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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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halte.
    »Wohin ist sie verschwunden? Wo ist sie jetzt?«, fragte
    Vyborg mit leiser, zischender Stimme. »Das ist im Moment die
    dringlichste Frage.«
    »Du musst Eberly Bescheid sagen.«
    »Muss ich das? Wieso nicht du? Du bist doch derjenige, der
    sie hat entkommen lassen.«
    »Du sagst es ihm«, sagte Kananga mit einem harten und
    entschlossenen Gesichtsausdruck.
    Vyborg versuchte nicht mehr, den Zorn und die Abscheu zu
    verbergen, die er verspürte. Er stieß angewidert die Luft aus
    und rief: »Telefon! Verbinde mich mit Dr. Eberly, wo auch
    immer er ist. Notfall-Priorität.«
    Innerhalb von zehn Sekunden erschien Eberlys Gesicht in
    der Luft überm Kaffeetisch. Er lächelte glücklich. Vyborg sah
    sofort, dass er in Morgenthaus Büro war.
    »Ich freue mich, dass Sie anrufen«, sagte Eberly. »Ich habe
    nämlich wichtige Neuigkeiten für euch beide.«
    »Ich habe leider auch Neuigkeiten«, sagte Vyborg. »Schlechte
    Neuigkeiten.«
    Eberlys Lächeln verflog. Morgenthau hinter ihm wirkte
    plötzlich besorgt.
    Es hat keinen Sinn, es hinauszuzögern, beschloss Vyborg.
    Sag ihm, was Sache ist. »Holly Lane ist entkommen.«
    »Entkommen? Wie meinen Sie das?«
    »Anscheinend ist sie eine Kampfsport-Expertin. Sie ist
    unserem guten Obersten hier entkommen«, sagte Vyborg mit
    einer Geste in Richtung Kananga, der noch immer fix und
    fertig auf dem Sofa lag, »und wir haben keine Ahnung, wo sie
    steckt.«
    Eberly starrte auf die dreidimensionale Abbildung, die die
    Hälfte von Morgenthaus Büro ausfüllte: Vyborg stand
    angespannt und offensichtlich zornig da, während Kananga
    auf dem Sofa lag und sich ein nasses Handtuch auf die Stirn
    drückte.
    Dann warf er einen Blick auf Morgenthau, deren Ausdruck
    langsam von Verwirrung zu Verstehen wechselte. Sie setzt das
    Puzzle zusammen, wurde Eberly sich bewusst. Nun weiß sie,
    dass ich in den Mordanschlag auf Holly verwickelt bin.
    Eberly schüttelte sich in einer Mischung aus Wut und Furcht.
    »Ich will euch beide in fünf Minuten in meinem Apartment
    sehen«, brachte er mühsam hervor.
    Holly rannte blindlings den Kanal entlang, bis die Lunge von
    der Anstrengung schmerzte. Sie blieb stehen, bückte sich und
    schnaufte schwer. Sie schaute sich um, doch es war niemand
    hinter ihr. Er verfolgt mich nicht, sagte sie sich erleichtert. Er
    ist wahrscheinlich bewusstlos nach dem Tritt, den ich ihm
    versetzt habe. Meine Güte, vielleicht ist er sogar tot. Sie
    richtete sich auf und ging die Böschung hinauf in den
    schattigen Garten. Geschieht ihm recht, sagte sie sich. Er hat
    schließlich versucht, mich umzubringen. Er muss auch Don
    Diego umgebracht haben. Okay, sagte sie sich. Kananga hat
    Don Diego getötet. Aber wieso? Sie hatte keine Ahnung. Wem
    soll ich es sagen? Malcolm?
    Dann wurde sie sich jedoch bewusst, dass Malcolm sie zu
    diesem Treffen mit Kananga hierher gelotst hatte. Er hatte es
    überhaupt erst vorgeschlagen. Malcolm wusste, was hier
    vorging. Er ist ein Teil davon ‒ wovon auch immer ‒, sagte sie
    sich.
    Ihr war zum Weinen zumute. Malcolm ist in die Ermordung
    von Don Diego verstrickt. Und er wollte, dass Kananga mich
    ermordet!
    Wem vermochte sie überhaupt noch zu trauen? An wen
    vermochte sie sich zu wenden? Ich kann auch nicht in mein
    Apartment zurück ‒ da warten sie vielleicht schon auf mich.
    Kris! Ich werde Kris anrufen. Oder vielleicht Manny. Sie
    dachte darüber nach, während sie zwischen den Apfelbäumen
    am anderen Ende des Gartens hindurchlief. Vor ihr lagen die
    Reihen der Beerensträucher und dahinter der Abschluss des
    Habitats.
    Nicht Manny, beschloss sie. Ich werde nicht wie ein hilfloses,
    kleines Mädchen, das den großen, starken Helden um Schutz
    bittet, zu ihm laufen. Außerdem würde er mir wahrscheinlich
    nicht glauben. Anders als Kris. Kris wird mir glauben. Aber ‒
    soll ich sie überhaupt in diese Sache verwickeln?
    Sie ging weiter zum Ende des Habitats und sondierte die
    Optionen. Dabei stellte sie fest, dass sie nicht viele Optionen
    hatte. Falls Eberly dazugehört ‒ wozu auch immer ‒, dann
    heißt das, dass Morgenthau und diese Schlange Vyborg auch
    dazugehören.
    Im Ulmenhain am Ende des Habitats setzte Holly sich müde
    ins Gras und versuchte nachzudenken. Wie sie den Blick über
    die grüne Landschaft schweifen ließ, wirkte das Habitat
    genauso wie an dem Tag, als sie und Kris Cardenas hier Rast
    gemacht hatten. Aber es war nichts mehr wie zuvor, sagte
    Holly sich mit einem plötzlichen Gefühl der Leere. Ihre

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