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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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jetzt?«
    »Zurück nach Saigon«, erwiderte Bay, »dort werde ich Sie höllisch verfluchen, weil Sie mir meine Waffen geklaut haben und damit geflohen sind.«
    »Wird man Ihnen glauben?«
    »Ja, oder wenigstens wird man so tun als ob«, sagte Bay, »eine Zeit lang. Dann …«
    Er ließ den Satz unvollendet. Es lag auf der Hand – niemand wusste, was die Zukunft bringen würde, niemand konnte sagen, was das Karma für jeden Einzelnen bereithielt.
    »Auf Wiedersehen«, sagte Nikolai. »Ich hoffe, wir sehen uns in besseren Zeiten wieder.«
    »Das werden wir«, antwortete Bay.
    Bay versammelte seine Männer und zog mit ihnen los.
    »Wir müssen gehen«, sagte Quoc. Seine Soldaten, gut dreißig Veteranen, hoben die Kisten auf Bambusstangen und machten sich in nördlicher Richtung auf den Weg.
    Quoc hinkte ihnen hinterher.
    Das Flugzeug kam von Osten.

162
    Die Bordwaffen loderten wie Flammen, als sie die Baumgrenze bombardierten. Es flog sehr tief und kam mit der Sonne.
    Drei der Viet Minh fielen um wie Spielzeugsoldaten, die vom Regal gefegt wurden, während die Granaten die Bäume spalteten und Holzsplitter durch die Luft regneten. Nikolai packte Solange und legte sich auf sie. Unter ihnen bebte die Erde durch die Vibrationen der tieffliegenden Maschine.
    Er sprang auf die Füße und zog Solange hinter sich hoch, Hand in Hand rannten sie auf das nächste Reisfeld zu, versuchten möglichst schnell den ungeschützten Deich zu überqueren, bevor das Flugzeug seine Wendung vollzogen haben würde. Die Flügel glänzten in der aufsteigenden Sonne, als das Flugzeug drehte, zurückkam und herabstürzte wie ein Habicht auf der Jagd.
    Sie schafften es über den Deich, aber zwei Viet Minh hinter ihnen hatten weniger Glück und wurden getroffen. Nikolai und Solange ließen sich den Abhang hinunter in den Schlamm des Reisfelds gleiten und tauchten unter.
    Nikolai hielt die Luft an, Solanges Hand noch immer fest in seiner, und versuchte, dem jetzt gedämpften Gewehrfeuer und dem Motorengeräusch zu lauschen, während das Flugzeug wieder an Höhe gewann. Als er ein schrilleres Heulen vernahm, sprang er auf, und zusammen platschten sie über das Reisfeld.
    Nikolai blickte zurück und sah, dass Quoc, der den letzten Angriff ebenfalls überlebt hatte, sie zu einem Wäldchen auf der anderen Seite des Feldes winkte. Die Männer vor ihnen mit einer der Kisten schafften es, den Deich zu überqueren, und verschwanden aus dem Blickfeld. Ein anderer Viet Minh hatte sich mitten auf dem Deich auf den Rücken gelegt und feuerte mit seinem Maschinengewehr auf das Flugzeug, das jetzt hinter ihnen erneut heranflog.
    Solange zog ihn nach unten, und wieder hielten sie die Luft an und spürten die Kugeln um sich herum ins Wasser schwirren. Als sie wieder aufstanden, stieg auch das Flugzeug vor ihnen gerade wieder auf. Es flog mit schwankenden Tragflächen weiter, offensichtlich war die Munition oder der Treibstoff ausgegangen.
    Nikolai und Solange überquerten erst das Feld, dann den Deich und gelangten zu dem Wäldchen, in dem sich die Viet Minh gerade neu formierten. Verletzte Träger fielen aus und andere Männer übernahmen deren Aufgaben. Lasten wurden neu verteilt, Waffen ausgetauscht. Ein Soldat, der offensichtlich Sanitäter war, versorgte die Verletzten notdürftig mit dem wenigen, das zur Verfügung stand. Für andere Männer kam jede Hilfe zu spät, sie waren tot oder lagen im Sterben.
    Nikolai fand ein Gewehr und hob es auf. Solange hängte sich eine PPSch-41 um. Sie gingen vor bis an die Baumgrenze. Vor ihnen erstreckte sich eine rechteckige Fläche mit hochgewachsenem Schilf, an das links und rechts Deiche und Reisfelder anschlossen. Hinter dem Schilf befand sich ein weiteres Wäldchen.
    »Wenn wir es bis dorthin schaffen, sind wir in Sicherheit«, sagte Quoc und zeigte auf die Bäume.
    »Warum?«, fragte Nikolai.
    »Wir werden verschwinden.«
    Nikolai hatte jetzt keine Geduld für Zen-Metaphysik. Egal, ob Quoc nun wirklich ein Mönch war oder nicht, falls er glaubte, sie könnten sich meditierend in Luft auflösen, erwartete Nikolai einen profaneren Plan. Das Flugzeug war davongeflogen, aber der Pilot hatte ihre Position garantiert per Funk an die Bodenpatrouillen durchgegeben, vor denen es hier überall nur so wimmelte.
    Es konnte nicht lange dauern, bis die Soldaten eintrafen, und ihnen würden weder die Munition noch der Treibstoff ausgehen. Die französischen Soldaten und die einheimischen Milizen, die durch das Land streiften,

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