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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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muss er eben gehen.«
    Sie küsste ihn, lang und liebevoll.

163
    Sie waren erst fünfzig Meter tief im Schilf verschwunden, als die ersten Schüsse fielen.
    Nikolai schaute nach links und sah die Reihe von Legionären auf dem Deich. Rechts von den Soldaten glaubte er einen Mann mit einem zinnoberroten Barett zu erkennen, der offenbar die Befehle gab.
    Signavi.
    Nikolai hob sein Gewehr auf die Schulter und feuerte zurück, schoss nach links, bewegte sich dabei aber weiter vorwärts. Das Wäldchen war die einzige schwache Hoffnung, die sie hatten, und sie mussten sich weiter darauf zubewegen, denn wenn sie im Morast stecken blieben, bedeutete das den sicheren Tod.
    Quoc wusste das und befahl einem Dutzend Männer, auf der linken Seite eine Reihe zu bilden, um den anderen Deckung zu geben und den Vormarsch der Franzosen möglichst aufzuhalten, damit sie genug Zeit gewannen, die Waffen zu den Bäumen zu schaffen. Die Träger waren unglaublich diszipliniert, sie hielten nicht an, um zu schießen, gingen nicht zu Boden, ja nicht einmal in Deckung. Sie schulterten die Ladung und bewegten sich in einem langsamen Trott vorwärts.
    Signavi sah, was sie vorhatten, und gab den Schießbefehl. Mehrere Träger fielen um. Die anderen hatten Mühe, die Last weiterzutragen, und zwei Viet Minh ließen ihre Gewehre sinken und ersetzten die Soldaten an den Bambusstangen.
    Zwei Legionäre fielen, als die Deckungsreihe zu feuern begann, und Nikolai sah, dass Signavi eine Abordnung zu seiner Linken auf das Wäldchen zuschickte, um den Viet Minh den Weg abzuschneiden. Wenn die Franzosen vor ihnen die Bäume erreichten, war es aus.
    Er schrie Solange an: »Kannst du rennen?«
    Sie nickte.
    Sie rannten los, das messerscharfe Schilf zerschnitt ihnen die Gesichter und Oberkörper, sie rannten auf das Wäldchen zu und feuerten dabei nach links, um die Franzosen aufzuhalten. Mehrere Viet Minh taten es ihnen gleich und rannten durch das Gras, während ihnen Kugeln um die Köpfe schwirrten. Ein Mann fiel hin, dann ein weiterer und plötzlich war es, als hätten sie in ein Nest wütender Hornissen gestochen, die durch die Luft um sie herumzischten.
    Die meisten von ihnen schafften es bis zu einer kleinen Anhöhe, von wo aus sie auf die Legionäre an ihrer Flanke feuern konnten und sie so zwangen, stehen zu bleiben, zu Boden zu gehen und sich auf ein Schussgefecht einzulassen.
    Hinter ihnen bewegten die Träger sich weiter auf das Wäldchen zu.
    Nikolai blickte zum Deich zurück und sah, dass Signavi in ein Funkgerät sprach, das mit dem Rucksack eines seiner Soldaten verbunden war.
    Nein, dachte Nikolai, bitte nicht.
    Er hob sein Gewehr, zielte, atmete tief durch und schoss.
    Die Kugel traf Signavi am Halswirbel. Er fasste sich ins Genick und fiel.
    Aber es war zu spät.
    Nur eine Minute später hörte Nikolai bereits den Flugzeugmotor, und dann sah er es, aber dieses Mal ging es nicht in den Tiefflug, um zu feuern, sondern blieb hoch oben, bis es sich direkt über dem Schilf befand. Dann warf es seine Ladung ab.
    Napalm.
    Das Schilf brannte sofort, und eine riesige Feuerwand kam auf sie zugewalzt.
    Männer loderten auf wie Fackeln, wirbelten herum und schrien. Andere schienen einfach zu schmelzen.
    Nikolai nahm Solange an der Hand und rannte.
    Die Flammenwelle walzte hinter ihnen heran wie ein feurig roter Tsunami aus einem Alptraum. Nikolai spürte, wie sie ihm den Rücken verbrannte und die Haare versengte, während ihm die intensive Hitze die Luft aus den Lungen zu saugen schien.
    Er stieß Solange in den Wald. Quoc war dreißig Meter vor ihnen und winkte sie vorwärts.
    Plötzlich fielen die Blätter über ihm von den Bäumen. Blätter fallen doch nicht im Frühjahr, dachte Nikolai verstört, doch dann sah er, dass Kugeln sie von den Zweigen schnitten. Vom gegenüberliegenden Ende des Wäldchens kamen vietnamesische Milizen auf sie zu.
    Wir sind tote Steine, dachte er.
    Die Flammen hinter ihnen näherten sich rasend schnell, die Franzosen kamen von links, und vor ihnen und rechts drohten die Milizen. Wenn wir nach rechts oder links laufen, erkannte Nikolai, laufen wir direkt ins Gewehrfeuer. Wenn wir hierbleiben, verbrennen wir.
    Sie hatten keine Chance.
    Konnten lediglich zwischen verschiedenen Arten zu sterben wählen.
    Quoc winkte heftig. »Hierher! Hierher!«
    Nikolai schaute genauer hin und sah einen Viet Minh zu Quocs Füßen kriechen und dann …
    … verschwinden.
    In der Erde.
    Tunnel, dachte er.
    Unser Mutterland wird uns

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