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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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trotz der zunehmenden Resonanz auf seine
    Rede hatten sie klar gemacht, dass sie die ganze Sache im
    besten Fall als eine Art lehrreiche Erfahrung ansahen.
    Er beschloss, sich das zunutze zu machen.
    Wo Phase Eins der Namensgebungs-Kampagne nun
    abgeschlossen war und die Kategorien für jede Art von
    Merkmal im Habitat in der ersten Abstimmung definiert
    worden waren, bereitete Eberly sich gründlich auf seinen
    zweiten Auftritt in der Öffentlichkeit vor.
    Man kann es unmöglich allen recht machen, sagte er sich,
    aber es ist möglich, die Leute in kleine einheitliche Gruppen zu
    unterteilen und herauszufinden, was jede Gruppe sich
    wünscht. Und dann verspricht man es ihr. Teile und herrsche:
    ein Strategem so alt wie die Zivilisation selbst, vielleicht sogar
    noch älter. Und Eberly lernte es zu nutzen. Erfreut, fast
    überrascht stellte er fest, wie leicht es doch war, sich die
    natürliche Abneigung zwischen dem Stuntman und Urbains
    wissenschaftlichem Kader zunutze zu machen.
    Über mehrere Wochen hatte Vyborg auf Eberlys Anweisung
    hin den Bekanntheitsgrad des Stuntmans im Habitat erhöht.
    Mit Videos und Nachrichten-Clips, die Gaeta zur aufregenden
    Heldengestalt stilisierten: der Bezwinger des Olympus Mons
    auf dem Mars, der Mann, der durchs Mare Imbrium auf dem
    Mond gewandert war. Darüber hinaus hob Vyborg auf die
    wissenschaftlichen Informationen ab, die Gaeta bei seinen
    Stunts ›en passant‹ gewonnen hatte. Und nun wollte er als
    erster Mensch den Fuß auf die geheimnisvolle, abweisende
    Oberfläche von Titan setzen. Würden die Wissenschaftler ihm
    das erlauben? Die Menschen werden früher oder später
    ohnehin auf dem Titan landen. Wieso sollte man diesem
    furchtlosen Helden dann nicht gestatten, das Risiko
    einzugehen, das er so bereitwillig eingehen wollte? Auf
    Eberlys Anweisung wurde jedoch kein Wort über Dr.
    Cardenas und ihre Versuche verlautet, Nanobots zur Lösung
    des Kontaminationsproblems zu produzieren.
    Kanangas Leute waren behilflich, die Öffentlichkeit zu
    spalten. Es war geradezu lächerlich einfach, die Menschen
    gegeneinander auszuspielen. Eberly selbst kam auf die Idee,
    mit Videos über irdische Sportveranstaltungen Fan-Clubs zu
    organisieren, verschworene Gemeinschaften, die Wetten auf
    ›ihre‹ Teams abschlossen und jedes Spiel in einer Mischung
    aus trunkener Aggressivität und Überschwang verfolgten. Als
    Wilmot und die Abteilungsleiter den Konsum von Alkohol,
    sogar von Bier zu reglementieren versuchten, trafen die Fans
    sich eben in Privatquartieren. Es wurde ein schwunghafter
    Handel mit Schwarzgebranntem aufgezogen, und es kam
    nicht selten zu Ausschreitungen, wenn zwei Fan-Clubs
    aufeinander trafen.
    Morgenthau sorgte dafür, dass Eberly über die besonderen
    Interessen jeder Gruppe in Kenntnis gesetzt wurde. Die
    Maschinenführer beschwerten sich darüber, dass sie ohne
    triftigen Grund in eine niedrigere Lohngruppe eingestuft
    wurden als die Laboranten. Eine Gruppe von Farmern wollte
    die Anbaufläche vergrößern und tropische Früchte züchten,
    die Wilmots Abteilungsleiter verboten hatten: Weil sie nämlich
    mehr Wasser und ein großes Treibhaus benötigten, um ein
    wärmeres und feuchteres Klima als im übrigen Habitat zu
    schaffen. Und es herrschte eine tiefe Rivalität zwischen den
    Fans zweier Football-Teams, die wie auf der Erde die
    Weltmeisterschaft anstrebten. Der Konflikt drohte so ernst zu
    werden, dass selbst Kananga zur Mäßigung riet.
    Und bei alledem war Holly Eberly eine unschätzbare Hilfe.
    Sie leitete die Abteilung Human Resources und versorgte
    Eberly getreulich mit den Statistiken, die er für die Analyse
    der unterschiedlichen Gruppendynamiken benötigte. Sie
    arbeitete fleißig und zuverlässig, ohne eine Ahnung zu haben,
    dass die Brüche in der sozialen Struktur des Habitats von
    Eberlys Clique systematisch vertieft wurden.
    »Wir müssen irgendetwas tun, um die Leute wieder
    zusammenzubringen«, sagte sie Eberly immer wieder. »Wir
    müssen einen Weg finden, den Zusammenhalt
    wiederherzustellen.«
    Wilmot beobachtete den wachsenden Unfrieden mit einer
    Mischung aus Faszination und Furcht. Die fein austarierte
    Gesellschaft, die eigens für dieses Habitat konstruiert worden
    war, zeigte erste Auflösungserscheinungen. Sie verlor den
    Zusammenhalt. Die Leute schlossen sich zu Stämmen und
    sogar zu Clans zusammen. Als Anthropologe war er von
    diesem Verhalten fasziniert. Als Leiter der Expedition
    befürchtete er jedoch, dass das

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