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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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der laotischen Türmchen erinnerte das Denkmal ihn ein kleines bisschen an den Arc de Triomphe. Solange dachte dasselbe.
    »Es erinnert mich ein bisschen an Zuhause«, sagte sie. »In Montpellier haben wir ein ähnliches Denkmal.«
    »Was machen Sie in Laos?«, fragte Diamond.
    »Ich suche Arbeit, Monsieur«, antwortete sie. »Was machen Sie in Laos?«
    »Ich suche Sie.«
    »Ah, wie schön. Dann haben Sie Ihre Aufgabe ja schon erledigt, non ?«
    »Sie Ihre vielleicht auch«, sagte Diamond. Er war sofort eifersüchtig auf Nikolai Hel. Der Gedanke, dass der arrogante Wichser mit dieser unbeschreiblich schönen Kreatur geschlafen hatte, trieb ihn zur Weißglut.
    »Wie kann das sein?«, fragte sie.
    »Vielleicht haben wir was für Sie«, sagte er.
    »›Wir‹?«, fragte sie mit ebenso sarkastischem wie aufreizendem Tonfall. »Sie meinen ›wir, die Amerikaner‹.«
    »Natürlich.«
    »Normalerweise verhandle ich mit Monsieur Haverford«, sagte sie.
    Sie sprach es »Ewärfohr« aus, was Diamond unglaublich erregend fand. »Er ist anderweitig beschäftigt und hat mich geschickt. Ich bin Mr. Gold.«
    Ihr Lächeln war sinnlich, ironisch und provozierend. »Wirklich?«
    »Nein.«
    Sie traten aus dem Park heraus auf die Lane Xang.
    »Woran denken Sie, Monsieur Gold?«, fragte sie.
    Diamond erzählte es ihr und setzte anschließend hinzu: »Ich denke, die Aufgabe wird Ihnen gefallen. Könnte außerdem sehr lukrativ sein. Saigon hat ja doch viel mit Frankreich gemeinsam, nicht wahr?«
    »In mancher Hinsicht ist das so.«
    »Wie lautet Ihre Antwort?«
    »Pourquoi pas?«
    »Was heißt das?«
    Sie richtete die ganze Macht ihrer grünen Augen auf ihn und lächelte.
    »Warum nicht?«
    »Gut«, sagte Diamond mit zugeschnürter Kehle. »Gut. Äh, brauchen Sie ein Taxi? Wo wohnen Sie?«
    »Im Manoly«, antwortete sie. »Ich gehe zu Fuß, danke.«
    »Darf ich Sie begleiten?«
    Sie blieb stehen und sah ihn an. »Welche Frage stellen Sie mir jetzt genau, Monsieur Gold?«
    »Ich denke, das wissen Sie«, erwiderte Diamond und machte sich Mut mit dem Gedanken, dass die Frau immerhin in dem Ruf stand, eine hervorragende Hure zu sein. »Ich meine, Sie hätten erwähnt, auf der Suche nach Arbeit zu sein.«
    Sie lachte. »Ah! Aber so dringend ist es nicht.«
    Sie trafen noch rasch die notwendigen Verabredungen für ihre Abreise nach Saigon, danach ging er alleine weiter und hasste sie.
    Aber die Hure wird ihren Zweck erfüllen, dachte er. In der Akte stand, Hel habe sich in sie verliebt und plane, zu ihr zurückzukehren. Gut – wenn der Hurensohn noch lebt, wird er sie in Saigon suchen.
    Und ich habe dort gute Beziehungen.
    Solange versicherte sich, dass ihr der widerliche Amerikaner nicht folgte, kehrte in ihr Hotel zurück und trank einen Pfefferminztee in der Ruhe des schattigen Gartens.
    Saigon, dachte sie.
    Na schön, dann eben Saigon.
    Nikolai war immer noch nicht aufgetaucht, und sie musste sich darauf gefasst machen, dass er es wahrscheinlich auch nicht mehr tun würde. Männer sterben und Männer verschwinden, und die Frauen müssen sich um sich selbst kümmern. Dieser abscheuliche »Gold« hatte Recht, Saigon war eine angenehme Stadt und in gewisser Weise wirklich sehr französisch.

97
    Sie erreichten den Fluss am späten Nachmittag.
    Nikolai musste sich eingestehen, dass er ziemlich geschockt war.
    Er hatte den Lekang zu Beginn des Winters auf seinem niedrigsten Stand erwartet. Trotzdem strömte er jetzt sogar am Kiesufer, wo die Flöße warteten, jenseits der gefährlichen Strudel rasend schnell und zornig dahin.
    Das Tosen der Wassermassen, die sich flach über die Felsen schoben, war beeindruckend, ja einschüchternd, doch für Verzagtheit blieb keine Zeit. Nikolai befürchtete, Ki könne hier, wo man sie auf dem schmalen Uferstreifen ohne jede Deckung mühelos in die Enge treiben könnte, einen weiteren Angriffsversuch unternehmen. Er war froh, dass Yu zwei seiner »wahren Gläubigen« am Pfad postiert hatte.
    »Wir müssen aufladen«, sagte er zu ihm.
    Yu brüllte Befehle, und seine Soldaten halfen den Trägern, die Kisten zu den Flößen zu schleppen, wo die Bootsleute sie festzurrten. Deren Chef, ein untersetzter Tibeter mittleren Alters mit einer Zigarette im Mundwinkel, trat an Nikolai heran.
    »Bist du Guibert?«, fragte er auf Englisch mit einem amerikanischen Akzent, den Nikolai aus den Jahren seiner Gefangenschaft nur allzu gut kannte, denn die amerikanischen Wärter hatten sich in derselben Sprache unterhalten, die

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