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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Korridorbodens ab. Neben
    jedem Ventilator stand eine dunkle Metallröhre, die von einer
    kupferfarbenen Spule umhüllt war und Gaeta wie eine
    Kreuzung zwischen einem Laborgerät und einer Schrotflinte
    anmutete. Der vierte Techniker lud sie mit Kugellagerkugeln.
    »Diese Simulation wird nur ein paar Sekunden dauern«,
    sagte Fritz, »aber sie soll dir schon einmal ein Gefühl dafür
    vermitteln, was dich im Ring erwartet.«
    »Das weiß ich doch alles schon, Fritz«, sagte Gaeta
    ungeduldig. »Bringen wir's hinter uns.«
    »Das Wasser wird zu Eiskristallen gefrieren, und die
    Ventilatoren werden dich damit anblasen«, fuhr Fritz so
    ungerührt fort, als habe er kein einziges Wort gehört. »Die
    elektromagnetischen Kanonen werden die Kugeln auf eine
    Geschwindigkeit von annähernd anderthalb Mach
    beschleunigen, um größere Eisbrocken des Rings zu
    simulieren.«
    »Und ich stehe hier rum und kriege alles ab«, sagte Gaeta.
    »Ich gehe nicht davon aus, dass der Anzug perforiert werden
    wird«, sagte Fritz.
    »Die Selbstabdichtung schließt alle eventuellen Lecks.«
    »Provisorisch.«
    »Lang genug für diesen Test.«
    »Aber nicht lang genug, um dir das Leben zu retten, wenn
    du draußen in den Ringen bist.«
    »Deshalb führen wir diese Simulation doch gerade durch,
    um zu sehen, ob der Anzug standhält. Fangen wir endlich an.«
    Fritz schaute mit offenem Mund zu ihm auf, wobei sein
    Gesichtsausdruck zwischen Unzufriedenheit und Besorgnis
    changierte.
    »Komm schon, Fritz«, drängte Gaeta ihn. »Bringen wir es
    hinter uns.«
    Mit einem Kopfschütteln führte Fritz die anderen Techniker
    durch die luftdichte Tür, die den Abschluss des Korridors
    bildete. Gaeta sah, wie sie sich schloss.
    »Ich pumpe nun die Kammer aus«, ertönte Fritz' Stimme im
    Helmlautsprecher.
    »Dann pump mal schön«, sagte Gaeta.
    Der einzige Aspekt des Flugs durch Saturns B-Ring, den
    dieser Test nicht zu simulieren vermochte, war die
    Schwerelosigkeit. Gaeta hielt das aber auch nicht für wichtig;
    schließlich hatte er sich schon oft in der Schwerelosigkeit
    bewegt, so dass das kein Problem für ihn war.
    Es war jedoch etwas anderes, in einem apokalyptischen
    Blizzard zu stehen und mit überschallschnellen Kugeln
    beschossen zu werden. Wie vor einem
    Erschießungskommando. Ja, sagte er sich, aber ich stecke in
    einem gepanzerten Anzug. Wie Superman. Die Kugeln
    werden einfach von mir abprallen. Hoffte er zumindest.
    James Coleraine Wilmot saß allein in seinem Wohnzimmer
    und starrte in die Unendlichkeit. Ich bin ruiniert. Über meine
    eigene Dummheit gestolpert.
    Er seufzte schwer. Ich könnte ihn bekämpfen. Die meisten
    Leute sind nur deshalb in diesem Habitat, weil sie die Gesetze
    und Verordnungen der Regierung nicht mehr ertrugen, die sie
    strangulierten. Na schön, ich habe einen ziemlich bizarren
    Geschmack, was meine Unterhaltung angeht. Ich könnte mich
    aber zu psychologischer Beratung oder sogar zu einer
    Psychotherapie bereit erklären. Ich muss nicht vor diesem
    rotzigen Eberly und seiner Clique zu Kreuze kriechen. Nicht,
    wenn ich es nicht selbst will.
    Er dachte darüber nach. Eben ‒ nicht, wenn ich es nicht
    selbst will. Wieso sollte ich mich aber den Peinlichkeiten und
    Belastungen einer öffentlichen Entlarvung aussetzen und mich
    zum Gespött der Leute machen? Ich müsste mich gegen
    Anschuldigungen verteidigen, mich entschuldigen und um
    Verständnis bitten. Nein, dem werde ich mich nicht aussetzen.
    Das kann ich nicht.
    Vielleicht ist es auch besser so. Nun muss ich wenigstens
    nicht mehr so tun, als ob ich Kontrolle ausüben und
    Verantwortung tragen würde. Das Experiment läuft nun völlig
    frei von möglichen Eingriffen ab. Ich werde Atlanta davon in
    Kenntnis setzen müssen.
    Er zögerte und runzelte die Stirn. Eberly beobachtet jede
    meiner Bewegungen und hört alle meine Gespräche ab. Selbst
    in der Privatsphäre meines Quartiers. Er wird mich auch jetzt
    beobachten.
    Was soll ich tun? Nichts. Absolut nichts. Atlanta wird
    Eberlys Machtspiel schon früh genug auf die Schliche
    kommen. Sie müssen etliche Spione in die Population
    eingeschleust haben.
    Holly hatte sich stundenlang den Kopf darüber zerbrochen, ob
    sie Kris anrufen sollte. Schließlich beschloss sie, es von einem
    Telefon an der Oberfläche aus zu tun. Sie wollte vermeiden,
    dass Kananga oder sonst jemand erfuhr, dass die Tunnel ihr
    als Versteck dienten. So erklomm sie also, kurz bevor die
    Sonnenfenster des Habitats sich für den

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