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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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spürte sie einen Anflug von Besorgnis. Vielleicht war
    Eberly zu stark, zu sehr auf seine eigenen Belange bedacht und
    zu machthungrig. Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs,
    erinnerte sie sich. Wir streben Macht nicht für uns an, sondern
    für die Erlösung dieser zehntausend verlorenen Seelen. Sie
    fragte sich, ob Eberly auch dieser Überzeugung war.
    Eigentlich war sie sich ziemlich sicher, dass das nicht der Fall
    war. Allerdings hatten höhere Autoritäten als sie Eberly als
    Anführer dieser Mission auserwählt. Sie hatte die Aufgabe,
    ihn zu unterstützen ‒ und darauf zu achten, dass er nicht zu
    weit von dem Pfad abwich, den die Neue Moralität und die
    Heiligen Jünger ihm vorgeschrieben hatten.
    Also ging Morgenthau neben ihm den Washington-Carver-
    Weg entlang, der von Athen zum St.-Franciscus-Garten führte
    und noch weiter über die flache Hügelkette mit dem
    unstimmigen Namen Andenhügel bis zum Farmland der
    Region Ohio. Sie hoffte inständig, dass Eberly nicht auf die
    Idee käme, den ganzen Weg bis nach Kalifornien zu gehen, die
    offene Region am Abschluss des Habitats. Die Füße taten ihr
    jetzt schon weh.
    »Sie sind so still heute«, sagte Eberly, während sie den
    verschlungenen gepflasterten Pfad entlanggingen. Das waren
    aber auch die ersten Worte, die er seit geraumer Zeit
    gesprochen hatte.
    Morgenthau spürte Schweißperlen auf der Stirn. »Ich bin nur
    froh, dass man sich endlich auf die Namen geeinigt hat«, sagte
    sie. »Sie haben das meisterhaft, geradezu brillant geregelt.«
    Er gestattete sich ein sarkastisches Lächeln. »Aber nur unter
    der Voraussetzung, dass das wirkliche Wahlergebnis
    annulliert wurde.«
    »Hundertprozentig«, versicherte sie.
    »Und dass niemand außerhalb unseres inneren Kreises weiß,
    wie die Namen ausgewählt wurden.«
    »Kein Einziger.«
    »Auch Holly nicht? Sie ist ein helles Köpfchen, müssen Sie
    wissen.«
    Morgenthau bestätigte mit einem Kopfnicken. »Sie fragte,
    weshalb die Stimmen annulliert würden. Nachdem ich ihr
    aber gesagt hatte, dass es Ihre Entscheidung war, hat sie es
    akzeptiert.«
    Eberly nickte. »Früher oder später werde ich mit ihr wohl ins
    Bett steigen müssen. Das wird ihre Loyalität festigen.«
    Morgenthau schaute ihn schockiert und mit offenem Mund
    an. »Sie ist auch so schon loyal genug. Es besteht keine
    Notwendigkeit…«
    Er fiel ihr ins Wort. »Unsere nächsten Schritte werden ihr
    immer weniger gefallen. Ich werde eine persönliche
    Verbundenheit mit ihr herstellen müssen. Sonst wird sie
    vielleicht noch widerspenstig oder lehnt sich sogar gegen uns
    auf.«
    »Aber mit ihr ins Bett gehen. Das ist sündig!«
    »Es ist für eine gottgefällige Sache. Wir müssen alle bereit
    sein, Opfer zu bringen.«
    Sie hörte den Sarkasmus in seiner Stimme. »Wenigstens ist
    sie recht attraktiv.«
    »Jedoch etwas zu dunkel für meinen Geschmack«, sagte
    Eberly so beiläufig, als ob er über seine modischen oder
    kulinarischen Vorlieben spräche. »Ich bevorzuge Blondinen
    mit einer volleren Figur.«
    Morgenthau spürte, dass sie errötete. Und doch… Ob er nur
    mit mir spielt, fragte sie sich. Ob er mir auf den Zahn fühlt? Sie
    hatte jedenfalls keine Lust, dieses Thema zu vertiefen. Sie
    machte sich keine Illusionen wegen ihrer Reize und hatte auch
    keine besonderen Vorlieben.
    »Sie haben mich doch nicht zu diesem Spaziergang
    eingeladen, um mit mir Ihre Liebesdinge zu erörtern, nicht
    wahr?«
    »Nein«, erwiderte er ernst. »Wohl kaum.«
    »Was dann?«
    Ohne den gemächlichen Schritt zu ändern, schaute Eberly zu
    den Laternenpfählen und den dort montierten Miniatur-
    Kameras hoch. Dann ließ er den Blick über das grüne und mit
    Blumen übersäte Parkland schweifen, das sich um sie herum
    ausdehnte.
    »Büros können zu leicht verwanzt werden. Es gibt immer
    neugierige Augen und Ohren.«
    Das leuchtete ihr ein. »Und so sieht es aus, als ob wir uns nur
    etwas Bewegung verschafften.«
    Er nickte. »Genau.«
    Morgenthau war sich bewusst, dass ihr gemeinsamer
    Spaziergang womöglich Anlass zu Spekulationen bot ‒
    obwohl kaum jemand annehmen würde, dass sie sich für
    Eberly interessierte oder in körperlicher Hinsicht anziehend
    auf ihn wirkte. Sie wirkte auf gar keinen Mann anziehend,
    davon abgesehen. Morgenthau wusste, dass jeder sie für einen
    kleinen, ungepflegten und übergewichtigen Trampel hielt.
    Niemand fühlt sich durch mich bedroht. Wenn die wüssten!
    »Früher oder später werden wir uns mit Wilmot

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