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Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya: Roman (German Edition)

Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya: Roman (German Edition)

Titel: Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacek Dehnel
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Korken aus den Flaschen, die Dienstmädchen ständig in die Küche und wieder zurück, Musik spielt, und Pepa hätte sich am liebsten verkrochen, sich im Schrank versteckt.
    Die Gäste saßen auf dem Patio, an langen Tischen, die sich unter der Last des Essens bogen, und – das ist keine Metapher – einer der Tische krachte buchstäblich unter einer Schüssel mit einem Ferkel zusammen. Ich gucke, plötzlich drehen sich alle um, der Krach muss fürchterlich gewesen sein, allein von den Tellern gingen etwa zwölf zu Bruch, da drehe ich mich auch um, und tatsächlich: das Ferkel liegt auf der Erde, der Wein läuft über die zerknüllte Tischdecke, der Hund stürzt sich auf die verstreuten Würstchen, kurzum: holländische Malerei. »Nichts passiert«, sage ich, »Scherben bringen Glück, lang lebe das Brautpaar!« Man muss ja zu einer Geste fähig sein, zumindest bei der Hochzeit.
    Hin und wieder kam jemand auf mich zu und schrieb auf einen Zettel, er möchte, dass ich ihn durchs Haus führe. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, vor allem, wenn es Cousins oder Bekannte waren, die nicht so schnell wieder Gelegenheit haben würden, uns zu besuchen und sich an meinem Glück sattzusehen – obwohl sich einige, ehrlich gesagt, eher die Galle damit verdarben, die sollen mir gestohlen bleiben. Ach, es war erhebend, es hat mich in die Luft geworfen wie ein Feuerwerk, als ich sie so durch die Zimmer führte, mit lockerer Geste auf die Bilder zeigte und beiläufig fallenließ: »Tiepolo«, »Correggio« – ich wette, den meisten sagte das gar nichts –, und dann weiter, in die Bibliothek, wo die Bücher, manche noch nach frischer Druckerfarbe riechend, vom Fußboden bis zur Decke standen wie in den Palästen der Herzöge von Osuna, der Herzogin Alba, des Grafen Floridablanca. Ich habe das vielleicht nicht alles gelesen, aber im Falle eines Falles hatte ich die antike Dichtung, die französischen Tragödien und die italienischen Sonette zur Hand; ich besaß Bücher über Astronomie, über Metalle, über Medizin und Malerei, ja sogar über Bienenzucht. Das alles wartete nur auf mich, allzeit bereit, jedes Buch wie eine Maja mit gespreizten Beinen.
    Ich zeigte die zwei vergoldeten Teller, auf denen die Herzogin Pepa einmal kandierte Feigen und geröstete Mandeln geschickt hatte, wobei sie dem Boten sagte, er solle ja nicht wagen, sie wieder zurückzubringen; später hörte Pepa jemanden erzählen, die Alba habe uns ein Service aus reinem Gold für zwölf Personen geschickt – na gut, denke ich mir, lass sie quatschen, denen hat wohl einer ins Gehirn geschissen, der Teufel soll sie holen!
    Wen kann man leichter hinter dem Rücken schlechtmachen als einen Tauben? Aber ich freute mich genauso über die Begeisterten wie über die, die neidisch waren, dass ich so viel habe und leichten Herzens an Sohn und Schwiegertochter abgeben kann. Ich machte eine Pause und schaute durch das offene Fenster in den Patio: auf die Hände, die nach einem Stück Hähnchen, nach dem Brot, nach der Flasche, nach dem Glas griffen, auf die von Soße triefenden Kinne – was für ein Anblick! Der Juwelier Isidro Weiss, der sich abwendete, wenn man ihm ein paar Scheiben Ente nachlegte, ganz wie einer von uns, möge die Erde ihm leicht sein; der zurückhaltende König selig, der sich seiner Gefräßigkeit so schämte, dass er, obwohl er extra einen neapolitanischen Schokoladenmacher engagiert hatte und in seinem Gemach ein Gefäß mit einigen Litern dampfender Schokolade bereithielt, sooft er ein Zeichen gab, man möge ihm eine weitere Tasse einschenken, den Blick abwandte und so tat, als sähe er nichts und müsse aus Höflichkeit austrinken, damit nichts verkommt. Und die Tante, die mit einer riesigen Artischocke kämpfte, war in Wahrheit eine Hexe, die einem Gehängten die Zunge herausreißt, diesen wertvollen Bestandteil des magischen Suds. Und der fettbeschmierte Onkel, der Kapuziner, war er nicht nur ein überflüssiger Auswuchs auf dem großen, unablässig verdauenden Darm? Hätte man ihnen gebratene Säuglinge serviert, hätten sie sich noch gieriger darauf gestürzt und nicht einmal gepustet!
    Und dennoch: Worin bin ich besser als sie, wenn ich mich an der Begeisterung der anderen ergötze?

Javier spricht
    Viel weiß ich nicht mehr von meiner Hochzeit – eigentlich erinnere ich mich nur, wie ich morgens noch im Bett lag, als das ganze Haus schon auf den Beinen war, die Gesellen des Vaters auf dem Patio Tische aus Brettern und Ständern

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