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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Verhörzimmer und -zellen von innen gesehen. Wenn sie ihn mitnehmen wollten, dann nur als Leiche.
    Wenig später beschloss er jedoch, dass dies selbstsüchtig war. Wenn wir entdeckt werden, gebe ich ihr die Sparbücher der Iwanows und richte eine Waffe auf sie, damit es so aussieht, als hätten wir sie als Geisel verschleppt. Auf dem Weg ins Gefängnis finde ich dann schon eine Möglichkeit, mich umzubringen. Nachdem er diesen Entschluss gefasst hatte, beobachtete Nikolai durch die Ritzen der Lattenwände, wie ein Offizier der Fremdenlegion am Rande des Dorfes den Ältesten befragte.
    Der Mann zuckte mit den Schultern und beschrieb einen Bogen mit dem Finger, womit er zeigen wollte, dass sich die Ausländer überall aufhalten konnten, in jedem der Dutzende von Dörfern zwischen den Reisfeldern. Der junge Leutnant betrachtete ihn skeptisch.
    Nikolai bemerkte, dass sich sein Finger am Abzug spannte.
    Der Soldat starrte den alten Mann eine Sekunde lang an, der Alte starrte zurück, und dann befahl der Leutnant seinen Männern, weiterzuziehen. Nikolai legte sich wieder hin und betrachtete die schlafende Solange. Auch er döste ein, und als er aufwachte, war es bereits dämmrig. Wenige Minuten später kam Bay herein, gefolgt von einer Frau mit Schalen voller Reis und gedämpftem Fisch. Solange erwachte und sie aßen, dann standen sie auf und setzten ihren Marsch fort.
    Im Schutz malerischer Reihen von Maulbeerbäumen gingen sie jetzt wieder über die Deiche. Sie blieben dicht beieinander, traten buchstäblich in die Fußstapfen der anderen und holten einiges an Zeit auf, bis der Mond aufging. Dann teilten sie sich auf und gingen in Zweier- und Dreiergrüppchen weiter. Die Scouts liefen voran und gaben pfeifend das Signal, wenn die jeweils nächste Gruppe folgen konnte.
    Die Einheimischen hatten selbst Milizen entsandt, die ihrerseits die Deiche abschritten und von Dorf zu Dorf zogen. Mehrmals kamen einzelne Patrouillen in Sichtweite, und dann ließ Nikolais Gruppe sich auf den Boden fallen und schob sich auf den Bäuchen voran – wenn sie sich überhaupt bewegten.
    Es war ein tödliches Versteckspiel im Mondschein, ein Spiel, das List und Verstand erforderte. Sehr zu Nikolais Erstaunen war Solange sehr gut darin – sie bewegte sich flink wie ein Wiesel und völlig lautlos, und er musste über sich selbst lachen, als ihm wieder einfiel, dass sie nicht nur Solange, sondern auch die Kobra war.
    Sie hat viel mehr Erfahrung als ich in diesen Dingen, dachte er.
    Die Nacht schien endlos, aber sie legten ungefähr zehn Meilen zurück, bevor der Himmel die steingraue Färbung der bevorstehenden Morgendämmerung annahm und sie eine halbe Meile von einem kleinen Dorf entfernt eine lange Reihe von Maulbeerbäumen erreichten.
    Bay gab Zeichen, dass sie sich hinlegen und warten sollten.
    Wenige Minuten später hörte Nikolai den kurzen klaren Pfiff, der bedeutete, dass sie weiterlaufen konnten, und er bewegte sich gebückt und mit schnellen Schritten über den Deich bis in die relative Sicherheit der Baumreihe hinein. Zwischen den Bäumen gab es eine kleine Lichtung, und dort sah er Xue Xin.

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    » S chön, Sie wiederzusehen«, sagte Nikolai.
    »Gleichfalls«, erwiderte Xue Xin.
    In dem hellen, khakifarbenen Jackett des Viet-Minh-Offiziers und mit der Pistolentasche am Gürtel sah er jetzt ganz anders aus.
    »Sie wussten, dass wir uns wiedersehen würden«, sagte Nikolai.
    »Ich habe es immer gewusst«, sagte Xue Xin. »Ich kannte Ihren wahren Charakter.«
    Besser als ich, dachte Nikolai.
    Sein Name war natürlich nicht Xue Xin, sondern Ai Quoc.
    Nikolai sah jetzt alles ganz deutlich vor Augen.
    Quoc hatte die Operation geleitet und sich darauf verlassen, dass Nikolai sein Versprechen gegenüber Oberst Yu halten würde.
    »Ich wusste«, fuhr Quoc fort, »dass Sie die Wahrheit erkennen und die Dinge so sehen würden, wie sie sind.«
    »Und jetzt will ich mein eigenes Leben führen«, sagte Nikolai.
    Quoc sah an ihm vorbei zu Solange und lächelte. »Wir werden unser Bestes versuchen, Sie hier rauszuschmuggeln. Möglicherweise ist dafür ein bisschen Geduld nötig.«
    »Inzwischen bin ich die Geduld in Person.«
    »Warum habe ich meine Zweifel daran?«
    »Das muss an Ihrer mönchischen Weisheit liegen«, antwortete Nikolai. »Das hat man davon, wenn man zu viele Ranken schneidet und zu tief durchatmet.«
    Der Himmel wurde jetzt korallenrosa.
    Quoc sagte: »Wir sollten aufbrechen.«
    Nikolai ging zu Bay Vien. »Wohin gehen Sie

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