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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Ja!«, riefen sie. Und Eberly sah, dass seine eigenen Leute
    nur ein kleiner Teil derjenigen waren, die aufstanden und ihm
    applaudierten.
    Er ließ sie jubeln und pfeifen, bis Wilmot ans Podium trat
    und verkündete, dass seine fünf Minuten um seien.
    Eberly ging zufrieden an seinen Platz zurück und stellte
    erfreut fest, dass Urbain verdrießlich, fast ärgerlich wirkte und
    Timoschenkos Miene noch griesgrämiger war als sonst.
    Frage und Antwort
    Urbain verteidigte mühsam seine Position und betonte die
    Wichtigkeit der wissenschaftlichen Mission des Habitats,
    wobei er zugleich bestritt, dass er die Bedürfnisse der
    Wissenschaftler über die der anderen zu stellen gedachte. Je
    mehr er das jedoch dementierte, sagte Eberly sich, desto
    stärker wurde die Tatsache im Bewusstsein des Publikums
    verankert, dass er die Wissenschaftler als eine höhere Kaste
    betrachtete.
    Timoschenko ging damit hausieren, dass er ein einfacher
    und gewöhnlicher Werktätiger sei, der die Bedürfnisse des
    gemeinen Volks kannte. Eberly stellte zufrieden fest, dass
    keiner der beiden anderen Kandidaten ihn angriff.
    Als Eberly schließlich an der Reihe war, seine Position zu
    verteidigen, ging er langsam zum Podium und sagte:
    »Wir haben eine Wahl, die mich an die drei Bären in der
    Geschichte von Goldlöckchen erinnert. Der eine Kandidat hat
    zu wenig Verwaltungserfahrung. Er erzählt euch, dass er ein
    ganz gewöhnlicher Mensch sei. Das ist wohl wahr, doch als
    Führer dieser großartigen Gesellschaft, die wir zu errichten
    trachten, brauchen wir jemanden, der eben nicht gewöhnlich
    ist; wir brauchen jemanden mit Erfahrung, Mut und
    überragenden Fähigkeiten.«
    Er hielt für einen Moment inne und sagte dann: »Der andere
    Kandidat hat wiederum zu viel Verwaltungserfahrung. Er ist
    schon so lang mit der Aufsicht von Wissenschaftlern
    beschäftigt, dass er jedes Gespür für die Bedürfnisse der
    normalen Menschen verloren hat. Grafiken, Gleichungen und
    technische Gimmicks, mit denen wir die Oberfläche von Titan
    erkunden wollen, haben nun einmal nichts mit unseren
    Bedürfnissen und unserer Zukunft in diesem Habitat zu tun.«
    Das trug ihm eine Runde Beifall ein. Eberly stand mit leicht
    gesenktem Kopf am Podium und sog die Verehrung förmlich
    ein.
    Schließlich erhob Wilmot sich und sagte: »Nun wollen wir
    den hier Anwesenden und Fernsehzuschauern die Gelegenheit
    geben, Fragen zu stellen.«
    Eberly richtete die Aufmerksamkeit auf den Professor.
    Wilmot hat ihm nicht gesagt, dass die Leute auch die
    Möglichkeit haben würden, ihre Fragen von zu Hause aus zu
    stellen, und Vyborg hatte ihn nicht einmal auf diese
    Möglichkeit hingewiesen. Wir haben nicht jedem Einwohner
    eine vorbereitete Fragenliste vorgelegt, sagte er sich. Die
    Menge ist präpariert, aber nicht die Zuschauer zu Hause.
    »Was er sagt, ergibt durchaus Sinn«, sagte Gaeta zu Holly, als
    sie wieder Platz nahmen. »Ich meine, Urbain ist strikt
    dagegen, mich auf Titan landen zu lassen, obwohl Kris ihm
    bewiesen hat, dass sie meinen Anzug mit Nanobots zu
    reinigen vermag.«
    Holly nickte und sagte: »Wieso stellst du ihm dann keine
    diesbezügliche Frage?«
    Gaeta schaute sie an und nickte. »Das ist eine gute Idee!«
    Die Fragen wurden allesamt an Eberly gerichtet. Die Leute, die
    Vyborg in der Menge platziert hatte, dominierten das Frage-
    und Antwortspiel, und selbst diejenigen, die nicht präpariert
    waren, richteten ihre Fragen an Eberly und nicht an Urbain
    oder Timoschenko. Eberly stand am Podium und ignorierte
    seine ein paar Meter entfernt sitzenden Opponenten. Wilmot
    standen neben ihm und wählte aus den Leuten, die im
    Publikum die Hand hoben und den Anrufen, die auf seinem
    Palmtop eingingen, die Fragesteller aus.
    Die Fragen waren alle so vorhersehbar, sagte Eberly sich mit
    einiger Erleichterung. Selbst die Leute, die von zu Hause aus
    anriefen, stellten die immergleichen dummen Fragen, die er
    im Schlaf zu beantworten vermochte.
    »Ja, ich werde alle Anträge für Babies berücksichtigen. Ich
    glaube, dass wir ein maßvolles Bevölkerungswachstum
    zulassen können.«
    »Nein, ich werde keiner religiösen Gruppe erlauben, die
    Regierung zu kontrollieren.« Er sah, dass bei dieser Antwort
    bei Morgenthau ein Wangenmuskel zuckte, doch war dies die
    verabredete Antwort. »Wir müssen erst durch Wahlen an die
    Macht kommen«, hatte er ihr immer wieder gesagt, »bevor wir
    auch nur andeutungsweise unsere wahren Pläne

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