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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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verrückten alten Mann?«,
    fragte Holly.
    Cardenas ließ den Blick über die perfekte Landschaft des
    Habitats schweifen: Alles war an seinem Platz, alles war so
    ordentlich und sauber, dass es fast schon unmenschlich
    wirkte. Es erinnerte sie an die Schaufensterauslagen, die sie in
    ihrer Kindheit gesehen hatte.
    »Ich glaube, wir könnten noch mehr Verrückte wie ihn
    gebrauchen«, sagte sie.
    »Vielleicht«, entgegnete Holly. Sie war sich da nicht so
    sicher.
    Sie saßen für eine Weile stumm da, jede in ihre eigenen
    Gedanken versunken.
    »Ich habe Ihre Bio gelesen«, sagte Holly schließlich. »Ich
    hätte erwartet, dass Sie viel älter aussehen.«
    Cardenas reagierte zwar nicht ungehalten, aber sie sah Holly
    von der Seite an. »Wenn Sie meine Bio gelesen haben, dann
    wissen Sie auch, wieso ich jünger aussehe, als ich in
    Wirklichkeit bin. Und wieso ich auf Ceres gelebt habe.«
    Holly ignorierte die Spannung in ihrer Stimme und fragte:
    »Was glauben Sie, wie alt ich eigentlich bin?«
    Nach zehn Minuten waren sie dicke Freunde: zwei Frauen,
    deren Körper viel jünger waren als ihr kalendarisches Alter.
    Krankenstation
    Der Mann lag mit pfeifendem Atem auf der Pritsche; die
    Augen waren fast zugeschwollen.
    Der junge Arzt wirkte völlig ratlos. »Was ist bloß los mit
    ihm?«
    »Ich weiß nicht!«, sagte die Frau, die ihn eingeliefert hatte.
    Sie war der Hysterie nahe. »Wir hatten draußen im Park einen
    Spaziergang gemacht, und urplötzlich ist er
    zusammengebrochen!«
    Der Arzt beugte sich über den Patienten und fragte: »Wissen
    Sie, was Ihnen zugestoßen ist?«
    Der Mann versuchte zu sprechen, hustete schmerzhaft und
    schüttelte dann in Verneinung der Frage den Kopf.
    Beim Blick auf die Bildschirme, die die Wand der
    Notaufnahme säumten, sah der Arzt, dass es sich weder um
    einen Herz- noch um einen Schlaganfall handelte. Panik wallte
    in ihm auf: Nicht einmal der Diagnose-Computer wusste, was
    los war! Der Krankenpfleger, der an der anderen Seite der
    Pritsche stand, wirkte genauso verwirrt und ängstlich, wie er
    sich fühlte.
    Die Oberschwester drängte sich an der Frau vorbei und
    betrat den Raum. »Ziehen Sie ihm das Hemd aus«, sagte sie.
    Der Arzt war zu verwirrt und besorgt, um sich mit ihr
    darüber zu streiten, wer hier die Anweisungen gab. Und wenn
    die Gerüchte, die in der Krankenstation kursierten, auch nur
    annähernd der Wahrheit entsprachen, hatte diese resolute
    Afro-Amerikanerin viele Jahre in der Friedenstruppe gedient.
    Sie hatte eine Reputation, die ihm Angst machte.
    Mithilfe des Krankenpflegers zogen sie dem Mann das
    Hemd aus. Der Oberkörper und die Arme des Patienten waren
    mit roten Quaddeln übersät. Die Haut fühlte sich heiß an.
    »Insektenstiche?«, fragte der Arzt.
    Die Oberschwester wandte sich der Frau zu, die sie mit
    großen Augen und vorm Gesicht geballten Fäusten anstarrte.
    »Im Park spazieren gegangen?«, fragte sie.
    Die Frau nickte.
    »Anaphylaktischer Schock«, sagte die Schwester nüchtern.
    »Epinephrin.«
    Der Arzt starrte sie mit offenem Mund an. »Wie soll er
    denn…«
    »Epinephrin! Sofort! Er ist von einer Biene gestochen
    worden!«
    »Epinephrin! Sofort!«, raunzte der Arzt den Pfleger an.
    Die Oberschwester zog ein Vergrößerungsglas aus einem
    Schlitz in der Wand des Raums, klappte die Halterung aus
    und suchte den Körper des Patienten ab. Der Arzt verstand
    den Wink und nahm das Vergrößerungsglas. Schon nach ein
    paar Sekunden fand er den Widerhaken des Bienenstachels,
    der sich direkt oberhalb des Handgelenks in den Unterarm des
    Patienten gebohrt hatte. Mit einer Pinzette zog er den Stachel
    vorsichtig heraus. Mein Gott, bin ich gut, sagte er sich.
    Als er aufschaute, war die Oberschwester verschwunden,
    und der Patient atmete schon wieder leichter.
    »Ich habe noch nie einen Bienenstich gesehen«, gestand er
    der Frau, die auch schon wieder viel besser aussah. »Ich hatte
    meine Praxis mitten in Chicago.«
    Die Frau nickte und rang sich sogar ein Lächeln ab. »Er muss
    eine Allergie haben.«
    »Muss er wohl«, pflichtete der Arzt ihr bei.
    Der Krankenpfleger löste die ID-Marke des Patienten vom
    Hemd, das sie auf den Boden geworfen hatten, und schob sie
    ins Computerterminal. Der Name des Mannes, sein Beruf und
    die komplette Krankengeschichte erschienen auf dem
    Bildschirm. Allergien wurden nicht erwähnt, obwohl er an
    Asthma Bronchiale litt. Der Arzt sah, dass der Patient in Kairo
    aufgewachsen und Rechtsanwalt gewesen war, bevor

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