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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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zunehmende Chaos zu Gewalt,
    vielleicht sogar zu Mord und Totschlag führen würde.
    Dennoch widerstand er dem Drang, einzugreifen oder die
    Leute mit neuen Bestimmungen und Verordnungen zu
    knebeln. Lass das Experiment weiterlaufen, sagte er sich. Lass
    sie ihre kleinen Spiele spielen. Das Endergebnis wird mehr
    zählen als ein paar Menschenleben; letztlich könnte es sogar
    wichtiger sein als der Erfolg oder Misserfolg der Mission
    selbst.
    »Sie müssen irgendetwas tun, Malcolm!«, drängte Holly
    Eberly schließlich. »Sie sind der Einzige, der eine Vision hat,
    wie man alle wieder zusammenbringt.«
    Er ließ es geschehen, dass Morgenthau Hollys zunehmend
    dringlichere Bitten durch ähnliche Vorschläge ihrerseits
    ergänzte. Schließlich sagte er ihnen, sie sollten eine
    Veranstaltung organisieren.
    »Ich werde zu ihnen sprechen und mein Bestes versuchen«,
    sagte er.
    Holly arbeitete täglich sechzehn bis achtzehn Stunden, um
    eine Veranstaltung zu organisieren, die wirklich jeden im
    Habitat mobilisieren würde. Sie sollte im weitläufigen Park am
    See außerhalb des Dorfs A stattfinden. Sie sorgte dafür, dass
    die Cafeteria und beide Restaurants an jenem Tag um 18:00
    Uhr schlossen; niemand würde etwas zu essen bekommen, bis
    Eberly seine Rede gehalten hatte.
    Auf Morgenthaus Anregung hin organisierte Holly Paraden.
    Die Fan-Clubs waren gern bereit, mit Wimpeln in den Farben
    der jeweiligen Clubs einen Aufmarsch im Park zu
    veranstalten. Die Musiker stellten Bands zusammen und
    waren sogar damit einverstanden, ein Konzert zu geben,
    anstatt sich in einer Kakophonie zu überbieten. Die Farmer
    formierten sich auch zu einer Marschkolonne, der es jedoch
    völlig an Disziplin fehlte. Die anderen Arbeiter formierten sich
    ebenfalls nach Zünften.
    Als die Musik dann spielte und die Leute marschierten,
    erschienen trotzdem nur ein paar Tausend Zuschauer. Der
    Großteil der Bevölkerung blieb zu Hause. Holly tröstete sich
    mit dem Gedanken, dass sie die Veranstaltung im Fernsehen
    anschauten. Hoffte sie zumindest.
    Dennoch bildeten ungefähr dreitausend Leute auch ein
    beachtliches Publikum. Eberly schaute froh, als sie sich vor der
    Orchestermuschel versammelten, auf deren Bühne er stand. Er
    verfolgte ihren Einmarsch und lächelte in die Runde.
    Morgenthau schien auch erfreut. Holly hörte, wie sie Eberly
    etwas ins Ohr sagte: »Diese Minderheit ist groß genug, um uns
    die Macht zu verschaffen, die wir brauchen, Malcolm.
    Diejenigen, die zu Hause geblieben sind, werden von der Flut
    fortgerissen, wenn die Zeit kommt.«
    Es herrschte eine Atmosphäre wie bei einem altmodischen
    Picknick. Musik spielte. Leute marschierten ein und traten
    dann vor der Bühne der Orchestermuschel an, die sich an
    einem Ende des Parks befand.
    Manuel Gaeta war der erste Sprecher. Morgenthau stellte ihn
    vor, und er erklomm unter dem Jubel und den Pfiffen der
    Menge langsam die Stufen zur Bühne.
    Er sorgte mit einer Geste für Ruhe und schaute grinsend auf
    ein Meer erwartungsvoller Gesichter. »Ich bin kein begnadeter
    Redner«, hob er an. »Ich habe in meinem Leben schon viele
    Fährnisse gemeistert, aber ich glaube, dieser Auftritt ist die
    schwierigste Prüfung.«
    Das trug ihm einen Lacherfolg ein.
    »Im Grunde habe ich auch nicht viel zu sagen. Ich hoffe, dass
    es mir gelingt, auf die Oberfläche des Titan hinabzusteigen,
    und wenn ich das tue, mochte ich die Mission euch widmen,
    den Bewohnern dieses Habitats.«
    Die Leute grölten beifällig. Holly saß neben Eberly an einer
    Seite der Bühne. Sie ließ den Blick über die Menge schweifen
    und hielt Ausschau nach den Gesichtern ihr bekannter
    Wissenschaftler. Sie machte nur ein paar aus. Weder Dr.
    Urbain noch Professor Wilmot befanden sich in der Menge.
    »Meine eigentliche Aufgabe«,, fuhr Gaeta fort, »besteht
    darin, die Hauptperson des heutigen Abends vorzustellen. Ich
    glaube, ihr alle kennt ihn. Malcolm Eberly ist der Leiter der
    Abteilung Human Resources und der Einzige in der
    Führungsriege des Habitats, der bereit ist, mir zu helfen. Und
    ich glaube auch, dass er uns allen helfen kann.«
    Gaeta drehte sich um und wies auf Eberly, der sich wie
    choreographiert vom Stuhl erhob und zum Podium ging. Der
    Beifall der Menge war spärlich.
    »Danke, Manny«, sagte Eberly, beide Hände fest am
    Rednerpult. Er ließ den Blick über die Menge schweifen und
    sagte: »Und ich danke euch, jedem Einzelnen von euch, dass er
    heute Abend zu dieser Veranstaltung gekommen

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