Saturn
nichts gesagt«, sagte
Wilmot in scharfem Ton.
Eberly musste ein triumphierendes Keckem unterdrücken.
Du sitzt in deinem Büro und erwartest, dass die Leute zu dir
kommen, verspottete er Wilmot insgeheim. Das wirkliche
Leben in diesem Habitat findet außerhalb deines Büros statt,
und du bekommst fast nichts davon mit.
»Sind Sie sicher, dass Urbain diesen… diesen Stunt
genehmigt hat?«, fragte Wilmot.
»Die Genehmigung ist noch nicht offiziell, aber Cardenas hat
sich bereits mit ihm geeinigt.«
Wilmot nickte. »Urbain wird mich informieren, wenn er die
offizielle Genehmigung erteilt.«
»Wieso fragen Sie Berkowitz nicht, ob er sich nicht als PR-
Manager Gaetas Team anschließen will?«
»Aha. Ich verstehe.«
»Ich glaube, Berkowitz würde sich darüber freuen«, fuhr
Eberly fort.
»Und während er seinen Spezialauftrag ausführt, kann Ihr
Freund Vyborg die Kommunikationsabteilung leiten.«
»Man könnte ihm den Titel eines Amtierenden
Abteilungsleiters verleihen«, sagte Eberly.
»Sehr schön. Und was passiert, wenn Gaeta den Stunt
absolviert hat und Berkowitz wieder frei wird?«
Eberly zuckte die Achseln. »Darum kümmern wir uns, wenn
es so weit ist.« Wenn Gaeta seinen Stunt durchgeführt hat,
wird bereits die neue Verfassung in Kraft sein, sagte er sich,
und ich werde der gewählte Führer dieses Habitats sein.
Berkowitz, Vyborg und auch du, alter Mann, werdet euch
meinem Willen beugen müssen.
Beim Verlassen von Wilmots Büro schwand jedoch seine
Zufriedenheit. Er hat mit mir gespielt, wurde Eberly sich
bewusst, wie eine Katze, die mit einer Maus spielt. Wie ein
Puppenspieler an den Schnüren zieht. Er lässt mir meinen
Willen wegen Berkowitz, weil er das die ganze Zeit schon
vorhatte; er wollte mich nur ein wenig zappeln lassen.
Berkowitz ist ihm völlig egal. Er spielt sein eigenes Spiel.
Ich muss ihn unter Kontrolle bekommen, sagte Eberly sich.
Ich muss einen Weg finden, dem erhabenen und mächtigen
Professor Wilmot meinen Willen aufzuzwingen. Ich will, dass
er mir aus der Hand frisst.
Wann findet Morgenthau endlich etwas Brauchbares? Es
muss doch irgendetwas in Wilmots Leben geben, das man
gegen ihn verwenden kann. Ich muss Morgenthau sagen, dass
sie noch härter arbeiten soll. Sie soll sich auf seine Dateien
konzentrieren, seine Telefongespräche, auf alles, was er sagt
und tut ‒ auf jeden Atemzug, den er tut. Ich muss ihn in den
Griff bekommen. Das ist unbedingt erforderlich. Wenn ich hier
der Herr werden will, muss Wilmot auf die eine oder andere
Art vor mir auf den Knien rutschen.
Holly sah Raoul Tavalera allein in der Cafeteria sitzen. Er war
über ein üppiges Mittagessen gebeugt. Sie trug ihr Tablett zu
seinem Tisch.
»Hätten Sie gern etwas Gesellschaft?«, fragte sie.
Er schaute zu ihr auf und lächelte sie an.
»Sicher«, sagte er. »Setzen Sie sich doch.«
Seit Tavalera im Nanotech-Labor arbeitete, hatte er sie
mindestens einmal pro Woche zum Abendessen eingeladen.
Holly genoss seine Gesellschaft, obwohl er zu starken
Stimmungsschwankungen neigte. Sie versuchte, ihre
Verabredungen so unbeschwert und locker wie möglich zu
gestalten. Bisher hatte er sich nur getraut, ihr einen
Gutenachtkuss auf die Wange zu geben. Sie fragte sich, wann
er ihr wohl eindeutigere Avancen machen würde. Und was sie
tun würde, wenn er es versuchte.
»Wie läuft's im Nanolab?«, fragte Holly, als sie ihren Salat
und den Eistee vom Tablett nahm.
»Alles klar.«
»Dr. Cardenas behandelt Sie anständig?«
Er nickte begeistert. »Man kommt sehr gut mit ihr aus. Ich
lerne eine Menge.«
»Das ist schön.«
»Obwohl mir das alles nichts mehr bringt, nachdem ich zur
Erde zurückgekehrt bin.«
Im ersten Moment wusste Holly nicht, wie er das meinte.
Dann erinnerte sie sich. »Ach ja, Nanotechnik ist auf der Erde
verboten.«
Tavalera nickte. »Ich werde wahrscheinlich in Quarantäne
gesteckt, bis man sich sicher ist, dass ich keine Nanobots in
mir habe.«
»Es gibt doch ein Nanotech-Labor in Selene.«
»Ich will aber nicht unter der Mondoberfläche leben. Ich will
nach Hause.«
Sie erzählten sich von ihrer Heimat: Holly von Selene und
Tavalera vom hügeligen New Jersey, wo er aufgewachsen war.
»Ein großer Teil des Staats wurde überflutet, als die
Klimakatastrophe eintrat. Die ganzen Ferienorte an der
Küste… die Leute führen nun Tauchgänge in den Apartment-
Häusern durch.«
»Dieses Problem hätten Sie in Selene nicht«, sagte
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