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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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auf der Zunge
    lag. Es bringt nichts, dem Mann seine Illusionen zu rauben,
    sagte sie sich. Am Wahltag wird er eine herbe Ernüchterung
    erfahren. Sie wird sein Ego verletzen; doch auf lange Sicht
    wird er wahrscheinlich froh sein, dass er aus der Politik
    ausgestiegen ist und sich voll auf diese Kiste namens Alpha
    konzentrieren kann.
    45 Tage bis zur Ankunft
    Die drei Frauen trafen sich zum Frühstück in der Cafeteria; sie
    waren so früh dran, dass der Saal erst zur Hälfte besetzt war.
    Holly hatte den Eindruck, dass das Lokal an diesem Morgen
    irgendwie anders wirkte ‒ ruhig und gedämpft, als ob die
    Leute, die sich an der Essensausgabe anstellten, noch nicht
    ganz wach wären.
    Sie sah Kris und Nadia Wunderly schon an einem Tisch
    setzen. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und ein
    fröhliches Grinsen im Gesicht.
    Holly stellte ihr Tablett mit Melonenscheiben,
    Frühstücksflocken, Sojamilch und Malzkaffee ab und setzte
    sich hin.
    Wunderly schaute fröhlich; ihre großen grauen Augen
    funkelten. »Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass
    Sie mir Zeit am Teleskop verschafft haben.
    Sie müssten einmal die Dynamik dieser Ringe sehen! Es ist…
    Es ist…«
    Cardenas lachte leise. »Ihnen fehlen die Worte?«
    Wunderly schaute etwas verlegen. »Ich würde Ihnen gern
    die Bilder zeigen, die ich gemacht habe. Ihnen auch, Holly«,
    sagte Wunderly an sie gewandt.
    Holly lächelte sie an. »Sicher. Ich würde sie auch gern
    sehen.«
    »Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, wie Sie Urbain dazu
    bewogen haben, mich ans Teleskop zu lassen«, sagte
    Wunderly zu Cardenas.
    »Mit List und Tücke«, sagte Cardenas noch immer grinsend.
    »Und mit einer Prise Erpressung.«
    »Auf jeden Fall scheint es geklappt zu haben«, sagte Holly.
    Wunderly steckte den Löffel in ihre Schüssel mit Soja-
    Joghurt. »Dank Ihnen, Kris, vermag ich Manny nun mit allen
    Daten zu versorgen, die er benötigt.«
    Holly stülpte sich schier der Magen um. »Manny?«
    »Er will im Sturzflug durch die Ringe«, erklärte Wunderly.
    »Doch ohne meine Hilfe wird er es nicht schaffen.«
    »Ich habe Manny schon seit Wochen nicht mehr gesehen«,
    sagte Holly und schaute über den Tisch auf Cardenas. »Wie
    geht es ihm denn?«
    »Blendend«, antwortete Wunderly.
    Cardenas wirkte überrascht. »Wo Sie es sagen, ich habe ihn
    auch schon seit längerer Zeit nicht mehr gesehen ‒ zuletzt
    beim abschließenden Test der Dekontaminations-Nanos.«
    Wunderly ließ den Blick zwischen Holly und Cardenas hin
    und her schweifen. »Ich sehe ihn fast jeden Tag«, sagte sie.
    Etwas selbstgefällig, sagte Holly sich.
    »Sehen Sie ihn auch nachts?«, fragte Cardenas und führte die
    Teetasse zum Mund.
    »Sicher«, sagte Wunderly. »Manchmal.«
    Überaus selbstgefällig, fand Holly.
    »Er ist ziemlich gut, nicht wahr?«, sagte Cardenas.
    Wunderly nickte erfreut.
    Plötzlich wurde Holly heilhörig. »Kris, sind Sie mit Manny
    bis zum Äußersten gegangen?«, platzte sie heraus.
    Cardenas wurde rot. Sie nickte hinter der Teetasse und sagte
    kleinlaut: »Ein paarmal. Aber Sie sagten doch, dass Sie nichts
    dagegen hätten. Erinnern Sie sich?«
    »Ich habe auch nichts dagegen«, insistierte Holly. Der innere
    Aufruhr strafte sie jedoch Lügen.
    Wunderlys Eulenaugen wurden noch größer als sonst. »Sie
    meinen, er hat mit Ihnen beiden geschlafen?« Cardenas stellte
    die Teetasse ab. »Zum Schlafen sind wir eigentlich kaum
    gekommen.«
    Holly brach in Gelächter aus, und der Schmerz im Innern
    verschwand. »Er ist wirklich ein Hengst.«
    Wunderly schien aber verletzt. »Sie beide…«, flüsterte sie.
    Das war keine Frage mehr.
    Cardenas beugte sich über den Tisch und berührte
    Wunderlys Hand. »Er ist eben ein Mann, Nadia. Es bedeutet
    ihm gar nichts. Nur Spaß an der Freud'. Entspannung.«
    »Aber ich dachte…«
    »Nicht denken, Kind. Einfach genießen. Er wird bald zur
    Erde zurückfliegen. Haben Sie Spaß, solange Sie können.«
    »Gather yc rosebuds«, zitierte Holly und fragte sich zugleich,
    woher sie diese Liedzeile hatte.
    Wunderly rang sich ein Lächeln ab und sagte: »Sie haben
    wohl Recht. Aber trotzdem…«
    »Passen Sie nur auf, dass Sie nicht schwanger werden.«
    »Das wird mir schon nicht passieren!«
    »Er hat mit mir geschlafen, als er die Hilfe der Verwaltung
    brauchte«, sagte Holly nachdenklich. »Und er hat mit Ihnen
    geschlafen, Kris, als er herausfand, dass Sie ihm mit den
    Nanobots behilflich sein könnten.«
    »Und nun schläft er mit

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