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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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hatte,
    bevor er sie verschlüsselt an die Erde sandte. Jeden Abend
    schaute der Professor sich stundenlang Videos an.
    Morgenthau spulte sie im schnellen Vorlauf vor. Sie
    vermochte sie aus der Perspektive der Kamera, die in der
    Decke von Wilmots Wohnzimmer installiert war, nicht klar zu
    sehen, und den Ton vermochte sie auch nicht zu hören, weil
    Wilmot sich nämlich einen Ohrhörer ins Ohr gestöpselt hatte.
    Stundenlang schaute er sich diese Videos an.
    Und stundenlang sichtete Morgenthau die Videos auf der
    Suche nach etwas Greifbarem, Sündigem oder Illegalem oder
    auch nur Peinlichem – irgend etwas, mit dem man Professor
    Wilmot kompromittieren konnte.
    Zu Tode gelangweilt und übermüdet gähnte Morgenthau
    und rieb sich die Augen unter den schweren Lidern. Ich kann
    nicht länger wach bleiben, sagte sie sich. Genug ist genug.
    Sie schaltete den Monitor aus, der den noch immer gebannt
    auf seine Unterhaltungsvideos starrenden Wilmot zeigte, und
    wollte sich schon aus dem Liegesessel erheben. Dann fiel ihr
    jedoch ein, dass sie noch überprüfen musste, ob Wilmot
    irgendwelche Nachrichten vom Habitat zur Erde gesendet
    hatte. Sie wusste, dass er jede Woche einen verschlüsselten
    Report an irgendeine Stelle in Atlanta schickte. Mit einem
    kryptischen Inhalt ‒ auch nachdem der Computer die Berichte
    entschlüsselt hatte. Es war schon seltsam, dass der
    Unbekannte, dem Wilmot berichtete, in derselben Stadt
    residierte wie das Hauptquartier der Neuen Moralität.
    Morgenthau tat das mit einem Achselzucken als bloßen Zufall
    ab.
    Im Halbschlaf rief sie die Datei mit den versandten
    Nachrichten auf. Außer dem üblichen kurzen Bericht für
    Atlanta gab es diesmal eine noch kürzere Mitteilung an
    irgendeine Adresse in Kopenhagen. Und er hatte sie auch
    nicht über die übliche Funkverbindung gesandt, sondern über
    eine gebündelte Laserstrecke.
    Plötzlich war Morgenthau wieder hellwach und wählte die
    gleiche Nummer in Kopenhagen an, um den Empfänger von
    Wilmots Botschaft ausfindig zu machen.
    »Sie weiß Bescheid?«, fragte Vyborg entsetzt.
    »Sie hat zumindest einen Verdacht«, erwiderte Eberly, der
    zwischen Vyborg und Kananga den gewundenen Pfad
    entlangging.
    Für einen flüchtigen Beobachter schienen die drei Männer
    einen gemütlichen Spaziergang auf dem von Blumen
    gesäumten Pfad unterhalb von Athen zu machen.
    Spätmorgendliches Sonnenlicht strömte durch die
    Sonnenfenster des Habitats. Bienen summten zwischen den
    Hyazinthen und Stockrosen, und Schmetterlinge flatterten
    umher. Der kleine, dürre Vyborg ging leicht vornüber gebeugt
    und schaute grimmig wie jemand, der gerade etwas Ekliges
    verschluckt hatte. Selbst der große, majestätische Kananga auf
    Eberlys anderer Seite schaute etwas besorgt.
    »Und sie hat Sie um Hilfe gebeten«, sagte Kananga.
    Eberly nickte bedächtig. »Ich habe ihr angeboten, sie in Ihr
    Büro zu begleiten.«
    »Nicht im Büro«, sagte Kananga. »Es gibt dort zu viele
    neugierige Augen. Wir werden uns an einem verschwiegenen
    Ort treffen müssen.«
    »Und wo?«, fragte Eberly.
    »Wie war's am Ort des Verbrechens?«, schlug Vyborg vor.
    Kananga lächelte strahlend. »Perfekt.«
    Eberly schaute von einem zum andern. Sie wollen mich in
    ihre kriminellen Machenschaften verstricken, wurde er sich
    bewusst. Sie wollen mich zum Komplizen bei einem weiteren
    Mord machen. Aber welche Alternative hätte ich? Wie kann
    ich mich da raushalten?
    »Ich sage ihr, dass wir uns an dem Ort treffen werden, wo
    der alte Mann gestorben ist ‒ aber ich werde selbst nicht dort
    erscheinen«, sagte er.
    »Dafür werde ich da sein«, sagte Kananga.
    »Sie muss aber auf Nimmerwiedersehen verschwinden«,
    sagte Eberly. »Für noch einen Toten wird uns keine plausible
    Ausrede mehr einfallen.«
    »In einem so großen Habitat wie diesem muss es doch ein
    paar tausend Örtlichkeiten geben, wohin sie verschwunden
    sein kann«, sagte Vyborg.
    »Ich will nicht, dass ihre Leiche gefunden wird«, wiederholte
    Eberly.
    »Das wird sie auch nicht«, sagte Kananga. »Wozu gibt es
    schließlich Luftschleusen.« Er schaute an Eberly vorbei auf
    Vyborg. »Du wirst es doch schaffen, die AufZeichnungen der
    Luftschleusen-Überwachungskamera zu löschen, oder?«
    Vyborg nickte. »Ich werde sie durch unverfängliches
    Bildmaterial ersetzen.«
    »Gut«, sagte Kananga.
    Eberly holte tief Luft. »Sehr gut. Wann soll es über die Bühne
    gehen?«
    »Je eher, desto besser.«
    »Also heute

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