Saturn
offenbaren
dürfen.«
»Natürlich werde ich mich persönlich um die Bedürfnisse
der Farmer kümmern«, sagte er zu einem Anrufer, der sich
weigerte, seine Identität preisgegeben. »Ohne die Farmen
würden wir schließlich verhungern.«
Er sah, dass Manuel Gaeta, der Stuntman, sich erhob und
fragte: »Werden Sie mir gestatten, auf der Oberfläche von
Titan zu landen?«
Jedermann kannte Gaeta ‒ sein verwittertes Gesicht war
inzwischen zum Markenzeichen geworden. Die
Aufmerksamkeit aller Theaterbesucher richte sich auf ihn.
Eberly musste lächeln. »Wenn Sie die Wissenschaftler davon
überzeugen können, dass Sie die Lebensformen auf Titan nicht
kontaminieren, sehe ich keinen Grund, Sie an Ihrer Mission zu
hindern.«
Wilmot drehte sich um und bedeutete Urbain, aufs Podium
zu kommen. »Dr. Urbain, welche Meinung vertreten Sie denn
in dieser Sache?«
Urbain strich sich mit einer Hand das Haar zurück und
sagte, ohne zu zögern: »Die Gefahr einer Kontaminierung der
mikrobiellen Organismen auf dem Titan ist viel zu groß, um in
absehbarer Zeit eine menschliche Erkundung dieser Welt zu
erlauben. Zumal wir in dieser Angelegenheit ohnehin keine
Wahl haben. Die IAA hat jede menschliche Intervention auf
der Titanoberfläche untersagt.«
»Aber Dr. Cardenas hat Ihnen doch gezeigt, dass sie in der
Lage ist, meinen Anzug zu reinigen.«
Wilmot wandte sich ans Publikum: »Mr. Gaeta meint damit
die Arbeit von Dr. Kristin Cardenas. Sie hat Nanomaschinen
entwickelt, die vielleicht in Lage sind, Mr. Gaetas Raumanzug
zu dekontaminieren.«
»Die Dekontamination scheint ausreichend zu sein«,
konzedierte Urbain, »aber der Schein trügt gelegentlich.
Außerdem sollten wir nicht das Risiko eingehen, dass
Nanomaschinen die Ökologie des Titan infizieren.«
Eberly schob Urbain mit sanfter Gewalt vom Podium weg
und ließ den Blick übers Meer der Gesichter schweifen, die zu
ihm aufschauten. »Dies ist ein gutes Beispiel dafür, weshalb
wir es den Wissenschaftlern nicht erlauben dürfen, die
Regierung zu kontrollieren. Wieso sollte man es diesem Mann
verwehren, zu seinem Abenteuer aufzubrechen, wenn es doch
erwiesen ist, dass er den Mikroben dort unten keinen Schaden
zufügt?«
»Das ist überhaupt nicht erwiesen!«
»Dr. Cardenas sagt es aber«, widersprach Eberly.
»Aber nicht zu meiner Zufriedenheit«, sagte Urbain schroff.
» Ihre Zufriedenheit!«, rief Eberly. »In anderen Worten, Sie
treffen die Entscheidung, und alle anderen haben sie gefälligst
zu befolgen ‒ sogar eine Nobelpreisträgerin wie Dr.
Cardenas.«
»Dies ist eine Entscheidung, die ich zu treffen habe«,
insistierte Urbain.
»Haben Sie denn nicht gesagt, dass der Internationale
Astronauten-Verband die Entscheidung schon getroffen
hätte?«
»Ja, das stimmt natürlich«, stammelte Urbain, »aber ich
könnte diese Entscheidung umstoßen, wenn es nötig wäre.
Schließlich bin ich hier der wissenschaftliche Leiter.«
»Sie wollen ein Diktator sein!«, rief Eberly mit gespieltem
Entsetzen.
Wilmot ging dazwischen. »Warten Sie einen Moment. Es gibt
da noch eine andere Frage. Was ist mit den Gefahren der
Nanotechnik?«
»Nanotechnik ist ein Werkzeug«, sagte Urbain. »Ein
Werkzeug, mit dem man sehr sorgfältig umgehen muss ‒ aber
trotzdem nicht mehr als ein Werkzeug.«
Das überraschte Eberly. »Ja, da stimme ich Ihnen zu.« Mehr
fiel ihm dazu nicht ein.
Timoschenko stand von seinem Stuhl auf. »Warten Sie. Die
Nanotechnik ist gefährlich. Die Nanobots könnten außer
Kontrolle geraten…«
»Bullshit!«, schrie jemand im Publikum. Kris Cardenas
sprang auf; sie war kreidebleich vor Zorn. »Nennen Sie mir
auch nur ein Beispiel, wo Nanomaschinen außer Kontrolle
geraten wären. In Selene und den anderen Mondsiedlungen
werden schon seit Jahrzehnten Nanobots eingesetzt, ohne dass
es Probleme gegeben hätte. Es hat sich kein einziger
Zwischenfall ereignet.«
Timoschenko schaute sie grimmig an. »Als die Mondbasis
noch nicht Selene hieß, haben Nanobots aber ein paar Leute
getötet.«
»Das war vorsätzlicher Mord. Da könnten Sie genauso gut
alle Hämmer verbieten, weil sie in der Vergangenheit dazu
benutzt wurden, Menschen den Schädel einzuschlagen.«
Wilmot breitete in einer beschwichtigenden Geste die Hände
aus. »Niemand will die Nanotechnik verbieten«, sagte er. »Dr.
Cardenas ist die im ganzen Sonnensystem anerkannte
Expertin auf diesem Gebiet, und wir haben uns mit dem
Einsatz von
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