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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Dorf verlief. Deckenlampen schalteten sich
    automatisch ein, während sie durch den Tunnel gingen, und
    erloschen wieder, als sie vorbei waren. Die Wände waren mit
    Kabelbäumen, Rohrleitungen, Ventilen, Steuerpulten und im
    Abstand von hundert Metern mit Bildtelefonen gesäumt. An
    der Decke verliefen Rohrleitungen mit Farbcodes: Blau für
    Trinkwasser, Gelb für Abwasser, das zur Kläranlage floss, und
    Rot für Warmwasser, das den Wärmeaustauschern außen am
    Habitat zugeführt wurde. Der Tunnel hallte wider vom
    Summen der Pumpen und elektrischen Ausrüstung. Holly
    spürte die Vibrationen der metallenen Bodenplatten durch die
    Sohlen der Soft-Boots.
    »Was ist ein Filmstudio?«, fragte sie.
    »Wo man Videos dreht«, erwiderte Gaeta und ließ den Blick
    über die Rohrleitungen schweifen. »Wenn man eine Szene im
    alten Rom spielen will, baut man eine Kulisse, die so aussieht
    wie das alte Rom, müssen Sie wissen.«
    »Ach ja. Ich verstehe. Aber warum sieht das hier wie ein
    Filmstudio aus?«
    Er grinste. »Schauen Sie einmal auf die Rückseite einer
    Kulisse. Sie ist nur eine Fassade, normalerweise aus Plastik.
    Beim Blick hinter die Kulissen sieht man, dass sie mit Balken
    und Gerüsten gestützt werden.«
    »Und dieser Ort erinnert sie daran?«, fragte sie verwirrt.
    »Quasi«, erwiderte er. »Ich meine, ein paar Dutzend Meter
    über unseren Köpfen ist das Dorf…«
    »Nein, wir sind schon unterm Dorf durch«, berichtigte Holly
    ihn. »Wir befinden uns nun unterm Park und gehen in
    Richtung der Farmen.«
    »Wie auch immer. An der Oberfläche wirkt alles so real, aber
    hier unten sieht man, dass es nur eine Attrappe ist.«
    »Ist es nicht!«, sagte sie nachdrücklich. »Es ist so real wie
    irgend möglich. Sie essen doch die Lebensmittel, die wir auf
    den Farmen anbauen, oder? Sie schlafen in einem Apartment
    im Dorf. Wie real sollte es denn noch sein?«
    Gaeta hob beschwichtigend die Hände. »He, nur mit der
    Ruhe. Nehmen Sie das nicht gleich persönlich. Ich wollte
    damit nur sagen, dass das ganze Habitat ein künstliches
    Gebilde ist. Es sieht zwar aus wie ein reales Dorf und reale
    Farmen und all das, aber wenn man hier unten ist, sieht man
    doch, dass es sich um eine große Maschine handelt.«
    »Ja, stimmt«, sagte Holly. »Das ist allgemein bekannt.«
    Sie gingen für eine Weile schweigend weiter, wobei die
    Deckenbeleuchtung bei ihrer Passage im Wechsel sich ein- und
    ausschaltete. Wie von Zauberhand, sagte Holly sich. Dann
    erinnerte sie sich daran, dass sie eigentlich im Büro bei der
    Arbeit hätte sein müssen. Aber es macht Spaß, die Tunnels zu
    erkunden, sagte sie sich. Man kann schließlich nicht immer
    nur arbeiten. Ab und zu will man auch ein wenig Spaß haben.
    Der Tunnel gabelte sich vor ihnen, und in einer Wand tat
    sich ein anderer Tunnel auf, der ihren auf einer unteren Ebene
    kreuzte.
    »Diese Richtung«, sagte Holly und schwang ein Bein übers
    Geländer.
    »Dort hinunter?«, fragte Gaeta.
    »Sicher.« Sie flankte übers Metallgeländer, packte die
    unterste Strebe und baumelte dort für einen Moment. Dann
    ließ sie sich vier Meter tief auf den Metallboden des unteren
    Tunnels fallen.
    »Kommen Sie«, rief Holly zu Gaeta herauf. »Es ist eine
    Abkürzung zu den Farmen.«
    Er beugte sich mit skeptischem Blick übers Geländer. Dann
    kletterte er langsam und methodisch über die Reling und ließ
    sich neben ihr auf den Boden fallen, wobei er leicht auf den
    Zehenballen landete.
    »Für einen Stuntman sind Sie aber recht zimperlich«,
    frozzelte sie.
    »So bleibt ein Stuntman an einem Stück«, erwiderte er
    grinsend. »Es gibt alte Stuntmen und kühne Stuntmen, aber es
    gibt keine kühnen alten Stuntmen.«
    Holly lachte verstehend.
    »Wie weit ist es noch bis zu den Farmen?«, fragte Gaeta.
    »Nicht mehr weit.«
    »Wie weit?«
    Sie runzelte die Stirn und antwortete: »Weniger als drei
    Kilometer.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich habe mir alle Tunnel eingeprägt«, sagte Holly.
    »Alle? Jeden einzelnen? Jeden Kilometer?«
    »Jeden Zentimeter.«
    Er lachte. »Alles im Kopf gespeichert, was?«, sagte er und
    tippte sich an die Schläfe.
    Holly zog den Palmtop aus der Tasche des Gewands und
    drückte mit dem Daumen die Positions-Taste. Auf dem
    Bildschirm erschien eine schematische Darstellung der Tunnel,
    die sich unter der künstlichen Landschaft des Habitats
    hindurchschlängelten; ein blinkender roter Cursor markierte
    ihren Standort.
    Gaeta schaute ihr über die Schulter auf den

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