Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
zehnminütiger Verspätung
    zur Tür hereinkam, wirkte er so angespannt und wachsam wie
    jemand, der sich in ein Minenfeld vorwagt. Cardenas
    versuchte ihn zu beruhigen, indem sie ihm das kleine, peinlich
    saubere Labor zeigte.
    »Das ist der Montagebereich«, sagte sie und deutete auf zwei
    quaderförmige Gebilde aus Edelstahl, die auf einer Laborbank
    ruhten. Die Vorderseiten der Behälter waren mit Skalen und
    Reglern übersät. »Die Nanomaschinen-Prototypen werden
    hier drin montiert…« ‒ sie patschte auf einen der
    brotkastengroßen Behälter ‒, »und dann reproduzieren die
    Prototypen sich dort.«
    Urbain hielt einen gebührenden Sicherheitsabstand vom
    Apparat ein. Und als Cardenas den Deckel eines Behälters
    anhob, zuckte er tatsächlich zusammen.
    Cardenas musste sich beherrschen, dem Mann das nicht mit
    einem Stirnrunzeln zu vergelten. »Dr. Urbain, hier gibt es
    nichts, was Ihnen oder sonst jemandem schaden könnte.«
    Das beruhigte Urbain nicht im Geringsten. »Vom Kopf her
    verstehe ich es. Trotzdem… ich bin nervös. Verzeihung, aber
    ich vermag es nicht zu ändern.«
    Sie lächelte geduldig. »Ich verstehe. Na denn, kommen Sie
    bitte mit zur Hauptkonsole.«
    Für über eine Stunde zeigte Cardenas Urbain, wie
    Nanomaschinen konstruiert und gebaut wurden. Wie sie sich
    strikt gemäß voreingestellter Anweisungen reproduzierten.
    »Das sind Maschinen«, wurde sie nicht müde zu betonen.
    »Sie mutieren nicht. Sie vermehren sich auch nicht
    unkontrolliert. Und sie werden durch eine Dosis weichen
    ultravioletten Lichts deaktiviert. Im Grunde sind sie
    empfindlich.«
    Während Tavalera das Rasterkraftmikroskop von der
    Hauptkonsole aus bediente, zeigte Cardenas Urbain, wie die
    von ihr konstruierten Nanomaschinen die kontaminierenden
    Moleküle an der Außenseite von Gaetas Anzug in harmloses
    Kohlendioxid, Wasserdampf und Stickoxide aufspalteten.
    »Der Anzug wird in fünf Minuten perfekt sauber«, sagte sie
    und wies auf das Bild, das von der Konsole projiziert wurde.
    »Die Rückstände gasen aus und verflüchtigen sich.«
    Anscheinend neugierig beugte Urbain sich über Tavaleras
    Schulter und betrachtete aufmerksam die Daten und Bilder.
    »Alle organischen Stoffe werden entfernt?«
    Cardenas nickte und sagte: »Bis auf die molekulare Ebene
    hinunter werden sie spurlos getilgt.«
    »Und die Nanobots selbst?«
    »Wir deaktivieren sie mit einer UV-Dosis.«
    »Aber sie haften noch immer an der Anzugoberfläche. Sind
    sie in der Lage, sich selbst zu reaktivieren?«
    »Nein«, sagte Cardenas. »Wenn sie einmal deaktiviert sind ‒
    aus die Maus. Sie zerfallen.«
    Urbain richtete sich langsam wieder auf.
    »Wie Sie sehen, sind wir durchaus imstande, den Anzug zu
    dekontaminieren«, sagte Cardenas.
    »Nicht nur den Anzug«, sagte Urbain und schaute an ihr
    vorbei. »Dieser Prozess könnte für die Dekontaminierung
    jeden Ausrüstungsgegenstands angewandt werden, den wir
    auf die Titanoberfläche hinunterschicken.«
    »Ja, das wäre möglich«, pflichtete Cardenas ihm bei.
    Zum ersten Mal, seit Urbain das Nanotech-Labor betreten
    hatte, lächelte er.
    273 Tage bis zur Ankunft
    »Dieser Berkowitz muss verschwinden!«, verlangte Eberly.
    Wilmot sank auf seinem bequemen Bürostuhl zusammen; er
    war überrascht von der Vehemenz, mit der der Leiter der
    Abteilung Human Resources sein Ansinnen vortrug.
    »Was gibt Ihnen eigentlich das Recht, sich in die Arbeit der
    Kommunikationsabteilung einzumischen?«, fragte er leise.
    Eberly hatte sich in die Sache hineingesteigert. Seit Wochen
    hatte Vyborg ihn unter Druck gesetzt und gedroht, auf eigene
    Faust zu handeln, wenn Eberly Berkowitz nicht entfernen
    konnte oder wollte. Vyborg wollte partout Leiter der
    Kommunikationsabteilung werden, und das Ende seines
    ohnehin kurzen Geduldsfadens war nun erreicht. »Entweder
    Sie lassen ihn entfernen, oder ich werde mich selbst darum
    kümmern«, sagte der zornige kleine Mann. »In ein paar
    Monaten werden wir in eine Umlaufbahn um den Saturn
    gehen. Ich will Berkowitz bis dahin aus dem Weg haben. Je
    eher, desto besser!«
    Eberly wusste, dass dies ein Machtkampf war. Vyborg
    würde sich nicht gegen ihn stellen, sofern er nicht den
    Eindruck bekam, dass Eberly ihn bewusst hinhielt. Wenn ich
    ihm nicht Berkowitz' Kopf bringe, sagte Eberly sich, wird
    Vyborg den Glauben an mich verlieren und mir den Gehorsam
    verweigern. Also hatte er gar keine andere Wahl, als sich mit
    Wilmot anzulegen.
    Morgenthau hatte nichts gefunden,

Weitere Kostenlose Bücher