Saturn
sicher, dass Dr. Eberly gern mit dir zu Abend essen
würde.«
»Nein, ich dachte dabei eher an dich, Holly.«
»Ich glaube aber nicht, dass ich Zeit haben werde.«
»Wieso nicht?«
Weil du mit jeder Erau vögelst, von der du Hilfe erwartest,
hätte sie am liebsten gesagt. Weil du mich nur als ein
Betthäschen betrachtest und weil du ein unsensibler Macho
bist. Weil ich will, dass du etwas für mich empfindest und es
dir nur darum geht, mich flach zu legen.
Doch dann hörte sie sich sagen: »Ja, vielleicht. Wir werden
sehen.«
Von seinem Platz auf der Bühne aus sah Eberly Urbains
audiovisuelle Bilder, die überm Rednerpodium in der Luft
hingen, in einer bizarren perspektivischen Verkürzung. Urbain
erläuterte sie in einem drögen, leidenschaftslosen Monolog.
Ein Organigramm. Dann ein paar flüchtige Teleskop-
Abbildungen vom Titan, die eine verschwommen
orangefarbene Sphäre zeigten. Urbain erläuterte mit einem
Laserpointer Details, die Eberly nicht im Geringsten
interessierten. Und den Rest des Publikums wohl auch nicht,
sagte Eberly sich.
»Und nun das letzte Hologramm«, sagte Urbain. Eberly
wollte ihm schon erleichtert Beifall spenden.
Was da in drei Dimensionen über der Bühne erschien, sah
aus wie ein silbergrauer Panzer.
»Dies ist Alpha«, sagte Urbain, wobei Stolz in seiner Stimme
mitschwang. »Es wird auf der Oberfläche des Titan landen
und eine gründliche Untersuchung dieser Welt vornehmen,
die in Echtzeit von meinem wissenschaftlichen Team und
meinem technischen Stab kontrolliert wird.«
Der Panzer setzte sich auf seinen Ketten in Bewegung und
rollte umher; dabei fuhr er mechanische Arme aus, die in
Zangen und schaufelartigen Auswüchsen endete. Urbain trat
an die Seite des Podiums und betrachtete die Maschine. Dabei
wirkte er wie ein stolzer Vater, der liebevoll die ersten
Gehversuche seines Kindes verfolgt.
Wilmot, der in der ersten Reihe gesessen hatte, erklomm die
Stufen zur Bühne und trat ans Podium.
»Eine sehr beeindruckende Vorführung, Dr. Urbain, aber
Ihre fünf Minuten sind leider um«, sagte er mit einer Stimme,
die durchs am Revers angebrachte Mikrofon so verstärkt
wurde, dass jeder ihn hörte.
Ein enttäuschter Ausdruck erschien in Urbains Gesicht, doch
er schaltete sofort den handflächengroßen Projektor aus und
wandte sich mit einem Lächeln ans Publikum.
»Ich danke Ihnen für Ihre Geduld«, sagte er, wandte sich ab
und nahm wieder seinen Platz zu Eberlys Linken ein.
Niemand spendete ihm Beifall.
»Und hier ist Mr. Ilja Timoschenko vom Konstruktions-
Büro«, sagte Wilmot am Podium. »Mr. Timoschenko wurde in
Orel in Russland geboren und hat einen Hochschulabschluss
als Elektroingenieur…«
Eberly blendete Wilmots Kommentare aus und beobachtete
die Menge. Es waren viele Männer und Frauen darunter, die
mit grauen Overalls bekleidet waren. Mein Gott, sagte er sich,
das sieht aus wie eine Uniform. Und fast die Hälfte der
Anwesenden trägt graue Overalls!
Timoschenko trottete zum Podium, bedankte sich mit einem
Nicken bei Wilmot und richtete den Blick auf die Zuhörer. Er
versuchte zu lächeln, doch bei seinem griesgrämigen Gesicht
geriet es eher zu einer Grimasse.
»Ich werde keine fünf Minuten brauchen«, sagte er mit rauer,
heiserer Stimme. »Meine Botschaft ist ganz einfach. Dr. Urbain
sagt, dass Sie für ihn stimmen sollten, weil er Wissenschaftler
sei. Und Dr. Eberly wird Ihnen sagen, dass Sie für ihn stimmen
sollten, weil er kein Wissenschaftler sei.«
Ein paar Leute lachten.
»Ich bitte Sie nun, für mich zu stimmen, weil ich ein
einfacher Werktätiger bin wie die meisten von Ihnen. Ich bin
kein Abteilungsleiter. Ich bin überhaupt kein Chef. Aber ich
weiß, wie man Menschen dazu bringt, dass sie
zusammenarbeiten, und ich bin einer von Ihnen. Ich werde
Ihre Interessen vertreten, weil ich einer von Ihnen bin. Denken
Sie daran, wenn Sie Ihre Stimme abgeben. Vielen Dank.«
Er wandte sich ab und ging an seinen Platz zurück. Kein
Applaus. Das Publikum war zu überrascht von der Prägnanz
seines Vortrags.
Wilmot schien im ersten Moment konsterniert, doch dann
erhob er sich und ging zielstrebig zum Podium.
»Danke, Mr. Timoschenko«, sagte Wilmot und schaute über
die Schulter zu dem Ingenieur. Dann drehte er sich wieder
zum Publikum und sagte: »Ich finde, dass Mr. Timoschenko
einen kräftigen Applaus verdient hat ‒ wenn schon aus
keinem anderen Grund, dann wenigstens der Kürze
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