm hinüber. »Männer finden mich nun mal attraktiv. Soll ich mich dafür entschuldigen?«
    »Nur wenn die Anziehung auf Gegenseitigkeit beruht«, erwiderte Bao Dai. »Tut sie das?«
    Solange zuckte mit den Schultern. »Du hast selbst gesagt, dass er gut aussieht. Die Welt ist voll solcher Männer. Vielleicht könntest du mich blenden lassen …«
    »Du weichst mir aus.«
    »Was bleibt mir anderes übrig«, fragte sie, »wenn du so albern bist? Das verletzt mich ein bisschen – schließlich bin ich mit dir zusammen, Darling, nicht mit ihm, ich dachte, du hättest das gemerkt.«
    Er ging hinüber und legte ihr seine Arme um den Hals.
    Sie hasste es, von ihm berührt zu werden.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Vielleicht liegt es daran, dass er mir heute Abend so viel genommen hat. Ich hatte Sorge, er könnte mir dich vielleicht auch wegnehmen.«
    »Oh, jetzt bist du aber wirklich albern«, entgegnete sie und wandte sich um, küsste seine Finger. »Vous me faites briller.«
    Später zog er sich in sein privates Arbeitszimmer zurück, ging zum Telefon und befahl: »Tötet ihn.«

121
    Nikolai lag auf dem Bett und versuchte, Solange aus seinen Gedanken zu vertreiben.
    Er konzentrierte sich auf sein mentales go-kang und betrachtete den aktuellen Stand der Partie.
    Ich befinde mich in einer starken, aber ganz und gar nicht abgesicherten Position, konstatierte er. Ich habe ausreichende Mittel, um meine nächsten Züge vorzubereiten und durchzuführen, aber welche Züge sollen das sein? Woroschenins Papiere zu bekommen ist vielversprechend,

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