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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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würden sich zu einer sauberen, organisierten Formation zusammenfinden und sie umzingeln. Die schutzbietenden Bäume würden zur Todesfalle werden, es sei denn, Quoc hatte tatsächlich einen Fluchtplan.
    »Unser Mutterland wird uns verschlucken«, sagte Quoc.
    Poetisch, dachte Nikolai, aber kaum realistisch.
    In Gedanken suchte er bei einer anderen Metapher Zuflucht, dem go-kang , und dort sah er es nur allzu deutlich. Die kleine Gruppe von schwarzen Steinen, die sie bildeten, würde sich schon bald zu einer schmalen Kette formieren und auf Quocs scheinbar magische Bäume zustreben, um sich dort wieder als Gruppe zu organisieren. Die weißen Steine – und von ihnen gab es ziemlich viele – umlagerten sie bereits.
    Go-Spieler hatten eine Bezeichnung für eine solche isolierte, umzingelte Gruppe.
    Tote Steine.
    Und das flache, zweidimensionale go-kang , so wurde Nikolai jetzt klar, war zum Anachronismus geworden. Seine Erfinder in alter Zeit hatten die Entwicklung moderner Flug technik nicht vorhergesehen, wodurch das Spiel jetzt praktisch eine zusätzliche Dimension erhielt. Sie hätten sich Steine, die über dem Brett schwebten und unter sich Tod und Zerstörung anrichteten, nicht vorstellen können.
    Go, das musste er sich eingestehen, war kein Modell für eine Schlacht. Das go-kang war heiter, still, perfekt in seiner Organisiertheit und Form. Das moderne Schlachtfeld war chaotisch, laut, eine anarchische Hölle aus Blut, Gemetzel und Leid.
    Die Moderne, dachte er, hat so viel zerstört.
    Er zwang seine Gedanken auf den Boden der Realität zurück. Egal, ob es eine Falle war oder nicht, das Wäldchen auf der gegenüberliegenden Seite des Schilfs bot eine bessere Position als ihre jetzige und eignete sich schon aufgrund seiner Größe besser für ein letztes Aufbäumen. Er schätzte die Entfernung auf etwas weniger als eine halbe Meile, sie würden also nur wenige Minuten dorthin brauchen.
    Doch das Schilf war ein schmerzhaftes Hindernis, obwohl sicher bereits schmale Pfade durch das brusthohe Gras geschlagen worden waren. Die Last der Waffen, besonders jetzt, da weniger Träger zur Verfügung standen, würde sie außerdem bremsen.
    Vielleicht …
    Nein, Quoc würde die Waffen niemals zurücklassen, und wenn Nikolai ehrlich war, hätte er selbst es auch nicht getan.
    Sie hatten sie bereits zu viel gekostet.
    Die Stille hinter ihm ließ darauf schließen, dass die Viet Minh bereit waren loszugehen.
    Er drehte sich um und sah, dass sie ihre toten Genossen zurücklassen würden. Alles, was noch von Nutzen sein konnte, hatte man den Leichen abgenommen.
    »Ihr zahlt einen hohen Preis für eure Freiheit«, sagte Nikolai.
    »Für jeden Feind, den wir töten«, erwiderte Quoc, »töten sie zehn von uns. Und zum Schluss wird es keine Rolle mehr spielen.«
    »Außer vielleicht für die zehn.«
    »Der Einzelne ist nichts im Verhältnis zum Ganzen«, antwortete Quoc.
    Nikolai starrte ihn an.
    Erkannte sein wahres Wesen.
    Und vielleicht auch ein bisschen von seinem eigenen.
    »Sie irren sich«, sagte er.
    »Sie werden es noch verstehen.«
    »Ich hoffe nicht«, sagte Nikolai. »Niemals.«
    Wenn jeder Einzelne nichts weiter war als Teil einer Maschine, dann gab es zum Schluss nur noch die Maschine. Die unerbittliche, gesichtslose Maschine der Moderne. Er wandte sich von Quoc ab, nahm Solange am Arm und entfernte sich mit ihr außer Hörweite.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte er, »über unsere erste Mahlzeit, wenn wir dort ankommen, wohin wir unterwegs sind.«
    »Ah ja?«, sagte sie. »Und was hast du dir vorgestellt?«
    »In Tokio hast du ein Gericht gekocht …«
    »In Tokio habe ich viele Gerichte gekocht«, sagte Solange, und ihr breiter Mund öffnete sich zu einem Lächeln.
    Nichts kann das Licht dieser grünen Augen trüben, dachte er.
    »Vielleicht coq au vin .«
    »Einfache französische Landküche.«
    »Einfach klingt wunderbar«, sagte Nikolai. »Und welchen Wein trinken wir dazu?«
    Sie dachte über eine Reihe von Möglichkeiten nach, engte die Auswahl dann auf eine Handvoll ein, konnte sich aber nicht endgültig für einen entscheiden. Dann besprachen sie, welches Gemüse sie als Beilage dazu essen wollten, wie es zubereitet werden sollte und welches Dessert am besten passte, eine tarte tatin oder vielleicht eine marquise au chocolat .
    »Wollen wir De Lhandes einladen?«, fragte Nikolai.
    »Ja, natürlich«, erwiderte Solange, »aber er muss nach dem Kaffee schnell gehen, damit wir uns lieben können.«
    »Dann

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