Saturn
es für Geld mit mir getrieben,
dieser dreckige… Holly suchte nach der männlichen
Entsprechung für das Wort ›Hure‹.
Sie lag im Bett und starrte in die Dunkelheit. Pancho will
mich also von Malcolm fern halten, sagte sie sich. Aber ich
werde es dir schon zeigen. Ich werde zu Malcolm
durchkommen. Ich werde am Nilpferd und der Schlange und
sogar an Kananga, dem Panther, vorbeikommen.
Und plötzlich ging ihr ein helles Licht auf, und sie wusste,
wie sie das bewerkstelligen würde.
Mitternacht ‒ erster Akt
Holly stieg aus dem Bett und kleidete sich schnell an. Sie
musste keinen Routenplaner befragen, um zu wissen, wo
Eberlys Quartier war; sie hatte die komplette Landkarte des
Habitats gespeichert, jeden Quadratzentimeter, jedes
Apartment und Labor, jede Werkstatt und Luftschleuse und
sogar das Labyrinth der unter der Oberfläche verlaufenden
Tunnel und Schächte.
Trotzdem zögerte sie, bevor sie das Apartment verließ. Die
Uhr zeigte drei Minuten vor Mitternacht an, aber sie sagte
sich, dass sich wahrscheinlich noch immer eine Menge von
Verehrern und Gratulanten in Eberlys Unterkunft versammelt
hatten. Warte besser noch etwas. Warte, bis alle gegangen
sind.
Also ging sie erst einmal in ihr Büro und legte die
Überwachungs-Kamera auf ihren Computer, die Eberlys Haus
kontrollierte. Tatsächlich herrschte dort noch Hochbetrieb.
Sein Apartment muss gerammelt voll sein, sagte Holly sich.
Schläfrig verfolgte sie, wie die Menge sich langsam
zerstreute. Dann schlief sie ein und schreckte irgendwann aus
dem Schlaf. Die Digitaluhr zeigte 2:34 Uhr an. Das
Apartmentgebäude lag nun dunkel und still. Er schläft
wahrscheinlich schon, sagte Holly sich. Für eine Weile war sie
unschlüssig, ob sie ihn aufwecken sollte. Er arbeitet so hart,
sagte sie sich; er braucht seinen Schlaf.
Andererseits wirst du ihn so nie allein sprechen, sagte Holly
sich. Sie wies das Telefon an, Eberly anzurufen.
›Sie sind mit dem Quartier von Dr. Malcolm Eberly
verbunden‹, sagte der Anrufbeantworter. ›Hinterlassen Sie
bitte ihren Namen; Dr. Eberly wird Sie dann zurückrufen.‹
So wird das nichts, sagte Holly sich. Sie erhob sich vom
Bürostuhl und machte sich auf den Weg zu seinem
Apartment.
Der Haupteingang des Gebäudes war mit einem
Sicherheitsschloss versehen, das aber kein Hindernis für Holly
darstellte. Sie hatte schon vor langer Zeit alle möglichen
Kombinationen gespeichert und tippte die Zahlen nun ein. Die
Tür ging auf. Als sie die Treppe hinaufging, schoss ihr
plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. Vielleicht ist er gar
nicht allein! Vielleicht ist jemand bei ihm.
Ich sollte mir einfach Klarheit verschaffen, sagte sich Holly
mit einem Kopfschütteln. Sie ging den Flur entlang, der nur
vom Glühen der fluoreszierenden Namensschilder an den
Türen erleuchtet wurde. Eberlys Apartment war am Ende des
Korridors gelegen.
Sie atmete durch und klopfte an die Tür. Keine Reaktion.
Holly schlug mit der flachen Hand dagegen; sie befürchtete
zwar, dass das Geräusch die Nachbarn wecken würde, aber sie
war entschlossen, Eberly aufzusuchen.
Sie hörte hinter der Tür jemanden husten. Dann ertönte
Eberlys gedämpfte Stimme: »Wer da?«
»Holly«, sagte sie und stellte sich direkt vor den Türspion.
Eberly schob die Tür zurück. Er hatte sich in einen dunklen
Morgenmantel gekleidet, und das Haar war leicht zerzaust.
»Es gibt auch eine Klingel«, sagte er ungehalten.
»Ich muss Sie sprechen«, sagte sie. »Es ist dringend.«
Als ob er sich wieder seiner Umgangsformen entsinnen
würde, bedeutete Eberly ihr, ins Wohnzimmer zu gehen. Mit
einem Fingerschnippen schaltete er die indirekte
Deckenbeleuchtung an. Nun sah Holly, dass der
Morgenmantel kastanienfarben war. Und er selbst war barfuß.
»Was gibt's, Holly? Was ist denn los?«
»Es tut mir Leid, Sie um diese Zeit zu stören, Malcolm, aber
ich komme sonst nicht an Morgenthau und Ihren anderen
Assistenten vorbei und ich brauche Ihre Hilfe und dies war die
einzige Möglichkeit, allein mit Ihnen zu sprechen.«
Er lächelte verhalten und strich sich das Haar zurück. »In
Ordnung. Nun sprechen Sie mich also. Wo liegt das Problem?«
»Diego Romero. Er wurde ermordet.«
»Ermordet?« Eberly schien weiche Knie zu bekommen. Er
ließ sich aufs Sofa sinken.
Holly setzte sich auf den Stuhl, der ihm am nächsten stand
und sagte: »Ich bin mir sicher. Es war kein Unfall. Er
versuchte, sich aus dem Wasser zu stemmen und
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