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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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ihrer Pistolen. Idioten, dachte Woroschenin, Peking ist wahrscheinlich die sicherste Stadt der Welt, ganz besonders dieses Viertel hier. Durch öffentliche Hinrichtungen hatte man das Verbrechen fast vollständig ausgerottet, und ein Mordversuch war höchst unwahr scheinlich. Die Einzigen, die es vielleicht versuchen würden, waren die Chinesen selbst, und wenn die ihn umbringen wollten, dann würden diese drei hier sie nicht davon abhalten.
    Aber noch kann Mao das Buckeln nicht aufgeben und muss Stalin vorläufig weiter den Schwanz lutschen, und so sind wir in China alle relativ sicher. Das größte Risiko besteht darin, sich zu Tode zu langweilen. Oder an einer Leberzirrhose zu sterben, was beinahe auf dasselbe rauskommt.
    Aber dieser Guibert … falls er denn tatsächlich so heißt.
    Wenn das ein französischer Waffenschmuggler ist, dann bin ich ein japanischer Sumoringer.
    Der Mann ist Franzose, bis hin zum Gestank seines Eau de Cologne, aber Waffenhändler? Er ist viel zu … aristokratisch … für einen so bürgerlichen Beruf. Er hat die unnahbare und überlegene Ausstrahlung eines Russen …
    Diese verdammten grünen Augen.
    War das möglich?
    Wieder zurück im Gesandtschaftsviertel nahm Woroschenin den Hörer und wählte Leotows Nummer.
    »Komm runter.«
    »Es ist zwei Uhr in der …«
    »Ich kann selbst auf die Uhr sehen. Schieb deinen dürren Arsch hierher, hab ich gesagt.« Fünf Minuten später stand ein verschlafener und leicht vorwurfsvoll dreinblickender Leotow in Woroschenins Büro.
    »Häng dich an eine sichere Leitung nach Moskau«, befahl Woroschenin. »Ich will alles über diesen Michel Guibert und seine Familie wissen.«
    Leotow sah auf die Uhr.
    »Sag’s nicht«, herrschte Woroschenin ihn an. »Berias Männer sind dafür bekannt, dass sie nachts arbeiten, oder möchtest du das lieber selbst rausfinden? Außerdem will ich alles über die Gräfin Alexandra Iwanowna haben. Sie muss Petrograd irgendwann 1922 verlassen haben.«
    »Das ist dreißig Jahre her.«
    »Ach was? Gut gemacht, Wasili. Siehst du, das ist doch schon ein Anfang.«
    Kaum war Leotow gegangen, zog Woroschenin die Schreibtischschublade auf und nahm eine Flasche heraus. Obwohl er wusste, dass es ihm nicht guttat, schenkte er sich großzügig ein und kippte es hinunter.
    Diese verfluchten grünen Augen …

27
    General Peng Zhu De war ein kleiner Mann.
    Sein stahlgraues Haar war kurzgeschnitten und sein gebräuntes, faltiges Gesicht verriet sowohl seine Herkunft aus dem Süden wie auch jeden Schritt seiner Laufbahn vom Guerillaführer in Sezchuan, Anführer des langen Marschs und Gründer der Achten-Route-Armee, bis zum Kommandanten der Korea-Feldzüge, wo er entsetzliche Verluste hatte hinnehmen müssen.
    Man sagte, Peng spüre den Tod eines jeden einzelnen Soldaten. Er war gegen den Einmarsch in Korea gewesen, hatte das Kommando nicht gewollt, es dann aber trotzdem übernommen, da er es für seine Pflicht gehalten hatte. Jetzt, fast zwei Jahre später, sah man jeden der dreihunderttausend Verluste in seinen Augen, und Gerüchte besagten, dass er Mao für jeden einzelnen davon verantwortlich machte.
    Oberst Yu klopfte an seine Tür, erhielt die Erlaubnis einzutreten und setzte sich auf den grauen Metallstuhl vor dem Schreibtisch des Generals.
    Yu bewunderte Peng mehr als jeden anderen lebenden Menschen. Wie er selbst stammte der General aus Sezchuan. Ein wahrer Kommunist und Patriot, anders als dieser Möchtegern-Kaiser Mao. General Peng arbeitete für China und die Menschen, Mao arbeitete für Mao und Mao.
    »Wie war das Essen?«, fragte Peng. Seine Stimme klang müde.
    »Woroschenin ist aufgetaucht.«
    »Hatten wir uns das nicht schon gedacht?«
    »Er weiß von den Waffen für die Viet Minh.«
    Peng nickte. »Kang hat ihm einen Hinweis gegeben. Er hat Spione in unserer Abteilung, da bin ich sicher.«
    »Soll ich Guibert wieder wegschicken?«
    »Nicht unbedingt«, sagte Peng. »Erzählen Sie mir von ihm.«
    Yu berichtete von den Ereignissen beim Essen – Guiberts Kenntnis des Chinesischen, seine guten Manieren, seine Intelligenz, seine kleinen Siege über Woroschenin.
    »Sie denken also, er könnte unser Mann sein?«, fragte Peng.
    »Möglicherweise.«
    Peng lehnte sich nachdenklich zurück.
    Yu kannte die Probleme.
    Die Russen wollten verhindern, dass die Chinesen in Vietnam an Einfluss gewannen. Deshalb versuchten sie, Waffenlieferungen zu verhindern, die China eben jenen Einfluss verschaffen würden.
    Mao war ein Narr. Er

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