Saturn
Ja!«, riefen sie. Und Eberly sah, dass seine eigenen Leute
nur ein kleiner Teil derjenigen waren, die aufstanden und ihm
applaudierten.
Er ließ sie jubeln und pfeifen, bis Wilmot ans Podium trat
und verkündete, dass seine fünf Minuten um seien.
Eberly ging zufrieden an seinen Platz zurück und stellte
erfreut fest, dass Urbain verdrießlich, fast ärgerlich wirkte und
Timoschenkos Miene noch griesgrämiger war als sonst.
Frage und Antwort
Urbain verteidigte mühsam seine Position und betonte die
Wichtigkeit der wissenschaftlichen Mission des Habitats,
wobei er zugleich bestritt, dass er die Bedürfnisse der
Wissenschaftler über die der anderen zu stellen gedachte. Je
mehr er das jedoch dementierte, sagte Eberly sich, desto
stärker wurde die Tatsache im Bewusstsein des Publikums
verankert, dass er die Wissenschaftler als eine höhere Kaste
betrachtete.
Timoschenko ging damit hausieren, dass er ein einfacher
und gewöhnlicher Werktätiger sei, der die Bedürfnisse des
gemeinen Volks kannte. Eberly stellte zufrieden fest, dass
keiner der beiden anderen Kandidaten ihn angriff.
Als Eberly schließlich an der Reihe war, seine Position zu
verteidigen, ging er langsam zum Podium und sagte:
»Wir haben eine Wahl, die mich an die drei Bären in der
Geschichte von Goldlöckchen erinnert. Der eine Kandidat hat
zu wenig Verwaltungserfahrung. Er erzählt euch, dass er ein
ganz gewöhnlicher Mensch sei. Das ist wohl wahr, doch als
Führer dieser großartigen Gesellschaft, die wir zu errichten
trachten, brauchen wir jemanden, der eben nicht gewöhnlich
ist; wir brauchen jemanden mit Erfahrung, Mut und
überragenden Fähigkeiten.«
Er hielt für einen Moment inne und sagte dann: »Der andere
Kandidat hat wiederum zu viel Verwaltungserfahrung. Er ist
schon so lang mit der Aufsicht von Wissenschaftlern
beschäftigt, dass er jedes Gespür für die Bedürfnisse der
normalen Menschen verloren hat. Grafiken, Gleichungen und
technische Gimmicks, mit denen wir die Oberfläche von Titan
erkunden wollen, haben nun einmal nichts mit unseren
Bedürfnissen und unserer Zukunft in diesem Habitat zu tun.«
Das trug ihm eine Runde Beifall ein. Eberly stand mit leicht
gesenktem Kopf am Podium und sog die Verehrung förmlich
ein.
Schließlich erhob Wilmot sich und sagte: »Nun wollen wir
den hier Anwesenden und Fernsehzuschauern die Gelegenheit
geben, Fragen zu stellen.«
Eberly richtete die Aufmerksamkeit auf den Professor.
Wilmot hat ihm nicht gesagt, dass die Leute auch die
Möglichkeit haben würden, ihre Fragen von zu Hause aus zu
stellen, und Vyborg hatte ihn nicht einmal auf diese
Möglichkeit hingewiesen. Wir haben nicht jedem Einwohner
eine vorbereitete Fragenliste vorgelegt, sagte er sich. Die
Menge ist präpariert, aber nicht die Zuschauer zu Hause.
»Was er sagt, ergibt durchaus Sinn«, sagte Gaeta zu Holly, als
sie wieder Platz nahmen. »Ich meine, Urbain ist strikt
dagegen, mich auf Titan landen zu lassen, obwohl Kris ihm
bewiesen hat, dass sie meinen Anzug mit Nanobots zu
reinigen vermag.«
Holly nickte und sagte: »Wieso stellst du ihm dann keine
diesbezügliche Frage?«
Gaeta schaute sie an und nickte. »Das ist eine gute Idee!«
Die Fragen wurden allesamt an Eberly gerichtet. Die Leute, die
Vyborg in der Menge platziert hatte, dominierten das Frage-
und Antwortspiel, und selbst diejenigen, die nicht präpariert
waren, richteten ihre Fragen an Eberly und nicht an Urbain
oder Timoschenko. Eberly stand am Podium und ignorierte
seine ein paar Meter entfernt sitzenden Opponenten. Wilmot
standen neben ihm und wählte aus den Leuten, die im
Publikum die Hand hoben und den Anrufen, die auf seinem
Palmtop eingingen, die Fragesteller aus.
Die Fragen waren alle so vorhersehbar, sagte Eberly sich mit
einiger Erleichterung. Selbst die Leute, die von zu Hause aus
anriefen, stellten die immergleichen dummen Fragen, die er
im Schlaf zu beantworten vermochte.
»Ja, ich werde alle Anträge für Babies berücksichtigen. Ich
glaube, dass wir ein maßvolles Bevölkerungswachstum
zulassen können.«
»Nein, ich werde keiner religiösen Gruppe erlauben, die
Regierung zu kontrollieren.« Er sah, dass bei dieser Antwort
bei Morgenthau ein Wangenmuskel zuckte, doch war dies die
verabredete Antwort. »Wir müssen erst durch Wahlen an die
Macht kommen«, hatte er ihr immer wieder gesagt, »bevor wir
auch nur andeutungsweise unsere wahren Pläne
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