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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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morgen Abend freue.«
    »Die Vorfreude liegt ganz bei mir.«
    »Ich hoffe, Sie können nach wie vor mitkommen.«
    »Warum sollte ich nicht?«
    Becken und Gongschläge erklangen, während der Gesang immer lauter wurde.
    Die beiden Männer sahen sich unverwandt in die Augen.

47
    Er weiß es, dachte Nikolai.
    Chen plapperte immer noch begeistert über die Akrobaten.
    Woroschenin weiß Bescheid.
    Der Wagen verlangsamte die Fahrt, um einer schwarz überfrorenen Eispfütze auszuweichen.
    Er kennt meine wahre Identität.
    Tut er das wirklich? Jedenfalls hat er Verdacht geschöpft. Deine Mutter war meine Hure, Nikolai. Ich bin auf ihr geritten wie auf einer Stute. Habe ich darauf reagiert? Auf die Sprache, den Namen, die Beleidigung? Nur eine Sekunde lang? Auch wenn es nur der Bruchteil einer Sekunde gewesen war, Woroschenin würde es nicht entgangen sein.
    Gehen wir vom Schlimmsten aus, sagte er sich. Gehen wir davon aus, Woroschenin weiß, dass du Nikolai Hel bist. Was bedeutet das? Es bedeutet nicht unbedingt, dass er weiß, dass du hier bist, um ihn zu ermorden. Es bedeutet nur, dass er weiß, dass du nicht der bist, der du zu sein behauptest.
    Schlimm genug, aber noch nicht unbedingt tödlich.
    Aber warum, grübelte Nikolai, hält Woroschenin dann die Verabredung in der Oper aufrecht?
    Weil er nicht Bescheid weiß. Er hat lediglich einen Verdacht und rückt wahrscheinlich deshalb mit einer Reihe von Steinen gegen meine Verteidigung vor. Ein riskanter Zug, weil er damit seine Gedanken preisgibt. Aber Woroschenin ist kein Idiot, er muss geglaubt haben, dass es das Risiko wert war. War es das?
    Sei ehrlich, du weißt es nicht. Er ist Schachspieler, kein Go-Meister, dachte Nikolai und verfluchte sich, weil er so wenig über das westliche Spiel wusste. Aber es verlief linear, so viel war ihm bekannt, und geometrisch – geradliniges, logisches Denken war dabei gefordert, wenig Raffinesse und Nuanciertheit. Woroschenin denkt, er hat eine unwichtige Figur geopfert – einen ›Bauern‹, glaube ich –, um an eine wichtigere Figur von mir heranzukommen, und jetzt wartet er auf meinen Gegenzug.
    Was haben Sie gesagt?
    Nur, dass ich mich sehr auf den Opernbesuch morgen Abend freue.
    Die Vorfreude liegt ganz bei mir.
    Ich hoffe, Sie können nach wie vor mitkommen.
    Warum sollte ich nicht?
    Aus allen möglichen Gründen, dachte Nikolai. Unter anderem, weil aufgedeckt wurde, weshalb ich wirklich hier bin – was sehr gut möglich ist. Haverford würde wohl sagen, ich bin ›verbrannt‹.
    Eigentlich hätte er einen der toten Briefkästen benutzen und dem Amerikaner von dieser neuen Entwicklung erzählen müssen, aber er wusste, dass er es nicht tun würde. Haverford würde die Mission möglicherweise abbrechen, und das wollte Nikolai auf keinen Fall.
    Er wollte Juri Woroschenin töten.
    Gut, dachte er, und rief sich das rote Gesicht des Russen vor Augen, als dieser ihn beleidigt hatte.
    Du spielst Schach, ich spiele Go.
    Wir werden sehen, wer gewinnt.

48
    W oroschenin platzte fast vor Zorn.
    Er war wütend auf sich selbst.
    Ungeschickt, tollpatschig und dumm, dachte er, als er die Tür zur russischen Botschaft aufstieß. Wie konnte ich nur glauben, dass er auf einen so simplen Trick hereinfallen würde?
    Aber war da ein Funkeln gewesen? Nur eine Spur?
    Er ging die Treppe hinauf in sein Büro und direkt zur Wodkaflasche. Es ist unwahrscheinlich, sagte er sich. Unwahrscheinlich, abwegig und anachronistisch. Der beleidigte Sohn kehrt zurück, um die Ehre seiner Mutter wiederherzustellen und eine Rechnung zu begleichen, die älter ist als er selbst. Niemand tötet mehr für die Ehre, dieser Brauch ist mit den Romanows ausgestorben.
    Und selbst wenn Guibert wirklich Hel ist, dann weiß er noch lange nicht, wer ich bin, oder dass ich in irgendeiner Beziehung zu seiner Mutter stand.
    Aber wenn Guibert Hel ist, was zum Teufel will er dann hier?
    Getarnt als französischer Waffenhändler.
    Mit zunehmender Paranoia zog Woroschenin die Vorhänge zu. Er setzte sich, sprang aber schon bald wieder auf und lief nervös auf und ab.
    Angenommen, er ist Hel, sagte er sich.
    Was dann? Warum ist er hier?
    Um das rauszukriegen, musst du erstmal in Erfahrung bringen, für wen er arbeitet. Du weißt, dass die Amerikaner ihn hatten. Wurde er nach ein paar Jahren einfach so entlassen? Er hat einen japanischen General getötet, den sie sowieso hängen wollten, war ihnen das egal?
    Äußerst unwahrscheinlich.
    Erstens sind die unnachgiebigen

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