Saturn
waren.
»Und an dieser Stelle« ‒ er streckte den Arm aus und wies in
die entsprechende Richtung ‒ »haben Sie wohl die Leiche des
alten Manns gefunden.«
Holly deutete etwas mehr nach links. »Dort drüben. Dort
war es.«
»Ich verstehe.« Er packte Holly. Eine große Hand presste er
ihr aufs Gesicht und hielt ihr die Nase und den Mund zu,
während er den anderen Arm um ihre Hüfte schlang und ihr
die Arme an den Körper drückte. Dann hob er sie hoch.
Kampf oder Flucht
Ich bekomme keine Luft mehr! Kananga hatte Holly seine
Pranke aufs Gesicht gepresst und drohte sie zu ersticken. Sie
zappelte mit den Beinen und versuchte ihn zu treten, doch die
in weichen Stiefeln steckenden Füße prallten harmlos an
seinen langen, muskulösen Beinen ab.
Kananga drückte Holly die Arme gegen die Hüften und trug
sie zum Kanal hinunter. Sie schnappte verzweifelt nach Luft,
aber seine Hand umklammerte sie immer stärker wie eine
Schraubzwinge.
Holly strich mit der rechten Hand über Kanangas Hose.
Ohne bewusste Überlegung tastete sie nach seinen Genitalien,
packte sie und drückte mit aller Kraft zu. Er jaulte auf und ließ
sie fallen. Holly landete auf den Zehenballen und wirbelte zu
ihm herum. Kananga hatte sich zusammengekrümmt, und
sein Gesicht war schmerzverzerrt. Sie trat ihn mit aller Kraft,
die sie aufzubringen vermochte, an die Schläfe.
Kananga ging zu Boden. Meine Güte, sagte Holly sich. Ich
muss auf der Erde ein Kampfsporttraining absolviert haben.
Kananga richtete sich stöhnend auf den Knien auf. Holly
versetzt ihm noch einen Tritt, dann ließ sie von ihm ab. So
schnell sie konnte rannte sie die schräge Betonwand des
Bewässerungskanals entlang, wobei sie zum Teil durchs
Wasser lief und versuchte, sich möglichst schnell möglichst
weit von Kananga zu entfernen.
Als Eberly das Verwaltungsgebäude erreichte, war seine
Nervosität zum größten Teil verflogen. Kananga hat sie
getötet. Das geht auf seine Kappe, nicht auf meine. Niemand
weiß, dass ich ihm Holly zugeführt habe. Nicht einmal
Morgenthau weiß es. Falls Kananga erwischt wird, werde ich
alles bestreiten.
Er betrat die Human-Resources-Abteilung und ging an den
vier klerikalen Gestalten vorbei, die an Schreibtischen saßen.
Die Tür zu Morgenthaus Büro war geschlossen; er schob sie
auf, ohne vorher anzuklopfen.
Sie schaute verärgert vom Schreibtisch auf. Als sie aber sah,
dass Eberly die Störung verursacht hatte, setzte sie ein Lächeln
für ihn auf.
Er schaute sich um, bevor er die Tür wieder zuschob und
sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch setzte. Das war einmal
mein Büro, sagte er sich und stellte fest, dass Morgenthau die
Wände mit Holo-Kopien von Monets Kirchengemälden
verziert hatte.
»Sie haben etwas über Wilmot herausgefunden?«, fragte er
ohne eine Begrüßung. Er musste Morgenthau zu verstehen
geben, wer hier der Häuptling war. Sonst würde sie vielleicht
noch ihre Verbindung zu den Heiligen Jüngern spielen lassen
und versuchen, ihm Vorschriften zu machen.
»Etwas, das ihn vernichten kann«, sagte Morgenthau mit
einem diabolischen Grinsen.
Eberly zog zweifelnd die Augenbrauen hoch. »Wirklich?«
»Wirklich.« Morgenthau projizierte eine Liste von Titeln auf
eine freie Stelle an der Wand. Jedem Titel war ein Bild
beigefügt.
Eberly starrte mit offenem Mund auf die Bilder.
»So ein Schmutz«, sagte Morgenthau. »Er schaut diese
ekelhaften Videos jeden Abend an, bevor er zu Bett geht.«
»Sind Sie sicher?«
Sie nickte mit grimmigem Gesicht. »Jeden Abend. Ich habe
alle Kamera-Aufzeichnungen.«
Eberly brach in Gelächter aus. »Wir haben ihn!«, krähte er.
»Wir haben Wilmot in der Hand.« Und dann ballte er die
Hände so fest zur Faust, dass es schmerzte.
»Ich habe vielleicht eine Prellung.« Kananga hatte sich auf
dem Sofa in Vyborgs Apartment ausgestreckt und ließ die
langen Beine über den Rand des Möbels baumeln. Er hatte
hämmernde Kopfschmerzen, und das Gesicht war stark
angeschwollen.
Vyborg brachte dem Oberst ein nasses Handtuch. Er musste
sich auf die Lippen beißen, um den verdammten Idioten nicht
lauthals zu verfluchen. Lässt sich von einem kleinen Mädchen
zusammenschlagen und sie entwischen! Nun weiß sie doch
mit Sicherheit, dass Rivera ermordet wurde. Er sagte aber
nichts. In der miesen Stimmung, in der Kananga ist, kommt er
vielleicht noch auf die Idee, mich zu erwürgen, wenn ich ihm
sage, was ich wirklich von ihm
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