Saturn
Holly.
Tavalera grinste sie an. »Ja. Der nächste Teich ist
vierhunderttausend Kilometer entfernt.«
»Wir haben aber ein Schwimmbad in der Grand Plaza!«
»Affenge… äh, tolle Sache.«
Holly ignorierte den Fauxpas, den er sich fast geleistet hätte,
und fuhr fort: »Es hat olympische Ausmaße. Und bis zu
dreißig Meter hohe Sprungtürme.«
»Keine zehn Pferde würden mich dorthin bringen«, sagte
Tavalera kopfschüttelnd. »Niedrige Schwerkraft hin oder her.«
Er will einfach nur nach Hause, erkannte Holly. Er will heim.
Das Bewusstsein stimmte sie traurig, dass sie kein Zuhause
hatte, zu dem sie zurückkehren konnte. Dies ist mein Zuhause,
sagte sie sich. Dieses Habitat. Für immer.
266 Tage bis zur Ankunft
Wenn es schon getan werden muss, sagte Wilmot sich, dann
sollte man es schnell hinter sich bringen.
Das war ein Diktum, das er in seiner langen akademischen
Laufbahn schon oft zu seinem Vorteil beherzigt hatte. Oft
verknüpfte er es auch mit einem von Churchills alten
Aphorismen: Wenn man schon jemanden töten muss, kostet es
nichts, höflich zu sein.
Also lud er Gaeta und Zeke Berkowitz in der Privatsphäre
seines Apartments zum Abendessen ein. Berkowitz war
natürlich ein alter Freund, und zu Wilmots Freude erschien er
genau pünktlich ‒ noch vor dem Stuntman.
Als Wilmot dem Nachrichtendirektor einen ordentlichen
Whisky einschenkte, grinste Berkowitz ihn an und sagte
launig: »Muss wohl eine ziemlich schlechte Nachricht sein,
wenn der erste Drink schon so groß ausfällt.«
Wilmot lächelte leicht verlegen und reichte Berkowitz das
Glas. »Du steckst noch immer die Nase überall rein, was,
Zeke?«
Berkowitz zuckte die Achseln. »Ich wäre ein lausiger
Nachrichtenmann, wenn ich nicht wüsste, was Sache ist.«
Wilmot schenkte sich ein noch volleres Glas ein.
»Es geht das Gerücht um«, sagte Berkowitz, der noch immer
an der kleinen Bar des Apartments stand, »dass ich die
Karriereleiter hinauffallen soll.«
»Leider ja«, bestätigte Wilmot mit einem knappen Nicken.
Bevor Berkowitz nachzuhaken vermochte, hörten sie ein
Klopfen an der Tür. »Das wird Gaeta sein«, sagte Wilmot und
ging zur Tür.
Gaeta trug ein Arbeitshemd aus Twill und Jeans ‒ die
formellste Kleidung, die er besaß. Der Stuntman schaute ernst,
fast missmutig, als Wilmot ihn Berkowitz vorstellte und ihn
fragte, was er trinken wollte.
»Bier, falls Sie welches haben«, sagte Gaeta mit unverändert
ernster Miene.
»Wäre Ihnen Boss Ale recht?«, fragte Wilmot.
Nun musste Gaeta doch grinsen. »Das wäre mir sehr recht,
danke.«
Wilmot bedeutete seinen beiden Gästen, in den Sesseln im
Wohnzimmer Platz zu nehmen. Nachdem sie es sich bequem
gemacht hatten, sagte er zu Gaeta: »Ich habe Sie hergebeten,
weil ich Ihnen Zeke als Vollzeit-Mitarbeiter für die
Öffentlichkeitsarbeit überstellen möchte.«
Berkowitz nickte wissend. Der Stuntman wirkte indes
überrascht.
Als Wilmot das Tablett mit dem Abendessen an den Tisch
trug, schienen die beiden Männer aber schon miteinander
übereingekommen zu sein.
»Wenn Urbain oder die IAA oder wer auch immer mich
daran hindern wollen, auf Titan zu landen, werde ich eben
durch die Ringe fliegen«, sagte Gaeta.
Berkowitz beschrieb mit der Gabel eine spiralförmige
Bewegung. »Durch die Ringe? Wahnsinn. Das wäre eine
Sensation.«
»Glauben Sie, dass Sie mir etwas Sendezeit verschaffen
könnten?«
»Selbst ein hirntoter Archivar wäre in der Lage, Ihnen dafür
Sendezeit zu verschaffen. Ich meine, jeder hat die Aufnahmen
der automatisierten Sonden gesehen, die zur Titan-Oberfläche
hinuntergeschickt wurden. Faszinierende Bilder, gewiss, aber
der Reiz des Neuen ist nun verflogen. Bei den Ringen ist aber
noch niemand gewesen.«
»Es hat aber auch noch kein Mensch einen Fuß auf Titan
gesetzt«, sagte Wilmot.
»Ich weiß. Aber die Ringe! Die Leute werden sich die Finger
danach lecken. Ich könnte jetzt schon eine Auktion starten und
genug Geld zusammenbekommen, um Ihre ganze Crew und
noch ein paar Leute zu bezahlen.«
Gaeta lehnte sich mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck
im Sessel zurück. Wilmot sah, dass Berkowitz so glücklich war
wie ein Kind mit einem neuen Spielzeug. Der Professor
verspürte Erleichterung. Nun kann ich Eberly und dieser
Kreatur Vyborg geben, was sie wollen, ohne irgend jemandes
Gefühle zu verletzen. Eine Situation, von der beide Seiten
profitieren. Umso besser.
Pancho Lane spürte förmlich, wie
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