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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Ankunft
    »Was ist denn so wichtig, dass Sie mich beim Essen stören
    müssen?«, fragte Wilmot gereizt.
    Eberly lächelte. Die letzten zwei Stunden hatte er damit
    verbracht, Morgenthaus Aufzeichnungen von Wilmots
    abendlichen Aktivitäten zu sichten. Morgenthau hatte die Art
    der Unterhaltung, die der Professor bevorzugte, abstoßend
    gefunden, doch Eberly war von der Mischung aus Erotik und
    Gewalt fasziniert, die in den Videos gezeigt wurde. Nun stand
    er in Wilmots Wohnzimmer und schaute den Professor an, der
    missbilligend die Stirn gerunzelt hatte.
    »Wir haben ein ernstes Problem, Professor, mit dem wir uns
    befassen müssen«, sagte Eberly.
    »Und das wäre?«
    »Eine Mitarbeiterin der Abteilung Human Resources ist
    verschwunden. Ich habe Grund zu der Annahme, dass sie ein
    psychisches Problem hat.«
    »Was?« Wilmot schien entsetzt. »Um wen handelt es sich?«
    »Holly Lane. Sie haben sie bereits kennen gelernt.«
    »Habe ich das?«
    Eberly registrierte in aller Deutlichkeit, dass Wilmot ihm
    noch immer keinen Stuhl angeboten hatte. Die beiden Männer
    standen sich kaum einen Meter im Eingangsbereich von
    Wilmots Apartment gegenüber. Innerlich freute Eberly sich. Er
    wusste nämlich, dass er den Professor von seiner
    allabendlichen Unterhaltung abhielt.
    »Ich befürchte, dass es zum Teil auch meine Schuld ist«,
    sagte Eberly und versucht zerknirscht zu klingen. »Ich hatte
    sie die ganze Zeit geschützt. Nun ist sie aber doch
    zusammengebrochen.«
    Wilmot schaute verwirrt und mehr als nur ein wenig
    verärgert.
    Eberly fischte seinen Palmtop-Computer aus der Kutte und
    projizierte Hollys Dossier an die Wand über Wilmots Sofa.
    Der Professor erkannte Hollys Gesicht. »Mit ihr sind Sie doch
    vor einiger Zeit hierher gekommen.«
    »Ja.« Eberly schüttelte betrübt den Kopf. »Wie Sie sehen, hat
    sie seit längerer Zeit psychische Probleme.« Er hatte Stunden
    darauf verwandt, Hollys Dossier gründlich zu frisieren.
    »Solang sie ihre Medikamente einnimmt, wirkt sie völlig
    normal. Wenn sie sie jedoch absetzt…«
    Wilmot studierte das Dossier kurz und fragte: »Wieso sollte
    sie ihre Medikamente absetzen?«
    »Es hat mit diesem Diego Romero zu tun. Holly war vom
    Tod des alten Mannes wie besessen. Sie redete sich ein, dass
    man ihn ermordet hätte.«
    »Ermordet?«
    »Das ist natürlich Unsinn. Heute Nachmittag hat sie aber
    Oberst Kananga angegriffen. Sie versuchte ihn zu töten, und
    zwar genau an derselben Stelle, wo der alte Mann zu Tode
    kam.«
    »Großer Gott! Und wo ist sie nun?«
    »Verschwunden ‒ wie ich Ihnen bereits sagte. Kananga hat
    eine Suchaktion nach ihr gestartet.«
    Wilmot nickte zufrieden. »Sehr gut. Es sieht so aus, dass
    Kananga zur Abwechslung mal das Richtige tut. Aber wieso
    behelligen Sie mich damit?«
    »Weil ich möchte, dass Sie mich zum stellvertretenden Leiter
    des Habitats ernennen.«
    »Zum Stellvertreter? Ich brauche keinen Stellvertreter.«
    »Ich glaube doch. Sie werden mich zum stellvertretenden
    Leiter ernennen und dann von der Leitung des Habitats
    zurücktreten.«
    »Ich soll zurücktreten? Und meinen Posten an Sie abtreten?
    Das ist ja lächerlich!«
    »Das ist mitnichten lächerlich«, sagte Eberly leise. »Sie
    werden zurücktreten, und ich werde Ihre Amtsgeschäfte
    fortführen.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage!«
    »Nach Ihrem Rücktritt«, fuhr Eberly fort, »können Sie dann
    den ganzen Tag Ihre schmutzigen Videos anschauen und nicht
    nur abends.«
    Wilmot wankte einen Schritt zurück. Die Farbe wich ihm aus
    dem Gesicht.
    »Dieses Habitat braucht eine starke Führung«, sagte Eberly.
    »Vor allem angesichts der bevorstehenden Wahlen und der
    Ankunft am Saturn. Sie haben Ihre Arbeit ganz gut gemacht,
    Professor. Nun ist es an der Zeit, dass sie einem anderen Platz
    machen.«
    »Und Ihnen alles übergeben? Niemals!«
    Eberly zuckte die Achseln. »In diesem Fall werden wir Ihre
    speziellen Vorlieben der gesamten Population des Habitats
    bekannt machen müssen.«
    »Wir? Wen meinen Sie damit?«
    »Wir wollen Sie nicht kompromittieren, Professor. Treten Sie
    einfach zurück und übergeben Sie mir die Kontrolle, und
    niemand wird je von Ihrer kleinen perversen Neigung
    erfahren.«
    Wilmot ließ sich sprachlos auf den nächsten Stuhl sinken.
    Kris Cardenas lag im Bett und ging der Frage nach, ob sie
    wieder einmal ihr Leben verpfuschte. Wofür werde ich mich
    diesmal entscheiden, fragte sie sich: für ein hartherziges Weib
    oder eine romantische

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