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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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die sie an jenem Tag gesehen hatte, in
    allen Details Revue passieren. »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Aber wer? Und wieso?«
    Holly zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich wünschte, ich
    wüsste es.«
    Wahlkampfreden
    Die politische Debatte fand im Freilichttheater des Habitats
    statt, einer großen Betonmuschel, die mit ihrer eleganten
    Wölbung die Schallwellen bündelte, die auf der Bühne erzeugt
    wurden und in die Sitzreihen abstrahlte, die im Gras
    aufgestellt waren.
    Das ist eine recht große Menge, sagte Eberly sich, als er den
    Blick über die Zuhörer schweifen ließ. Es müssen mehr als
    tausend Leute sein, und noch viel mehr Video-Zuschauer.
    Drei Meter zu seiner Linken saß Edouard Urbain auf der
    Bühne; er wirkte elegant, aber auch steif in seinem
    altmodischen taubengrauen Anzug und mit einem
    himmelblauen Stehkragenhemd. Neben ihm saß Timoschenko,
    der einen griesgrämigen Eindruck machte; er trug einen
    grauen Overall, um die Verbundenheit mit seinem
    Berufsstand zu demonstrieren. Eberly mutete er eher wie ein
    Hausmeister an. Eberly selbst trug ein anthrazitfarbenes
    Gewand und eine bequeme Hose in einem etwas helleren
    Grau ‒ gemäß der Kleiderordnung, die er selbst erlassen hatte.
    Wilmot stand in seinem obligatorischen Tweed-Jacket und
    der formlosen Hose am Podium und erläuterte die Regeln der
    Debatte.
    »…jeder Kandidat beginnt mit einer fünfminütigen
    Zusammenfassung seiner Position. Dann gibt es noch einmal
    fünf Minuten für eine Gegenrede. Anschließend wird das
    Gremium sich den Fragen der Zuhörer stellen.«
    Eberly musste ein Grinsen unterdrücken. Vyborg und
    Kananga hatten das Publikum nämlich mit ein paar Dutzend
    Anhängern ›unterwandert‹. Die würden dann solche Fragen
    stellen, dass sie und Eberly sich die Bälle sozusagen
    gegenseitig zuspielten. Er hatte nicht die Absieht, Urbain oder
    Timoschenko länger als unbedingt nötig zu Wort kommen zu
    lassen.
    »Ich möchte Ihnen nun Dr. Edouard Urbain vorstellen, den
    Leiter unserer Wissenschafts-Abteilung«, sagte Wilmot und las
    Urbains Lebenslauf vom Display auf dem Podium ab.
    Gähnend langweilig, sagte Eberly sich. Wen interessiert es
    schon, welche akademischen Ehren er in Quebec erworben
    hat?
    Dann erhob Urbain sich und ging von spärlichem Applaus
    begleitet zum Podium. Es sind nur ein paar Wissenschaftler im
    Publikum, sagte Eberly sich. Umso besser. Dann fiel ihm auf,
    das Urbain leicht hinkte. Seltsam, dass mir das nicht schon
    früher aufgefallen ist. Hat er sich das erst vor kurzem
    zugezogen oder hatte er immer schon leicht gehinkt? Eberly
    ließ den Blick übers Publikum schweifen und erkannte ein
    paar von seinen Leuten, einschließlich Holly und des
    Stuntmans Gaeta, die in der ersten Reihe saßen. Gut. Wie ich
    es angeordnet habe.
    Urbain räusperte sich und sagte: »Wie Sie wissen, bin ich
    kein Politiker. Aber ich bin ein guter Administrator. Die
    Leitung von über einhundert höchst individualistischen
    Wissenschaftlern und ihrer Assistenten ist in etwa damit zu
    vergleichen, ein Rudel Katzen darauf zu dressieren, im
    Gleichschritt zu marschieren.«
    Er hielt inne und wartete auf Gelächter. Aber nur
    vereinzeltes Gekicher wurde im Publikum laut.
    Mit einem leicht pikierten Gesichtsausdruck fuhr Urbain
    fort: »Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen zeige, wie ich die
    wissenschaftlichen Programme dieses Habitats leite. In dieser
    ersten Abbildung sehen wir…«
    AVs! Eberly vermochte nur mit Mühe einen Jubelruf zu
    unterdrücken. Er zeigt audiovisuelle Darstellungen, als ob dies
    eine wissenschaftliche Konferenz wäre. Die Zuhörer werden
    dabei einschlafen!
    Holly fühlte sich in Gaetas unmittelbarer Nähe unwohl, doch
    Eberly hatte ihr gesagt, dass sie den Stuntman zur
    Versammlung mitbringen solle, und diese Anweisung hatte
    sie auch befolgt.
    Gaeta hatte sein charmantestes Lächeln aufgesetzt, als Holly
    ihn anrief. »Ich soll mit dir zur Versammlung gehen? Ich
    mache mir aber nicht viel daraus, Reden zuzuhören.«
    »Dr. Eberly hat aber ausdrücklich um deine Anwesenheit
    ersucht«, hatte Holly in der Sicherheit ihres Büros zu seinem
    Bild gesagt. »Du würdest ihm damit einen Gefallen tun.«
    »Eberly, hä?« Gaeta ließ sich das für einen Moment durch
    den Kopf gehen. »In Ordnung, wieso nicht? Dann können wir
    anschließend zusammen zu Abend essen. Okay?«
    Obwohl Holly inzwischen wusste, was Gaeta für ein
    Schürzenjäger war, wollte sie zustimmen. Dennoch sagte sie:
    »Ich bin

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