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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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ist.«
    Er holte Luft und senkte den Kopf ‒ fast wie im Gebet. Die
    Menge verstummte und schaute erwartungsvoll.
    »Wir stehen vor einer ungeheuer schwierigen Aufgabe«,
    sagte Eberly. »Wir müssen uns neuen und nie gekannten
    Gefahren stellen, während wir weiter in den unerforschten
    Raum vorstoßen als je ein Mensch vor uns.«
    Holly war von seinem Tonfall beeindruckt. Sie sah, dass er
    auf der Bühne ein völlig anderer Mensch war: Die Augen
    blitzten, und die Stimme war so tief, sonor und kündete von
    einer solchen Selbstsicherheit, wie sie es noch nie bei ihm
    gehört hatte.
    »Bald werden wir den Saturn erreichen. Bald wird unsere
    eigentliche Arbeit beginnen. Bevor wir jedoch anfangen
    können, haben wir die Pflicht, eine neue Ordnung und eine
    neue Gesellschaft zu erschaffen ‒ und eine neue Regierung,
    die unsere Interessen vertritt und sich dafür einsetzt, dass alle
    unsere Ziele verwirklicht werden.
    Der erste Schritt bei der Errichtung dieser neuen Ordnung ist
    die Namensgebung. Wir haben die Gelegenheit, ja sogar die
    Pflicht, die Namen auszuwählen, durch die unsere
    Gemeinschaft bekannt wird. Diese Aufgabe mag trivial
    erscheinen, aber das ist sie nicht. Sie ist von größter
    Bedeutung.
    Doch was sehen wir allerorten? Statt Einigkeit herrscht
    Zwietracht. Statt klarer Vorgaben herrschen Verwirrung und
    Hader. Wir sind uneins und schwach, wo wir einig und stark
    sein müssten.«
    Holly hörte mit zunehmender Faszination zu und spürte,
    wie sie in sein Geflecht aus Worten eingewickelt wurde. Das
    ist der Wahnsinn, sagte sie sich. Diese Tausende von Leuten
    fressen Malcolm förmlich aus der Hand.
    »Wir sind die Auserwählten«, sagte er. »Wir wenigen, wir
    wenigen Auserwählten ‒ wir, die durch menschliche Tatkraft
    und menschliche Würde im entferntesten Außenposten der
    Zivilisation Einzug halten werden. Wir, die wir mit dem
    Banner der Menschlichkeit gegen die kalten und feindlichen
    Kräfte der Natur antreten werden, wir, die wir dem ganzen
    Universum zeigen werden, dass wir einen sicheren Hafen für
    uns zu bauen und aus eigener Kraft ein Paradies zu schaffen
    vermögen.
    Die Namensgebung ist nur der erste Schritt bei dieser
    Mission. Wir müssen auch eine neue Regierung bilden und die
    Führer wählen, die uns dabei helfen werden, die neue
    Gesellschaft zu erschaffen, die wir anstreben.
    Statt Rivalität brauchen wir Zusammenarbeit. Statt
    Zwietracht brauchen wir Einigkeit. Statt Schwäche brauchen
    wir Stärke. Möge jeder Mann und jede Frau hier dazu
    beitragen, dass diese Gesellschaft stark und einig ist. Ihr solltet
    nicht fragen, welchen Nutzen ihr als Einzelne daraus zieht. Ihr
    solltet stattdessen fragen, welchen Beitrag ihr zu leisten
    vermögt, um eine freie und blühende neue Ordnung zu
    schaffen. Wir können mit eigenen Händen ein Paradies
    schaffen! Wollt ihr dabei mithelfen?«
    »Ja!«, brüllten die Leute. Sie klatschten, jubelten und pfiffen.
    Eberly stand mit gesenktem Kopf am Rednerpult und sog ihre
    Verehrung auf wie eine Blume, die in Sonnenlicht badete.
    Dann richtete Eberly sich auf dem Podium auf, und die
    Menge verstummte. Langsam hob Eberly den Kopf und ließ
    den Blick über die Menge schweifen. Ein fast glückseliges
    Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Jeder von euch ‒ jeder Mann und jede Frau ‒ muss sich der
    Einheit und Zusammenarbeit verpflichten, die wir für die
    Errichtung der neuen Ordnung brauchen. Ich möchte nun,
    dass jeder von euch seinen Nächsten an der Hand fasst.
    Freund oder Fremder, Mann oder Frau: Nehmt eure Nachbarn
    an der Hand und schwört, dass wir gemeinsam an der
    Schaffung unserer neuen Welt arbeiten werden.«
    Ein Raunen ging durch die Menge; die Leute drehten die
    Köpfe und schlurften mit den Füßen. Dann drehten die Leute
    nach anfänglichem Zögern sich zueinander um und fassten
    sich an den Händen. Holly sah, dass immer mehr Leute sich
    an der Hand nahmen und für einen Moment ihre Differenzen
    vergaßen. Viele weinten sogar. Holly wurde sich bewusst,
    dass Malcolm der einzige Mensch im gesamten Habitat war,
    der die Leute so zusammenzuschweißen vermochte.
    Sie war stolz darauf, diesem großen Mann dabei geholfen zu
    haben, diesen Moment der Einigkeit zu erreichen ‒ diese
    machtvolle Demonstration von Freundschaft und Liebe.
    Mitteilung mit höchster Priorität
    An:
    Prof. Dr. E. Urbain Habitat Goddard
    Von:
    H.H. Haddix Vorstandsvorsitzender der IAA
    Betreff:
    Kontaminationsrisiko Titan
    Als Reaktion auf Ihre

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