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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Lücken klaffen
    zwischen den großen Ringen, leere Räume, die durch die
    Anziehungskraft der über dreißig Saturnmonde geschaffen
    werden. Die Ringe werden von kleinen ›Hirtenmonden‹
    begleitet, von kleinen Satelliten, die unmittelbar außer- und
    innerhalb eines jeden Rings kreisen und sie durch ihren
    minimalen gravitationalen Einfluss anscheinend in Position
    halten. Die Ringe sind quasi autark: In dem Maß, wie der
    Planet Partikel ansaugt, werden durch die Kollisionen mit den
    herumwirbelnden Teilchen ständig neue Partikel von den
    Hirtenmonden abgesplittert. Auf der Bahn um den Planeten
    unterliegen diese kleinen Satelliten einem Dauer-
    Bombardement durch den Schauer winziger Eispartikel, durch
    den sie hindurch fliegen und ›abgeschmirgelt‹ werden.
    Die Hauptringe bestehen eigentlich aus Hunderten dünner
    Ringe, die miteinander verwoben zu sein scheinen. Von
    Raumfahrzeugen gemachte Fotos mit langer Belichtungsdauer
    zeigen geheimnisvolle Speichen, die die größten Ringe
    durchbohren: Muster aus Licht und Dunkelheit, die ebenso
    unerklärlich wie faszinierend sind. Vielleicht lädt die starke
    Magnetosphäre des Saturn die Staubpartikel elektrisch auf
    und versetzt sie dann in Bewegung, wodurch dieser Speichen-
    Effekt auftritt.
    Der Planet selbst gibt dem wissbegierigen Forscher von der
    Erde nach wie vor Rätsel auf. Wie der massivere Jupiter wird
    Saturn von innen erhitzt, wobei der Kern aus
    Gesteinsschmelze unter dem Druck der Riesenwelt, die auf
    ihm lastet, siedet. Jedoch ist der Saturn kleiner als Jupiter,
    weiter von der Sonne entfernt und deshalb kälter. Wo der
    Jupiter eine blühende Biosphäre aus fliegenden Organismen in
    seiner dicken Wasserstoff-Atmosphäre beherbergt und eine
    sogar noch komplexere Ökologie schwimmender Lebewesen
    im tiefen, den Planeten umspannenden Ozean, scheint es auf
    dem Saturn kein Leben zu geben außer den kälteadaptierten
    Mikroben, die sich in der oberen Wolkenschicht tummeln.
    »Der Saturn ist eine Sackgasse, was multizelluläres Leben
    betrifft«, verkündete ein enttäuschter Astrobiologe, nachdem
    die ersten Sonden den riesigen Ozean untersucht hatten, der
    unter den ewigen Wolken der beringten Welt brodelt, »gerade
    oberhalb der Schwelle der Bewohnbarkeit für etwas
    Komplexeres als einzellige Organismen.
    Nur ein bisschen wärmer, und wir hätten ein Duplikat von
    Jupiter gehabt«, fügte er melancholisch hinzu.
    Unter den Milliarden von Eispartikeln, aus denen die Ringe
    bestehen, haben Robotsonden präbiologische und chemische
    Aktivitäten entdeckt, aber Indizien für lebende Organismen
    sind bisher noch nicht gefunden worden.
    Saturns großer Mond, Titan, ist indes ein ganz anderer Fall.
    Dort existiert nämlich eine reichhaltige Ökologie aus
    kohlenwasserstoffbasierten Mikroben, wodurch Titan für die
    Erschließung oder industrielle Nutzung von vornherein
    ausscheidet. Niemand außer Wissenschaftlern darf sich Titan
    überhaupt nähern, und selbst sie dürfen nichts anderes auf die
    Oberfläche hinunterschicken als gründlich sterilisierte
    Robotsonden.
    Die wissenschaftliche Gemeinschaft und die internationale
    Astronauten-Behörde stimmen darin überein, dass Menschen
    Titans Ökologie nicht der Bedrohung durch Kontamination
    aussetzen dürfen.
    Andere stimmen damit jedoch nicht überein.
    Abteilungsinternes Memorandum
    An:
    das Personal der Abteilung Human Resources
    Von:
    R. Morgenthau, Amtierende Direktorin
    Betreff:
    Gebetskreise
    Mehrere Mitarbeiter haben um eine Klarstellung gebeten, wie
    die Abteilung die Frage von Gebetskreisen handhabt. Obwohl
    die Habitatsbestimmungen solche Veranstaltungen während
    der Arbeitszeit nicht ausdrücklich vorsehen, sind sie durch
    besagte Bestimmungen andererseits auch nicht untersagt.
    Deshalb wird die Abteilung diese Angelegenheit so
    handhaben, dass die HR-Mitarbeiter während der Arbeitszeit
    Gebetskreise abhalten dürfen ‒ vorausgesetzt, dass solche
    Veranstaltungen vorher mit der Amtierenden Direktorin
    abgestimmt werden und dass solche Veranstaltungen eine
    Dauer von nicht mehr als dreißig (30) Minuten haben.
    Die Teilnahme der Belegschaft an den Gebetskreisen ist
    ausdrücklich erwünscht. Die Abteilung Human Resources
    wird außerdem alle anderen Abteilungen ermutigen, in dieser
    Angelegenheit ähnlich zu verfahren. Diejenigen, die gegen
    Gebetskreise sich aussprechen, sind offensichtlich bestrebt,
    ihre säkularistischen Ansichten der allgemeinen Population
    dieses Habitats

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