Saturn
auf den Werksleiter, der
sich taub stellte, während er langsam an der Reihe der
summenden Maschinen entlangging.
»Aber Professor«, sagte Eberly beschwichtigend, »ich hatte
Ihnen doch ein Memorandum geschickt. Weil Sie nicht
antworteten, habe ich Ihr stillschweigendes Einverständnis
vorausgesetzt, Dr. Cardenas an Bord zu nehmen.«
»Sie hätten zu mir kommen und das mit mir persönlich
besprechen müssen«, sagte Wilmot. »Das hätte ich schon von
Ihnen erwartet.«
»Sie haben mich doch mit der Leitung des Personalwesens
beauftragt. Ich dachte, dass Sie sich freuen würden, Dr.
Cardenas bei uns zu haben.«
»Überlassen Sie das Denken den Pferden; die haben größere
Köpfe.«
Der Werksleiter, ein ausdruckslos schauender Techniker in
einem langen hellblauen Laborkittel, räusperte sich und sagte:
»Ähem… der Rest der Maschinen sieht im Grunde genauso
aus wie diese hier. Wir sind in der Lage, sie so zu
programmieren, dass sie alle erforderliehen Medikamente aus
den Rohstoffen produzieren, die von den chemischen Labors
angeliefert werden.«
»Danke«, sagte Wilmot und entließ den Mann mit einer
Bewegung seiner fleischigen Hand.
Der Manager entfernte sich hurtig und ließ Eberly allein mit
dem Professor zurück. Soweit Eberly es zu sagen vermochte,
stellte der Manager die ganze menschliche Belegschaft in der
Fabrik dar.
Er schaute zu Wilmot auf. Der Professor war viel größer als
Eberly ‒ ein richtiger Hüne. Und er schien definitiv nicht
erfreut.
»Sie sind nicht damit einverstanden, dass Dr. Cardenas sich
uns angeschlossen hat?«, fragte Eberly mit einer Stimme, von
der er hoffte, dass sie ein angemessen reuiges Winseln war.
Wilmot öffnete den Mund, schloss ihn wieder und fingerte
für einen Moment am Bart herum, bevor er erwiderte: »Nein,
ich weiß nicht, ob ich ihrer Bewerbung stattgegeben hätte.«
»Aber sie ist doch schon hier«, sagte Eberly. »Sie ist gestern
Morgen von Ceres angekommen.«
»Ich weiß. Sie haben Ihre Befugnisse überschritten, indem Sie
sie eingeladen haben, Dr. Eberly.«
»Aber ich habe sie doch gar nicht eingeladen! Sie bat um die
Erlaubnis, sich uns anschließen zu dürfen.«
»Dennoch hätten Sie die Angelegenheit mit mir besprechen
müssen. Und zwar sofort. Ich trage hier die Verantwortung,
und ich muss die von mir getroffenen Entscheidungen dem
Vorstand des Universitäts-Konsortiums auf der Erde
gegenüber rechtfertigen.«
»Ich weiß, aber…«
»Sie wissen es, aber Sie haben die Bestimmungen trotzdem
missachtet«, zischte Wilmot. »Sie haben eigenmächtig
gehandelt.«
»Ich wollte Ihnen doch nur eine Freude machen«, blökte
Eberly.
»Dieses Habitat muss auf der Grundlage fester Regeln
betrieben werden«, sagte Wilmot mit genauso leiser Stimme
wie Eberly, aber viel energischer. »Wir dürfen hier keine
Anarchie einreißen lassen! Wir haben eine Reihe von
Bestimmungen, die von den besten Köpfen formuliert wurden,
über die das Konsortium verfügte. Wir werden uns an diese
Bestimmungen halten, bis wir den Saturn erreichen und die
Leute die Regierungsform wählen, die sie wünschen. Ist das
klar?«
»Jawohl, Sir. Völlig klar.«
Wilmot holte tief Luft. »Wenn wir erst einmal in einen Orbit
um den Saturn gegangen sind«, fuhr er etwas gnädiger fort,
»dürfen die Leute sich eine Verfassung geben und
Volksvertreter wählen ‒ ihre eigene Regierung bilden. Solang
wir uns jedoch im Transit befinden, werden wir die
Bestimmungen beachten, die vom Konsortium vorgegeben
wurden. Niemand wird von diesen Bestimmungen abweichen.
Niemand!«
»Ich glaubte, Sie würden sich freuen, Dr. Cardenas bei uns
zu haben.«
Wilmot kraulte schon wieder den Bart. »Nanotechnik«,
murmelte er. »Eine heikle Sache, das.«
Eberly wurde sich bewusst, dass der Professor eigentlich gar
nicht zornig war. Er war vielmehr besorgt, vielleicht auch
ängstlich. Eberly fiel ein Stein vom Herzen, und er musste sich
ein Lächeln verkneifen.
»Ja«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Nanotechnik. In einer
geschlossenen Umgebung wie der unseren…« Er brach ab.
Wilmot nahm wieder die Parade der stummen Maschinen
ab. »Mir ist durchaus bewusst, dass Nanomaschinen eine
große Hilfe für uns sein können. Und ich weiß auch, dass Dr.
Cardenas die führende Expertin auf diesem Gebiet ist.
Trotzdem…«
»Wenn Sie sie nicht hier haben wollen, kann ich sie auch
wieder nach Ceres zurückschicken«, schlug Eberly nach
kurzer Überlegung
Weitere Kostenlose Bücher