Saturn
seiner
Ansprache wegen.«
Wilmot klatschte in die fleischigen Hände, und die Menge
schloss sich ihm an. Eberly fand jedoch, dass der Applaus
mechanisch war, und er hielt auch nicht lange an.
»Unser letzter Kandidat«, sagte Wilmot, »ist Dr. Malcolm
Eberly, Leiter der Abteilung Human Resources und
federführend bei der Ausarbeitung der neuen Verfassung,
über die wir am Wahltag abstimmen werden.«
Ohne eine weitere Erläuterung drehte er sich halb zu Eberly
um und sagte nur: »Dr. Eberly.«
Ein paar Dutzend Leute, die im Publikum verteilt waren,
erhoben sich und applaudierten vernehmlich, als Eberly
aufstand und aufs Podium trat. Andere schauten sich um,
erhoben sich ebenfalls langsam, beinahe zögerlich von den
Plätzen und klatschten. Als Eberly die Seiten des Podiums
packte, hatte sich bereits die Hälfte des Publikums erhoben
und applaudierte ihm. Schafe, sagte Eberly sich. Die meisten
Menschen sind im Grunde dumme Schafe. Sogar Wilmot war
aufgestanden und klatschte der Höflichkeit halber mit.
Eberly gebot mit einer Geste Ruhe, und alle setzen sich
wieder hin.
»Ich sollte wohl darauf hinweisen, dass ich auch kein
Politiker bin«, hob er an. »Zumindest war ich keiner, bis ich in
dieses Habitat gekommen bin.
Wenn es jedoch etwas gibt, das ich während unserer
monatelangen gemeinsamen Reise gelernt habe, dann ist es
dies: Unsere Gesellschaft darf nicht in Klassen gespalten
werden. Wir müssen vereint sein. Sonst werden wir im Chaos
versinken.«
Eberly drehte sich leicht um und warf einen Blick auf Urbain.
Dann wandte er sich wieder seinen Zuhörern zu und fragte:
»Wollt ihr denn in Wissenschaftler und Nicht-Wissenschaftler
unterteilt werden? Wollt ihr, dass eine kleine, selbstverliebte
Elite eure Regierung stellt? Woher leiten diese Wissenschaftler
ihren Führungsanspruch überhaupt ab? Wieso solltet Ihr von
einer elitären Gruppe Befehle entgegennehmen, die ihre
eigenen Ziele und Bedürfnisse über die euren stellt?«
Das Publikum geriet in Wallung.
»Haben die Wissenschaftler etwa bei der Ausarbeitung der
Verfassung mitgeholfen, über die ihr abstimmen werdet?«,
fragte Eberly mit leicht erhobener Stimme. »Nein. Es war kein
einziger Wissenschaftler in der Verfassungsgebenden
Versammlung anwesend. Sie waren nämlich viel zu sehr mit
ihren Experimenten und Beobachtungen beschäftigt, um sich
mit unseren Lebensumständen zu befassen.«
»Aber wir wurden doch gar nicht gefragt…«, wandte Urbain
ein.
Wilmot drehte Urbain das Mikrofon ab. »Gegenrede erst
nach Darlegung der Position«, sagte er bestimmt.
Urbain lief rot an.
Eberly unterdrückte ein zufriedenes Grinsen und sagte: »Die
neue Regierung wird einen repräsentativen Querschnitt
unserer Bevölkerung darstellen. Nicht nur Wissenschaftler.
Nicht nur Ingenieure und Techniker. Wir brauchen auch die
Fabrikarbeiter und Farmer, die Büroangestellten und
Wartungstechniker, Fleischer und Bäcker und andere
Handwerker. Jedermann soll daher die Möglichkeit haben, in
der neuen Regierung mitzuarbeiten. Jedermann sollte an der
Ausübung von Autorität und der Verantwortung der Macht
beteiligt werden. Nicht nur eine kleine Gruppe von
Spezialisten. Alle miteinander.«
Die Leute standen auf, brüllten ihre Zustimmung heraus und
applaudierten begeistert. Eberly lächelte ihnen herzlich zu.
Wilmot erhob sich und versuchte sie mit einer Geste zur
Ruhe zu bringen. »Ihr Beifall beschneidet Dr. Eberlys
Redezeit«, schrie er über das Klatschen.
Der Applaus ebbte ab, und die Leute setzen sich wieder.
Eberly senkte für einen Moment den Kopf und wartete
darauf, dass sie sich wieder voll auf ihn konzentrierten. Dann
fuhr er fort.
»Ich will Ihnen sagen, was wir noch in unserer neuen
Regierung brauchen. Eine Person an ihrer Spitze, die weiß,
dass wir vereint sein müssen und dass wir niemals zulassen
dürfen, dass eine elitäre Gruppe Macht über den Rest von uns
erlangt. Wir brauchen einen Führer, der die Menschen
versteht, einen Führer, der unermüdlich fürs Gemeinwohl
arbeitet und nicht nur für die Wissenschaftler.«
»Verdammt richtig!«, ertönte eine Stimme im Publikum.
»Wollt ihr euch etwa von einer elitären Gruppe von
Spezialisten ihren Willen aufzwingen lassen?«, fragte Eberly.
»Nein!«, antworteten mehrere Stimmen.
»Wollt ihr eine Regierung, die für alle da ist?«
»Ja!«
»Wollt ihr einen Führer, der die Wissenschaftler kontrolliert
und für euer Wohl arbeitet?«
»Ja!
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