Saturn
jemand hat
ihn hinuntergedrückt.«
Eberly schluckte sichtlich und fragte dann: »Haben Sie dafür
Beweise?«
»Ich habe Indizien. Die Abschürfungen an seinen Händen. Er
kann sie sich nur so zugezogen haben.« Sie ließ die Szene noch
einmal Revue passieren und fügte hinzu: »Und es gab
Fußspuren im Schmutz ‒ Abdrücke von einer weiteren
Person.«
»Aber wer hätte diesen netten alten Mann denn umbringen
sollen? Wieso hätte irgend jemand ihn ermorden sollen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Holly. »Deshalb brauche ich ja Ihre
Hilfe. Man sollte eine Untersuchung durchführen.«
Er saß für einen Moment schweigend da und dachte
offensichtlich angestrengt nach. »Holly, dies ist ein Fall für die
Sicherheitsabteilung. Sie sollten Ihre Indizien dort melden.«
»Sicherheitsabteilung? Also Kananga, nicht wahr?«
»Ja, er leitet die Sicherheitsabteilung.«
»Ich glaube nicht, dass er mich ernst nehmen würde«, sagte
Holly händeringend. »Er… er würde meine Indizien nicht für
ausreichend halten, um eine Untersuchung in die Wege zu
leiten.«
Eberly lehnte sich auf dem Sofa zurück. »Oberst Kananga ist
ein erfahrener Polizist. Er wird schon wissen, was zu tun ist.«
»Malcolm, er macht mir Angst«, gestand sie.
Er sagte zunächst nichts und schaute Holly mit diesen
strahlend blauen Augen an. Dann lächelte er freundlich.
»Holly, möchten Sie, dass ich Sie zu Kananga begleite?«
Ihr Herz verkrampfte sich in der Brust. »Würden Sie das
wirklich für mich tun?«
»Natürlich würde ich das für Sie tun, Holly.«
»Großartig. Kosmisch!«
Eberlys Lächeln wurde noch herzlicher. »Ich werde Kananga
gleich morgen früh anrufen.« Sein Blick wanderte zur
Digitaluhr an der Wand. »Das ist ja schon in ein paar
Stunden.«
Sie sprang auf. »Meine Güte, es tut mir furchtbar Leid, dass
ich Sie zu dieser nächtlichen Stunde belästigt habe, Malcolm.
Es ist nur so, dass ich sonst nicht zu Ihnen durchkomme, weil
Sie immer von so vielen Menschen umgeben sind, und…«
Eberly erhob sich und drückte sanft ihre Schulter. »Ich weiß.
Ich habe immer so viel Arbeit. Zu viel Arbeit. Aber für Sie
nehme ich mir immer Zeit, Holly. Rufen Sie mich einfach hier
in meiner Unterkunft an. Hinterlassen sie eine Nachricht, und
ich werde Sie zurückrufen und einen privaten Termin mit
Ihnen vereinbaren.«
Ihr fehlten die Worte. »Kosmisch« war das Einzige, was sie
hervorzubringen vermochte.
Eberly brachte sie zur Tür. »Ich möchte nicht, dass Sie sich
wegen irgend etwas Sorgen machen, Holly. Wir werden
morgen mit Kananga reden. Und wenn Sie in Zukunft mit mir
sprechen möchten, hinterlassen Sie einfach eine Nachricht auf
meinem Anrufbeantworter.«
»Das werde ich tun, Malcolm. Das werde ich ganz bestimmt
tun.«
Als sie beschwingt nach Hause ging, sagte Holly sich, wie
sehr Pancho sich doch geirrt hatte und wie dumm sie gewesen
war. Malcolm hätte mich in sein Bett ziehen können, und ich
wäre reingesprungen wie ein liebestolles Kaninchen, sagte sie
sich. Aber Malcolm ist viel zu sehr Gentleman, um auch nur
daran zu denken. Und der Typ, den Panch angeheuert hat, um
mich zu beschützen, vögelt mich, wenn ihm gerade danach ist.
Ein schöner Leibwächter.
Mitternacht ‒ zweiter Akt
Manuel Gaeta ging auch noch nicht zu Bett. Als er seine
Unterkunft erreichte, hatte er sich zu dem Entschluss
durchgerungen, Kris Cardenas anzurufen und ihr alles zu
gestehen.
»Darf ich dich aufsuchen, Kris? Ich muss dich sprechen«,
sagte er zu ihrem Bild, das in der Mitte seines Einraum-
Apartments schwebte. Sie trug noch immer die Hose und
Bluse, die sie früher am Abend angehabt hatte. Dann wurde
Gaeta sich bewusst, dass sie gar nicht in ihrem Apartment
war; der Anruf war zu ihrem Labor weitergeleitet worden.
Cardenas schaute leicht verwirrt. »Sicher, Manny. Und
wann?«
»Jetzt gleich.«
»Jetzt gleich?« Sie schien erst einmal darüber nachdenken zu
müssen. »In Ordnung, komm rüber ins Labor. Ich warte dort
auf dich.«
»Super!«
Auf halbem Weg erinnerte Gaeta sich an Hollys Witz über
die Hoden fressenden Nanobots, die Kris angeblich
entwickeln würde. Er lachte stumm. He, Mann, sagte er sich,
du lebst mit der Gefahr. Dieses Leben hast du dir selbst
ausgesucht.
Cardenas lachte indes nicht, als sie die verschlossene Tür zu
ihrem Labor öffnete. Trotz der späten Stunde schaute sie noch
immer wie aus dem Ei gepellt aus, wirkte aber todernst.
»Was hast du denn auf
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