Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
Haben einen ›Fluss-Sherpa‹ gesucht. Ich war jung, brauchte die Kohle und dachte, scheiß drauf.«
    »Haben sie’s geschafft?«
    »Die meisten.«
    »Runter bis Luang Prabang?«
    »Weiß nicht«, sagte Tasser.
    »Was soll das heißen?«, fragte Nikolai.
    Tasser sah ihn an und lächelte. »Ich bin die Strecke noch nie gefahren.«
    Nikolai spürte, wie das Wasser unter ihm beschleunigte, und blickte flussabwärts, wo plötzlich eine Nebelwolke auftauchte.
    »Was ist das?«, fragte er.
    Tasser zog eine Karte aus der Tasche und breitete sie aus. Nikolai sah ihm über die Schulter. Es handelte sich eher um ein Bild, eine Skizze des Flusses, in die Gefälle und größere Felsen eingezeichnet waren. Tasser überlegte einen Augenblick und brüllte über das lauter werdende Wasserrauschen hinweg: »Das muss der Drachenschlund sein!«
    »Der Drachenschweif?«
    »Der Drachenschlund!«, brüllte Tasser und zeigte auf seinen Adamsapfel. Er betrachtete erneut die ›Karte‹ und fragte: »Was zum Teufel heißt ›Level 5‹, was meinst du?«
    Wenige Sekunden später beantwortete er seine Frage selbst.
    »Heilige Scheiße!«
    Der erste Wasserfall war nur sechs Meter tief, traf aber direkt auf einen flachen Felsen, an dem die Flöße mit Sicherheit zerschellen würden.
    Nikolai spürte, wie der Bug nach vorn kippte, packte ein Seil und hielt sich daran fest. Mehr konnte er nicht tun.
    Sie wurden über die Kante gespült.
    Und kamen mit einem schweren Krachen unten auf. Nikolai war sicher, er würde das Floß unter sich brechen hören, aber die Stämme prallten ab und rollten herum, hielten zusammen und wurden über den Felsen in eine Stromschnelle getrieben, wo das Wasser in einem heftigen Strudel herumwirbelte, nur wenige Meter vor dem zweiten Wasserfall.
    »An die Ruder!«, schrie Tasser, und seine Männer gaben die relative Sicherheit der Taue auf und besetzten die Ruder.
    Nikolai verstand warum. Der Strudel zog das Floß seitwärts, und wenn es den Wasserfall quer hinuntertrieb, würde es garantiert kentern. Sie mussten es so ausrichten, dass es den nächsten Wasserfall mit dem Bug vorneweg passierte.
    Doch das Floß drehte sich wie ein Blatt im Wind.
    »Wo sind die Schwimmwesten?«, brüllte Nikolai Tasser an.
    »Die was?«, brüllte Tasser zurück.
    Der Strom spuckte Floß und Mannschaft aus, aber quer – steuerbord voran –, und Nikolai sah einen riesigen Gegenstrom, eine kleine Wasserwand, direkt auf sich zukommen.
    »Achtung!«, schrie er.
    Das Floß wurde vom Gegenstrom angehoben und einer der Ruderer hinten von Bord gefegt. Nikolai kroch mit einer Hand am Tau zu ihm und versuchte ihn aus dem Wasser zu ziehen, aber Tasser schrie: »Das Ruder! Ans Ruder, Gott verdammt!«
    Nikolai bekam das Ruder gerade noch zu fassen, bevor es ins Wasser rutschen konnte. Der Mann wurde in den Strudel gezogen, und Nikolai sah, wie er versuchte, sich über Wasser zu halten, während ihn der Strom wie auf einem Jahrmarktkarussell herumwirbelte.
    »Rudern!«, schrie Tasser.
    Nikolai setzte sich und packte das Ruder, spannte jeden Muskel und jede Sehne an und versuchte, das Floß zu drehen. Sie hatten es fast geschafft, als sich der Bug über den Vorsprung schob. Diesmal ging es weniger tief hinunter. Sie landeten in einem Becken, und das Floß wippte kurz, bevor es in die nächste Stromschnelle gezogen wurde.
    Das Wasser rauschte einem schmalen Wasserfall zwischen zwei Felstürmen entgegen. Das Floß schrammte am linken Felsen entlang, prallte ab und glitt hinunter, fiel nicht tief und kam in flachem Wasser auf, krachte aber gegen den Felsen auf dem Grund.
    Flussabwärts sah Nikolai eine Art Rauchsäule.
    Aber es war kein Rauch. Nikolai wusste, dass es nur der Sprühnebel sein konnte, der sich über einer riesigen Masse fallenden Wassers gebildet hatte.
    »Zur Seite steuern!«, schrie Tasser.
    Nikolai sah nach rechts, wohin Tasser zeigte. Doch der Strom zog sie fort, ihnen blieb kaum noch Zeit und die Männer waren bereits erschöpft.
    Er hob sein Ruder aus dem Wasser, und die Mannschaft ruderte backbord weiter. Als das Floß steuerbord voran ausgerichtet war, fingen beide Seiten an, um ihr Leben zu rudern. Auch Nikolai atmete einige Male tief ein und stieß auf Tassers Befehl das Ruder ins Wasser.
    Der Aufprall war gering, aber er reichte aus. Nikolai hatte sich am Ende des letzten Ruderschlags aufgerichtet, und bevor er sich wieder setzen konnte, waren sie aufgekommen. Durch die Erschütterung wurde er hochgeschleudert und seitlich vom

Weitere Kostenlose Bücher