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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Fremdenlegionäre aus ganz Europa, schlaksige senegalesische Soldaten und gedrungene Vietnamesen.
    Momma führte sie in ein separates Gebäude, das im Stil des Fin de Siècle aufwendig verziert war. Im Vergleich zur zurückhaltenden Eleganz der japanischen Geisha-Häuser empfand Nikolai es als grotesk und geschmacklos.
    Das House of Mirrors war ein so exklusives Etablissement, dass nur die Reichsten der Reichen überhaupt von seiner Existenz wussten oder sich die dort angebotenen Dienste leisten konnten. Wie in den feinsten französischen Restaurants galt auch hier, dass derjenige, der nach dem Preis fragen musste, dort nichts verloren hatte.
    Momma klingelte mit einem kleinen Glöckchen, und sogleich reihten sich hinter ihr die Mädchen auf, eine Auswahl für jeden Geschmack und jede Vorliebe. Die meisten der Frauen waren Asiatinnen in engen, bunten cheong-sams oder weißen ao dais aus Satin, doch auch einige Europäerinnen in durchsichtigen Negligés waren darunter, die die Asiatinnen um einen ganzen Kopf überragten. Eine von ihnen hatte blondes schulterlanges Haar und große Brüste, die ihr hauchdünnes Nachtgewand kaum zu verhüllen vermochte.
    Madame merkte, dass Nikolais Blick auf ihr ruhte.
    »Das ist Marie«, flüsterte sie. »Belgierin – ähnlich wie die Französinnen … nur schmutziger.«
    Nikolai entschied sich stattdessen für eine Chinesin. Ihr schwarzer, mit Blumenmuster verzierter cheong-sam war bis zum Hals zugeknöpft, ihr schwarzes Haar zu einem strengen Knoten gebunden.
    »Ling Ling wird Ihnen gefallen«, sagte Momma.
    »Daran habe ich keinen Zweifel«, erwiderte Nikolai. »Und bitte setzen Sie die Wahl meines Freundes ebenfalls auf meine Rechnung.«
    »Sie sind ein guter Freund.«
    »Ich fühle mich wie neugeboren«, sagte De Lhandes und suchte mit dem Blick eines ausgehungerten Feinschmeckers, der in einem Pariser Vier-Sterne-Restaurant die Karte studiert, die Reihe der Frauen ab. Er litt unter der Qual der Wahl, war hin- und hergerissen zwischen einer kurvenreichen Slawin aus Belgrad und einer Japanerin, die aussah wie aus Alabaster gemeißelt. »Man wird ja nicht gerne für einen Vielfraß gehalten, Michel, aber …«
    »Es macht mir nichts aus, Bao Dais Geld zu verjubeln«, antwortete Nikolai. »Nehmen Sie beide.«
    »Beim Priapismus eines Papstes, Michel!«
    Ling Ling – wobei Nikolai wusste, dass »Hübsch Hübsch« mit Sicherheit nicht ihr richtiger Name war – nahm Nikolai an der Hand und führte ihn in ihre Kammer. Er verletzte ihre Privatsphäre nicht, indem er sich nach ihrem richtigen Namen erkundigte. Das Pseudonym war eine Möglichkeit, das wenige, das ihr von sich geblieben war, zu bewahren.
    »Soll ich mich ausziehen oder möchtest du das lieber tun?«, fragte sie.
    »Du kannst dich ausziehen«, erwiderte Nikolai. Er machte sich keine Illusionen, was den Charakter ihrer Verbindung betraf. Er wünschte keine vorgetäuschte Romantik oder Verführung. Hier ging es um eine schlichte Geschäftsbeziehung.
    Sie knöpfte ihren cheong-sam auf und hängte ihn in den kleinen Schrank. Nikolai zog sich aus, sie hängte seine Kleider ebenfalls in den Schrank. Dann nahm sie ihn in die Hand, ging in die Knie und deutete eine Geste des Vorspiels an, bei der es sich allerdings, wie Nikolai wusste, um einen dezenten Gesundheitscheck handelte. Zufrieden zog sie ihn aufs Bett. Nikolai war froh, dass sie schlank und zart war, ein »schmales Pferd«, wie es die Chinesen nennen, eher ein Zen-Garten als ein üppiges, großzügiges Gewächshaus wie Solange.
    Ist sie jetzt mit Bao Dai im Bett?, fragte er sich. Zieht sie die Fäden der Marionette, bringt sie ihn mit ihren Reizen dazu, nach ihrer Pfeife zu tanzen?
    Nikolai wunderte sich über seinen Anfall sexueller Eifersucht. Das war so … westlich. Unpragmatisch und albern. Er widmete seine Aufmerksamkeit erneut der reizenden nackten Frau auf dem Bett, die ihn erwartungsvoll ansah.
    »Öffne bitte dein Haar«, sagte er.
    Sie griff sich an den Hinterkopf und zog eine Cloisonné-Spange aus ihrem Haar.
    Es fiel ihr schwarz glänzend über die Schultern. Froh darüber, dass sie sich auf Chinesisch unterhalten konnten, erkundigte sie sich offen nach seinen Präferenzen.
    »Möchtest du mit dem ›Mittelweg‹ beginnen?«, fragte sie, »und zum Schluss vielleicht ›Feuer von der anderen Seite des Berges holen‹?«
    »Eigentlich keins von beidem«, sagte Nikolai.
    »Findest du mich nicht attraktiv?«
    »Ich finde dich sehr attraktiv«, erwiderte

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