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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Rechten. Grapefruit und
    Limonen hatten sie bereits hinter sich, und sie näherten sich
    nun Äpfeln, Birnen und Pfirsichen. Die Bäume standen Spalier
    wie bei einer Militärparade.
    Cardenas war am Tag zuvor im Habitat angekommen. Nun
    schien sie baff. »Ich habe seit so vielen Jahren keinen Baum
    mehr gesehen…« Sie drehte sich mit erhobenem Kopf um und
    lachte. »Keinen einzigen Baum, seit ich Selene verlassen habe,
    und ihr habt hier gleich einen ganzen Wald! Es ist fast wie in
    Kalifornien!«
    »Es gibt wohl keine Bäume auf Ceres?«, fragte Holly.
    »Keinen einzigen«, erwiderte Cardenas mit einem
    glücklichen Lächeln auf ihrem jugendlichen Gesicht. »Nur in
    hydroponischen Tanks.«
    »Wir haben auch hydroponische Farmen«, sagte Holly, »als
    Rückversicherung für den Fall, dass einmal eine Missernte
    eintritt.«
    »Und Bienen!«, rief Cardenas. »Das sind doch Bienen?«
    »Na klar. Wir brauchen sie, um die Bäume zu bestäuben. Die
    Stöcke befinden sich in diesen weißen Kisten dort drüben.«
    Holly deutete auf eine Ansammlung rechteckiger weißer
    Kästen, die zwischen den Bäumen standen. »Würden Sie es für
    möglich halten«, fragte sie lachend, »dass eins meiner größten
    Probleme darin bestand, ein paar Imker zu finden.«
    Cardenas schaute mit diesen strahlend blauen Augen zu ihr
    auf. »Wissen Sie, man weiß überhaupt nicht, wie sehr man
    offene Räume und Bäume und… sogar Gras vermisst, um
    Himmels willen. Nicht, bis man so etwas wie das hier wieder
    sieht.«
    Sie gingen durch den Obstgarten in Richtung der Farmen
    jenseits der Bäume. Eberly hatte Holly mit der Aufgabe
    betraut, Dr. Cardenas im Habitat herumzuführen. Er nannte es
    Orientierung; Holly nannte es Spaß.
    Während sie die ordentlich ausgerichteten Baumreihen
    entlanggingen, hörte sie zur Linken eine dünne, zitternde
    Stimme. Einen Gesang.
    »Wer ist das denn?« fragte Cardenas sich laut.
    Holly schlüpfte unter den tief hängenden Ästen eines jungen
    Pfirsichbaums hindurch und bahnte sich einen Weg zum Rand
    des Obstgartens, dicht gefolgt von Cardenas.
    Der Garten endete an einer irdenen Böschung, die zum
    Bewässerungskanal hinunterführte. Wasser floss gemächlich
    durch die trichterförmigen Betonwände des Kanals. Vor sich
    sahen sie einen einzelnen Mann, der einen Arm voll Reisig
    und Buschwerk schleppte und in einer hohen, kratzigen
    Stimme sang. Spanisch, sagte Holly sich. Es klingt wie ein
    spanisches Volkslied.
    »Hallo«, rief Cardenas dem Mann zu.
    Er ließ die Last fallen und schielte sie im Sonnenlicht des
    späten Nachmittags an. Holly sah, dass er schon älter war.
    Nein, er war wirklich alt. Er hatte einen mageren, vom Alter
    gebeugten Leib, dürre Arme, schütteres, weißes Haar, das wie
    ein Heiligenschein vom Kopf abstand, und einen struppigen
    schlohweißen Bart. Sie hatte noch nie zuvor einen wirklich
    alten Menschen gesehen. Er trug ein schmutziges Hemd, das
    ursprünglich einmal weiß gewesen war ‒ die Ärmel hatte er
    hochgekrempelt ‒, und eine formlose, ausgebeulte Bluejeans.
    »Holal«, rief er zurück.
    Die beiden Frauen gingen auf ihn zu. »Wir haben Sie singen
    hören«, sagte Holly.
    »Das war ein schönes Lied«, fügte Cardenas hinzu.
    »Danke«, sagte der Mann. »Ich heiße Diego Alejandro
    Ignacio Romero. Meine Freunde nennen mich Don Diego,
    wegen meines Alters. Aber ich bin kein Adliger.«
    Die Frauen stellten sich auch vor. »Sie müssen für die
    Instandhaltungs-Abteilung arbeiten, nicht wahr?«, fragte
    Holly dann.
    Don Diego lächelte und zeigte perfekte Zähne. »Ich bin in
    der Kommunikations-Abteilung beschäftigt. Auf der Erde
    lehrte ich Geschichte. Oder versuchte es zumindest.«
    »Und was machen Sie dann hier?«
    »Der Kirche haben meine Studien der Gegenreformation und
    der Inquisition nicht gefallen.«
    »Nein, ich meine, wieso Sie hier draußen am Kanal arbeiten.«
    »Ach das? Das ist mein Hobby. Ich versuche, eine kleine
    Wildnis zu schaffen.«
    Er deutete den Kanal entlang, und Holly sah, dass Büsche
    und kleine Bäume halsbrecherisch an der Böschung aus
    festgestampfter Erde angepflanzt worden waren. Und dann
    hatte jemand hier noch ein paar recht große Felsbrocken
    verstreut.
    »Eine Wildnis?«
    »Ja«, sagte Don Diego. »Dieses Habitat ist zu künstlich und
    zu steril. Die Menschen brauchen ein natürlicheres Ambiente
    als Baumreihen, die exakt in einem Abstand von zweieinhalb
    Metern voneinander angepflanzt wurden.«
    Cardenas lachte. »Ein

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