Saturn
›Sonnenaufgang‹
öffneten, die Leiter, die in den Vorratsraum der Cafeteria
führte. Sie hörte, dass Leute in der Küche direkt über ihr
zugange waren: Töpfe schepperten und Worte wurden
gewechselt. Ein Roboter rollte aus der Küche zu ihr herunter
und an ihr vorbei. Er fuhr zu einem Regal und holte mit den
Greifarmen einen Karton mit Obstkonserven heraus. Dann
vollführte er eine exakte Hundertachtzig-Grad-Wende, rollte
wieder an ihr vorbei und durch die Doppeltür in die Küche.
Holly ging auf Zehenspitzen zum Wandtelefon in der Nähe
der Küchentür und setzte einen kurzen Anruf an Kris ab.
Irgend jemand muss wissen, dass ich am Leben bin und von
Kananga gejagt werde, sagte sie sich.
Nachdem sie Kris ihre Botschaft übermittelt hatte, ging sie
zur Falltür zurück, stieg die Leiter hinunter und rannte fast
einen Kilometern durch den Haupttunnel, bevor sie sich
keuchend auf den Boden fallen ließ.
Du hohles Hirn, sagte sie sich. Du warst im Vorratsraum und
hast dir nicht einmal etwas zu essen besorgt. Wie kann man
nur so blöd sein!
Der Magen pflichtete ihr mit einem Knurren bei.
»Sie hat angerufen?«, fragte Kananga wie elektrisiert. »Wann?
Von wo aus?«
Seine Adjutantin, die das schwarze Gewand und die Hose
trug, die Kananga seinen Sicherheitsleuten vorgeschrieben
hatte, erwiderte: »Aus dem Vorratsraum der Cafeteria, Sir.
Etwa vor einer Stunde.«
»Vor einer Stunde?«, knurrte Kananga und erhob sich von
seinem Stuhl.
Die Frau warf einen Blick auf ihren Palmtop. »Genau vor
zweiundfünfzig Minuten, Sir.«
»Und das sagen sie mir erst jetzt?«
»Wir hatten zu diesem Zeitpunkt nur eine Rumpfbesatzung,
Sir. Sie vermochte nicht jedes Telefon im Habitat in Echtzeit zu
überwachen. Es ist…«
»Ich will, dass sofort ein automatisiertes Programm
implementiert wird. Verwenden Sie ihren Stimmabdruck als
Auslöser für einen automatischen Alarm. Unverzüglich!«
»Yessir.«
»Diese Frau ist eine gefährliche Psychopathin. Sie muss
ergriffen werden, bevor sie noch jemanden tötet!«
Die Adjutantin hastete aus Kanangas Büro und entzog sich
seinem zürnenden Blick.
Er setzte sich wieder hin. Die Cafeteria. Natürlich. Sie muss
schließlich etwas essen. Wir werden einfach Teams in der
Cafeteria und den Restaurants stationieren. Früher oder später
wird sie einen Ort aufsuchen müssen, wo es etwas zu essen
gibt. Und wenn sie dort auftaucht, sitzt sie in der Falle.
Gaeta war noch nie in einem Blizzard gewesen und hatte auch
noch nie versucht, sich durch Schneeverwehungen zu
kämpfen, während ein eisiger Wind ihm entgegenwehte und
ihm spitze Eiskörner ins Gesicht prasselten.
Für eine halbe Minute hielt er den schlimmsten Sturm aus,
den Fritz' Genie zu entfachen vermochte. Eiskristalle stoben
um ihn herum und hüllten ihn in einen gleißenden weißen
Wirbel. Dazu wurde er mit Stahlkugeln beschossen, die so laut
gegen den gepanzerten Anzug knallten, dass ihm rasch
bewusst wurde, das würde er nicht aushalten. Die größte
Sorge bereitete ihm indes das Helmvisier. Er wusste zwar,
dass es kugelsicher war, aber bis zu welchem Kaliber? Es war,
als ob er mit einem Maschinengewehr beharkt wurde, das
überschall-schnelle Edelstahlkugeln verschoss.
Aber er hielt es aus. Er hielt sich auf den Füßen und machte
sogar ein paar Schritte in Richtung der Quelle, hinein ins
blendende Weiß, das gegen ihn anbrandete. Das Donnern der
Kugein war aber so laut, dass er Probleme hatte, Fritz'
Countdown im Helmlautsprecher zu hören.
Er vermochte nicht mehr zu tun, als dazustehen und es über
sich ergehen zu lassen. Und auf die beleuchteten Displays zu
schauen, die über die Innenseite des Visiers verteilt waren.
Jedes verdammte Licht war grün, und jeder Monitor zeigte
ihm, dass der Anzug normal funktionierte. Ups! Ein gelbes
Licht ging an. Nichts von Belang, wie er sah; bei einem
Kniegelenk hatte die Schmierung ausgesetzt. Die Reserve-
Schmierung setzte ein, und das Licht wechselte wieder auf
Grün.
Der Lärm war ohrenbetäubend. Als ob ein riesiger Schwarm
verrückter Spechte den Anzug attackierte. Wieso, zum Teufel,
setze ich mich diesem Mist überhaupt aus, fragte Gaeta sich.
Wieso verbringe ich mein Leben damit, mich derart
malträtierten zu lassen? Wieso nehme ich nicht das Geld, das
ich bei dieser Aktion verdiene, und höre damit auf, solange
noch alles an mir dran ist.
Die klassische Antwort ertönte in seinem Kopf: was denn ‒
sich vom Showbiz
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